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Neuer Stern im Adler
Nova Aquilae 3

Vor 100 Jahren trauten etliche Himmelsbeobachter ihren Augen nicht: Im Sternbild Adler bemerkten sie einen vermeintlich neuen Stern, der innerhalb weniger Tage selbst den Hauptstern Atair an Helligkeit übertraf.

Von Hermann-Michael Hahn | 07.06.2018
    Eine Original-Aufnahme der Nova Aquilae 1918
    Eine Original-Aufnahme der Nova Aquilae 1918 (Ukrainian National Observatory)
    Vorübergehend entwickelte sich das Objekt zum hellsten Stern nach Sirius und Canopus und wurde damit zur hellsten Nova seit der Erfindung des Teleskops zu Beginn des 17. Jahrhunderts.
    Natürlich handelte es sich nicht um einen wirklich neuen Stern, der dort am Himmel aufgetaucht war, auch wenn die astronomische Bezeichnung ebendieses andeutet. Der Fachbegriff Nova, lateinisch neu, der vor mehr als 400 Jahren vom dänischen Astronomen Tycho Brahe geprägt wurde, zementiert lediglich ein Missverständnis aus der vorteleskopischen Zeit.
    Damals ahnte man noch nicht, dass es auch Sterne geben könnte, die zu schwach sind, um sie mit bloßem Auge zu sehen. Wenn ein solcher Stern plötzlich viel heller wird, taucht er als scheinbar neuer Stern auf. Inzwischen wissen die Astronomen auch, warum ein Stern plötzlich sehr viel heller werden kann.
    Eine Nova wie die vor 100 Jahren im Sternbild Adler ereignet sich in einem engen Doppelsternsystem. Dort strömt Materie von einem der beiden Sterne auf den bereits zu einem Weißen Zwerg geschrumpften Partner und wird dort extrem verdichtet. Sie sammelt sich - ähnlich einer Atmosphäre - in einer dünnen Schicht um den Stern. Schließlich reichen Druck und Temperatur aus, um kurzzeitig Kernfusionsprozesse wie im Innern eines Sterns zu zünden - und die Nova leuchtet auf.