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Neuer Forschungsverbund
Wissen in NRW besser vernetzen

Nordrhein-Westfalen gilt als eine der dichtesten Forschungslandschaften in ganz Europa. 45 außeruniversitäre Einrichtungen mit zusammen knapp 17.000 Mitarbeitern gibt es. Einige davon haben sich jetzt in der neuen Johannes-Rau-Forschungsgemeinschaft zusammengeschlossen.

Von Stephanie Kowalewski | 03.04.2014
    Eine Person in einem weißen Anzug sitzt mit Mundschutz in einem Labor und arbeitet mit einer Blutprobe
    Damit Forscher in NRW sich besser austauschen können, haben sich 13 Einrichtungen zu einer neuen Forschungsgemeinschaft verbunden. (dpa / picture alliance)
    Die Bandbreite der Forschung der 13 Gründungsmitglieder ist enorm: Sie reicht von der Nanofabrikation bis zur Friedensforschung. Genau so soll es sein, sagt NRW-Wissenschaftsministerin Svenja Schulze:
    "Alles Bereiche, die Antworten geben auf große gesellschaftliche Herausforderungen. Also wie gehen wir um mit einer älter werdenden Gesellschaft, wie funktioniert das mit dem Klimawandel, wie werden wir mit knapper werdenden Ressourcen umgehen. Niemand kann heute noch alleine eine der großen Herausforderungen bearbeiten. Dafür brauchen wir Kooperationen und das wird über diese Gemeinschaft gefördert."
    Die Mitglieder der Johannes-Rau-Forschungsgemeinschaft wollen also künftig unter einem Dach forschen, wissenschaftlichen Nachwuchs ausbilden und gemeinsame Öffentlichkeitsarbeit betreiben, sagt der frischgebackene stellvertretende Vorsitzende der Forschungsgemeinschaft, Uwe Schneidewind. Er ist auch Leiter des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt, Energie:
    "Der Mehrwert dieser Einrichtung liegt darin, dass wir hier einen institutionalisierten Ort schaffen, wo eine Form von interdisziplinären Auseinandersetzungen stattfindet, die wir weder an den Hochschulen noch an den außeruniversitären Bereich heute haben."
    Außerdem hält er es für einen entscheidenden Fortschritt, dass sich die Mitglieder der Forschungsgemeinschaft zur Qualitätssicherung regelmäßig einer gemeinsamen Evaluation stellen.
    "Heute wird Forschung oft danach bewertet, ob die anderen zehn oder zwölf Spitzenforscher in dem Bereich deine Artikel gut finden. Und es ist noch viel zu wenig das Kriterium, ob das auch bei den Menschen ankommt. Und dass sich Forschungseinrichtungen zusammentun um ihre Forschung auch unter dem Aspekt ganz konsequent bewerten zu lassen, das ist schon ein ganz wichtiger Schritt im System."
    Wie genau das alles ablaufen soll, ist jedoch noch nicht ganz klar. Man stehe eben noch am Anfang heißt es. Klar ist nur, dass die Geschäftsstelle der neuen Johannes-Rau-Forschungsgemeinschaft in der Akademie der Wissenschaften in Düsseldorf unterkommen wird und dass die Gemeinschaft offen für weitere Mitglieder ist. Doch eigentlich alle im Wissenschaftsbetrieb klagen über klamme Kassen. Warum dann noch eine neue Organisation? Wissenschaftsministerin Svenja Schulze betont, dass alle Mitglieder der neuen Forschungsgemeinschaft bereits vom Land gefördert werden. Neues Geld will sie nicht in die Dachorganisation stecken, sagt sie.
    Offen für neue Mitglieder
    "Das ist erst einmal nicht geplant. Die haben ja alle Mittel, die sie vom Land bekommen und diese Mittel sollen auch weiterlaufen."
    Außerdem bilden gerade einmal zwei Personen das Dach der neuen Forschungsgemeinschaft, und die arbeiten ehrenamtlich. Fraglich, was eine so extrem schlanke Dachorganisation tatsächlich bewirken kann. Der neue Vorsitzende Dieter Bather, auch Leiter des Instituts für Energie und Umwelttechnik in Duisburg, hofft, dass durch die neue Organisation sogar mehr Geld ins Wissenschaftssystem des Landes fließt. So gebe es zunehmend mehr Großforschungsprojekte, die nur an Konsortien vergeben würden, sagt Bather.
    "Und so eine Johannes-Rau-Forschungsgemeinschaft eröffnet da einfach auch neue Möglichkeiten. Das heißt, wir werden gemeinsam solche Anträge formulieren, zum Beispiel bei Forschungsförderern. Diese Koordinationsaufgabe, da kann die Geschäftsstelle eine gewisse Rolle spielen. Sie wird auch auf Ausschreibungen aufmerksam machen, ein Screening vornehmen, wo sind denn interessante Felder oder Anfragen aus der Industrie weiterleiten."
    Auch die übrigen Gründungsmitglieder haben große und durchaus unterschiedliche Hoffungen, was die neue Forschungsgemeinschaft ihnen bringen soll:
    "Es ist zumindest so, dass wir davon ausgehen, dass die Mittel nicht weiter gekürzt werden, sondern dass eine Stabilisierung eintritt und wir von daher rein finanziell gesehen in etwas ruhigeres Fahrwasser rein kommen."
    "Also ich denke, dass so eine gemeinsame Klammer durchaus sinnvoll sein kann in einer Wissenschaftslandschaft, in der man sich ja auch national und international behaupten muss."
    "Für uns ist es auch wichtig, dass wir ein bisschen stärker in den Fokus der Wissenschaftspolitik und des Wissenschaftsministeriums geraten durch diese Vereinsmitgliedschaft. Und ich glaube, das stärkt das Gewicht dieser sogenannten An-Institute doch deutlich."
    Wieviel davon Realität wird, wird sich zeigen. Jetzt ist die Johannes-Rau-Forschungsgemeinschaft erst einmal gegründet worden. Als nächstes soll nun eine gemeinsame Homepage entwickelt werden und eine Art Fahrplan, wie oft die 13 Gründungsmitglieder sich treffen werden.