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Neuer Großaktionär
Daimler zu zehn Prozent chinesisch

Der Chef des chinesischen Autokonzerns Geely, Li Shūfú, ist mit knapp zehn Prozent neuer Großaktionär bei Daimler. Nach eigenen Angaben will er Daimler zu einem der weltweit führenden Elektroauto-Anbieter ausbauen. Analysten gehen davon aus, dass Geely außerdem den chinesischen Lkw-Markt aufmischen will.

Von Steffen Wurzel | 26.02.2018
    Li Shūfú 2015 beim "China Brand Forum" in Peking
    Der Chef des Chinesischen Automobilkonzerns Geely Li Shūfú hält nun rund zehn Prozent der Daimler-Aktien (dpa / Yu Fangping)
    Nicht nur für Daimler ist der Einstieg des chinesischen Investors eine große Sache, auch für Geely selbst. Die in Hongkong gelistete Aktie legte heute deutlich zu, um mehr als sieben Prozent.
    In China gehört Geely inzwischen zu den größten und erfolgreichsten Autofirmen des Landes. Das Unternehmen hat seinen Sitz im ostchinesischen Hangzhou, rund 170 Kilometer entfernt von Shanghai. Geely setzt wie die meisten chinesischen Autohersteller stark auf Elektromobiliät und automatisiertes Fahren.
    In Zukunft 90 Prozent Elektro- oder Hybrid-Autos
    Bei der Shanghaier Automesse vergangenes Jahr sagte Yang Xueliang, der Vizepräsident von Geely, dem ARD-Hörfunk: "Es ist Teil unserer 'Strategie 2020', mehr Autos mit Elektro-, mit Hybrid und mit Plugin-Hybrid auf den Markt zu bringen. Wir wollen in Zukunft 90 Prozent unserer Autos mit diesen Antrieben ausgeliefern."
    Geely-Gründer und Unternehmenschef Li Shūfú erklärte am Wochenende, er wolle Daimler mit seinem zehn-prozentigen Investment helfen, zu einem der weltweit führenden Elektroauto-Anbieter zu werden.
    Proton bis Volvo: Viele große Investments
    In den vergangenen Jahren hat Geely bereits international Erfahrung gesammelt. Denn das Unternehmen hat weltweit kleinere Autohersteller gekauft. So gehört zum Beispiel der Hersteller der berühmten Londoner Taxis zu Geely, außerdem das britische Sportwagenunternehmen Lotus und der Massenhersteller Proton.
    Am Wichtigsten aber: Die schwedische Traditionsmarke Volvo ist seit rund acht Jahren Teil von Geely. Für großes Aufsehen sorgte vergangenen Jahr ein kompletter Strategiewechsel Volvos: weg vom Verbrennungsmotor, hin zum E-Antrieb. Schon ab nächstem Jahr soll jedes neue Volvo-Modell einen Elektromotor haben.
    Chinesischen Lkw-Markt aufmischen
    Einige Experten weisen heute darauf hin, dass es bei der künftigen Zusammenarbeit zwischen Geely und Daimler nicht nur um Pkw gehen dürfte, sondern auch um Lastwagen.
    "E-Commerce, Versandhandel und Logistik wachsen in China. Es gibt einen großen Bedarf nach Lastwagen. Vor allem nach großen. Geely möchte daran teilhaben."
    Der Autoanalyst Steve Man von Bloomberg Intelligence. Seiner Meinung nach holt sich Geely mit Daimler ganz bewusst einen Partner ins Boot, der für gute Lkw-Qualität steht. So wolle Geely den bisher unterentwickelten chinesischen Lkw-Markt aufmischen.
    "Bisher beherrschen die chinesischen Lkw-Firmen den heimischen Markt. Was ihnen aber fehlt ist die Technologie für saubere und sparsame Motoren. Da muss noch einiges passieren in China."