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Neues Hospital bei Ramstein
"Verbindung der USA zu ihren Verwundeten"

Die Vereinigten Staaten bauen am Luftstützpunkt Ramstein das größte Medizin- und Traumazentrum der Armee außerhalb der USA. Das Krankenhaus ist für US-Soldaten da. Und es ist ein Statement der Amerikaner zur Bedeutung der Nato.

Von Nana Brink | 19.10.2017
    Darstellung des geplanten US-Militärkrankenhauses im rheinland-pfälzischen Weilerbach in der Nähe der US-Air-Base Ramstein
    So soll es aussehen, wenn es fertig wird: das geplante US-Militärhospital im rheinland-pfälzischen Weilerbach, laut Planern das größte weltweit außerhalb der USA (dpa / HOK / HWP Architekten)
    Ein paar hundert Meter vom Eingang der Ramstein Air Base entfernt steht Anja Pfeiffer bis zu den Knöcheln im Dreck. Die Bürgermeisterin von Weilerbach ist Dauergast auf der größten Baustelle der 15.000-Seelen-Gemeinde in der West-Pfalz. Über ihr donnern die Transportmaschinen durch den Himmel, neben ihr baggern sich Baufahrzeuge durch die Erde. Hier, sagt sie, und macht eine weite Bewegung, hier landet bald unser Ufo:
    "Ich habe immer so das Gefühl, die Leute hier haben es noch nicht so verstanden, welche Größe dieses Ufo hat, das hier landet. Mittlerweile sieht man ja auch, wenn man vorbeifährt, diese Dimension. Man kann das vom Auto aus sehen."
    49 Hektar Wald wurden gerodet, eine Fläche so groß wie 70 Fußballfelder. Bislang sieht man nur rote Erde, wie ein Kuchenstück herausgeschnitten aus dem dunkelgrünen Wald von Weilerbach. Für das Mega-Projekt:
    "Here in Ramstein, that is the largest medical centre in the military inventory outside the US!"
    Für das größte US-Militärkrankenhaus außerhalb der USA. Bradley Dunbar ist einer der Chefplaner. Kostenpunkt: Eine Milliarde US Dollar. Es wird die medizinische Anlaufstelle für 200.000 US-Soldaten und ihre Angehörigen in Europa, in Afrika und im Nahen Osten.
    Die Botschaft: "Gekommen, um zu bleiben"
    Ein Krankenhaus der Superlative, sagt Militärarzt Colonel Claude Burnett:
    "Es wird das größe medizinische und Trauma-Center außerhalb der USA, und es ist die einzige Verbindung zwischen den USA und ihren verwundeten Soldaten, egal ob im Irak oder in Afghanistan. Wir bauen ein neues Hospital – das sagt doch alles!"
    Es sagt vor allem: Die Amerikaner sind gekommen, um zu bleiben. Eine deutliche Aussage in Zeiten, da ein amerikanischer Präsident die Nato schon einmal für "obsolet" erklärt. Aber Krankenhäuser haben andere Planungsphasen als Legislaturperioden von Regierungschefs. Der Bau wurde 2009 vom US-Kongress beschlossen. Für Planer Bradley Dunbar ein klares Signal:
    "Das ist unser Beitrag für die Nato, das ist so, es ist eine Verpflichtung für unsere Beziehungen zur Nato!"
    Blick auf die Baugrube des geplanten US-Militärkrankenhauses im pfälzischen Weilerbach im August 2017
    Bis jetzt steht auf der Baustelle noch nicht viel (picture alliance / dpa / Uwe Anspach)
    Die Entscheidung, so viel Geld in ein neues Krankenhaus zu stecken, hat natürlich auch einen anderen Grund: Bislang wurden alle verwundeten Soldaten aus den Einsätzen im Irak und Afghanistan nach Landstuhl gebracht, 13 Kilometer von der Air Base in Ramstein entfernt, auf einem Hügel gelegen. Zu erreichen über holprige, verschlungene Landstraßen. Militärarzt Claude Burnett – stellvertretender Kommandeur des Hospitals – kann es nicht schnell genug gehen mit dem Neubau:
    "Das Gebäude, in dem wir sind, stammt aus den 50er-Jahren, und einfach gesagt: Es hat seine Zeit hinter sich! Was ich damit meine: Natürlich ist die Patientenversorgung gesichert, aber das Gebäude zu erhalten, ist extrem teuer, und es ist einfach nicht geeignet für die Herausforderung der modernen Medizin. Nicht zu vergessen: Wir liegen hier in Landstuhl auf einem Hügel. Die neue Klinik liegt direkt neben der Rollbahn.
    Deutschland trägt Großteil der Planungskosten
    Über eine Rampe können die verletzten Soldaten aus dem Flugzeug direkt ins Krankenhaus transportiert werden. Keiner spricht es laut aus, aber in Zeiten der Terrorgefahr will man keinen Zentimeter unkontrolliert lassen. Was zu der nächsten Frage führt: Was hat Deutschland von diesem Mega-Projekt?
    "Die Planungskosten werden zum größten Teil von der Bundesrepublik getragen, 151 Millionen an Planungskosten, was hier anfällt, die Bundesrepublik trägt. Gemäß dem Grundabkommen zwischen USA und der Bundesrepublik werden diese Kosten von unserer Seite getragen. Das ist politisch so gewollt", sagt Christoph Strohschneider, Chef des Amtes für Bundesbau, der die Baustelle betreut.
    Spätestens 2023 soll das amerikanische Krankenhaus fertig sein, in dem keine deutsche Patienten behandelt werden. Außer im Terrorfall, aber von dem spricht ja keiner. Auch Bürgermeisterin Anja Pfeiffer nicht. Sie wartet auf das Krankenhaus-Ufo. In jedem Fall besser als ein Atomwaffen-Depot, meint sie.
    "Hach ja, was hat Weilerbach davon, das werde ich immer wieder gefragt: Ich sag dann immer, Ruhm und Ehre in der Welt – so aus Spaß ... Die Menschen hier, seit dem Krieg eigentlich, leben mehr oder weniger Tür an Tür mit den Amerikanern, wir haben etwa 5.000 Amerikaner, das heißt, ein Viertel der Bevölkerung sind ausländische Streitkräfte. In jedem vierten Haus hier wohnt irgendjemand, der etwas mit der Air Base Ramstein zu tun hat. Das kann sich außer den wirklichen Kritikern niemand vorstellen, dass die hier wirklich weg gehen. Weil, was sollen wir hier machen?"