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Neues Energielabel
Abschied von A+++

Beim Kauf von Waschmaschinen, Kühlschränken und Fernsehern sollen Verbraucher energiesparende Produkte künftig einfacher erkennen können. Dafür wird die bisherige Kennzeichnung bis hin zu A+++ abgeschafft. Die obersten Energieeffizienz-Klassen könnten zunächst ganz wegfallen - aus gutem Grund.

Von Bettina Klein | 13.06.2017
    Zettel mit Energieeffizienzklassen vor einem Kühlschrank, dessen Tür aufgeht
    Diese Energieeffizienzklassen gehören bald der Vergangenheit an (Imago/blickwinkel)
    Der technische Fortschritt hatte die eigentlich sinnvolle Regelung ad absurdum geführt. Wer sollte noch erkennen, dass bei Waschmaschinen inzwischen Energieklasse A die schlechteste ist, weil die effizienteren mit bis zu drei Pluszeichen gekennzeichnet sind. Die EU will nun zurück zu den einfachen Bezeichnungen A bis G. Klar und übersichtlich für den Verbraucher. Aber was ist in der Zukunft? Steht man in wenigen Jahren nicht wieder vor demselben Problem? Martina Werner, Sprecherin für Energie und Industrie der SPD Abgeordneten im Europaparlament:
    "Wir haben festgestellt, dass der technologische Fortschritt bei der Energieeffizienz gerade bei Hausgeräten sehr, sehr hoch war. Das hätte zur Folge, wir machen eine Reform und in zwei drei Jahren sind wir schon wieder an dem Punkt angelangt, wo A nicht die beste ist, und dann hätte man wieder mit diesen A+++ Klassen anfangen müssen."
    Investieren in Energieeffizienz
    Der Ausweg: die obersten beiden Effizienzklassen A und B sollen nun wohl gar nicht vergeben werden, sondern künftigen, noch besseren Geräten vorbehalten bleiben. Damit soll ein Anreiz für die Industrie geschaffen, weiter in Energieeffizienz zu investieren, um die obersten Gütesegel dafür erst noch zu erlangen. Ska Keller, Fraktionsvorsitzende der Grünen:
    "Die Industrie muss sich weiter entwickeln. Ich glaube, es gibt wirklich diesen Bedarf. Mehr und mehr Leute gucken darauf, was für ein Energielabel es da gibt, und deswegen wird es auch eine Nachfrage geben für energiearme Produkte. Und das ist ja der perfekte Markt für Betriebe, die da weiter und innovativer sind.
    Kritikpunkt: lange Übergangsfristen
    Das könnte allerdings in der Praxis bedeuten, dass der Käufer im Laden steht und nicht erkennt, dass im Augenblick die Klasse C das beste gegenwärtig auf dem Markt befindliche Modell ist. Also doch kein Ende der Verwirrung? Herbert Reul, der Vorsitzende der CDU/CSU Abgeordneten in europäischen Parlament:
    "Ich halte es für ein bisschen zu überzogen, weil natürlich im Umkehrschluss jetzt auf dem Markt die Gefahr sehr groß ist, dass Leute sagen, 'C' kaufe ich nicht, dann bleibt die alte Kiste da stehen."
    Ein weiterer Kritikpunkt sind die langen Übergangsfristen. Deshalb haben sich die Grünen bei der Abstimmung heute enthalten. Ab 2019 sollen zunächst Haushaltsgeräte wie Waschmaschinen und Kühlschränke mit den neuen Energie-Kennzeichnungen im Handel erhältlich sein. Bei Heizgeräten etwa könnte es sehr viel länger dauern, womöglich bis 2030. Martina Werner von der SPD begründet das auch mit den enorm aufwändigen technischen Verfahren, dass der Kennzeichnung vorausgeht. Und dem sich alle Hersteller die in Europa etwas verkaufen möchten unterwerfen müssen.
    Informationen aus der Online-Datenbank
    Es ist nicht nur so ein Marketing-Gadget, dass man neu irgendwie auflegt, sondern dahinter stehen eine Vielzahl von technischen Zahlen, die alle analysiert worden sind, damit Verbraucher sich tatsächlich orientieren können und darum dauert es so lange.
    Kunden sollen sich zukünftig in einer Online-Datenbank über die Geräteangaben der Hersteller informieren können und die Energieeffizienz vergleichen. Die EU Kommission will auch darüber die Umweltverträglichkeit der elektrischen Geräte verbessern. Sie rechnet mit möglichen Einsparungen bei den jährlichen Stromkosten im Haushalt von bis zu 500 Euro pro Jahr.