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Neustart für Frauen-Fußball-Profiliga in den USA

Vor sechs Jahren wurde der erste Versuch, in den USA eine Profiliga für Frauen-Fußball mit Stars wie Mia Hamm und Brandy Chastain zu gründen, angesichts von Millionenverlusten abgebrochen. Die neue Liga hat ein solideres Finanzierungssystem und steht unter hohem Druck, diesmal alles richtig zu machen.

Von Kerstin Zilm | 29.03.2009
    Ballkünstlerinnen dribbeln, schießen Tore, reißen jubelnd die Arme in die Höhe und ballen die Fäuste nach gelungenen Zuspielen – mit zahlreichen Videos wirbt die neue US-Profiliga für Frauen auf ihrer Webseite für ihre erste Saison. Die Liga mit sieben Mannschaften aus Los Angeles, Washington, Boston, Chicago, New York, San Francisco und Saint Louis hat auch einen richtigen Star aufzubieten: Marta Vieira de Silva, unter Kennern schlicht bekannt als "Marta”. Die dreifache FIFA-Welt-Fußballerin des Jahres aus Brasilien ist das Gesicht der Liga. Sie soll das neue Zugpferd werden, nachdem die Stars der alten Liga, die nach anderthalb Jahren aufgelöst wurde, in den Fußball-Ruhestand getreten oder dem Ruhestand nahe sind. Aus dem Misserfolg der ersten Liga haben die Gründer der neuen Version viel gelernt, erklärt WPS-ChefinTanya Antonucci. Die Ex-Managerin von Yahoo!Sport und ehemalige Fußballspielerin sah sich besonders Sponsoren gegenüber verpflichtet. Die mussten nach der Auflösung der ersten Profiliga über 100 Millionen Dollar als Verlust abschreiben.

    "Der Druck auf uns ist hoch, dass wir es diesmal richtig machen. Wir denken jeden Tag daran, dass für lange Zeit niemand einen neuen Versuch wagen wird, wenn wir es falsch machen. Wir wollten sicher gehen, dass die Beteiligten nicht nur ein paar Jahre dabei bleiben, sondern über Jahrzehnte."

    Der Fernsehsender FOX wird jede Woche eine Begegnung der Frauenliga live übertragen, Saison-Tickets kosten zwischen 100 Dollar auf den Tribünen und 650 Dollar für die besten Plätze. Das Durchschnittsgehalt der Spielerinnen liegt bei 32.000 Dollar für sieben Monate Spielzeit. Das alles ist deutlich bescheidener, als beim ersten Profi-Liga-Ansatz, der getragen wurde vom Erfolg der US-Nationalmeisterschaft bei der WM in den USA. Judy Foudy, Mitglied der siegreichen Mannschaft und der ersten Profiliga, ist nun Teil des WPS-Management-Teams:

    "Wir gingen fälschlicherweise davon aus, dass Sponsoren sich beteiligen sollten, weil Frauenfußball so eine tolle Sache war. Wir hatten keinen soliden Geschäftsplan. Wir wollen auch diesmal, dass Gefühle eine Rolle spielen, aber es muss gleichzeitig auf einer guten finanziellen Basis stehen."

    Wohl auch, weil die Gehälter der US-Frauen-Profiliga nicht so hoch sind wie beim ersten Versuch, konnte die WPS nicht so viele internationale Stars anziehen, wie erhofft. Die deutschen Nationalspielerinnen Birgit Prinz und Nadine Angerer lehnten Angebote mit der Begründung ab, dass der WPS-Spielplan mit der EM kollidiere.
    Ausnahme ist die Star-Spielerin Marta aus Brasilien. Sie wird in Los Angeles das Team um die US-Nationalspielerinnen Shannon Boxx, Stephanie Cox und Abby Wagner leiten. Die Weltfußballerin spielt mit einem Drei-Jahresvertrag von rund 180.000 Euro pro Jahr plus 200.000 Dollar Werbevertrag. Marta wird schon jetzt verglichen mit dem Star, der erst kürzlich in Los Angeles antrat mit dem Ziel, US-Fußball auf weltweites Niveau zu heben: David Beckham. Der britische Fußballstar versprach Erfolg und einen langen Aufenthalt in den USA. Dafür bekam er einen 250-Millionen-Vertrag. Von seinen Versprechen hat er wenig gehalten. Marta weicht Fragen danach, ob sie der Beckham des Frauenfußballs sei, am liebsten diplomatisch aus:

    "Auf dem Feld ist es meine Aufgabe, die Ziele unserer Mannschaft umzusetzen. Außerhalb des Feldes habe ich die gleiche Aufgabe wie alle Spielerinnen: Fußball gut zu vertreten und ein Vorbild zu sein. Die Erwartungen sind hoch. Die Messlatte des Erfolgs ist, inwieweit wir die Erwartungen erfüllen können."

    (Sport am Sonntag)