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Neues Album von Zaz
Lebensfreude mit Burnout

Mit dem Blues in der Stimme verneigt sich die Sängerin Zaz vor der Stadt Paris. Ihr gleichnamiges Album mit französischen Klassikern hat sie mit Produzenten-Legende Quincy Jones und dem Jazz-Bassisten John Claton aufgenommen. Das Ergebnis ist ein Album voller Lebensfreude.

Von Christiane Rebmann | 01.11.2014
    Sie habe den Blues in der Stimme, hatte der legendäre US Produzent Quincy Jones von seiner französischen Kollegin Zaz geschwärmt. Und er erklärte sich gern bereit, mit ihr das neue Werk "Paris" aufzunehmen. Er ist 81, sie 34. Aber in der Zusammenarbeit hatte sie eher das Gefühl, es sei anders herum, erzählt Zaz.
    "Es war interessant, diesem Menschen gegenüber zu sitzen, der eine Legende ist, der aber gleichzeitig so zugänglich war. Wir haben miteinander geredet, als ob wir uns schon seit Ewigkeiten kennen. Es hat Spaß gemacht, mit ihm und seiner rechten Hand, dem Jazzbassisten John Clayton, zu arbeiten. Die Zwei waren wie Kinder. Wir haben uns in der gemeinsamen Liebe zur Musik gefunden. Im Grunde war diese Zusammenarbeit sehr einfach für uns alle."
    Französisches Flair mit amerikanischen Elementen
    Und obwohl Zaz diesmal französische Klassiker auswählte, um sich vor der Stadt Paris zu verneigen, entstand eine sehr reizvolle Mischung aus französischem Flair und den Elementen, die das Fundament der US-amerikanischen Musik bilden. Das Stück "Paris Canaille" ist ein gutes Beispiel dafür.
    "Der Song hat ausgeprägte Cajun-Elemente. Meine Stimme ist einfach so rausgekommen. Ich hatte plötzlich das Gefühl, in einem Film von Jean Gabin zu sein, ich hörte seine Intonation. Und jetzt hat dieser Song etwas sehr Organisches. Ich liebe diesen Groove."
    Zaz hat eine fundierte Musikausbildung. Das ist die Basis, die ihr ermöglicht, mit der Musik zu spielen und das zu machen, worauf sie Lust hat. Und sie wurde nicht nur wegen ihrer Stimme seit ihrem Karrierestart vor vier Jahren mit Edith Piaf verglichen. Sie sieht noch andere Parallelen.
    "Obwohl Edith Piaf so viel Leid durchmachen musste, war sie eine Kämpferin. Da sind wir uns ähnlich. Man hört es auch in ihrer Musik, dass sie gekämpft hat. Da ist diese intensive Lebensfreude, das ist schon eine Art Lebenswut."
    Beide waren auch mutig. Zaz zum Beispiel hatte keine Scheu, den Piaf Klassiker "Sous le ciel de Paris" einfach mal in einen Zaz-Klassiker zu verwandeln.
    "Dieses Lied wurde sehr häufig neu interpretiert, und wir haben das Arrangement verfremdet. Wir beginnen mit Gitarre und Gesang, und am Ende klingt es fast wie slawische Musik. Ich finde, das passt sehr gut zu diesem Lied. Das Arrangement gibt ihm etwas Erhabenes."
    Kampf an vielen Fronten: Wie Edith Piaf
    Wie ihr Vorbild Edith Piaf kämpft Zaz auch an diversen Fronten. So setzt sie sich in der Organisation Colibri für deren Ziel ein, über die Zusammenhänge zwischen Weltwirtschaftsordnung und die Lebensverhältnisse in den Industrie- und den Entwicklungsländern zu informieren und entsprechende Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen. Und zuletzt musste sie starke Stimmungsschwankungen und einen heftigen Burnout überwinden.
    Sie sorgt dafür, dass sie körperlich fit bleibt. Kürzlich bestieg sie mit einigen Kollegen den Mont Blanc und gab dort ein Minikonzert. Außerdem praktiziert sie die Kampfsportart Kung Fu. Das hilft ihrer Stimme und ihrer Psyche, hat sie festgestellt.
    "Um singen zu können muss man mit der Erde verbunden sein. Man muss sicher und stabil im Boden verankert sein. Ich war früher eher verträumt, ich hatte eher den Kopf in den Sternen, Kung Fu erlaubt mir, mich in meinem Körper zu inkarnieren."
    Die Lebensfreude merkt man dem Song "La Romance de Paris" an, den sie gemeinsam mit Jacques Dutroncs und Francoise Hardys Sohn Thomas Dutronc sang.