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New Mexico
Lehmbauten machen Klimaanlagen überflüssig

Klimaschutz ist inzwischen auch in den USA ein wichtiges Thema. Im Wüstenstaat New Mexico greift man dabei auf altbewährte Rezepte zurück: dicke Mauern statt Klimaanlagen. Auch beim Grundriss der Häuser orientieren sich manche Architekten an den traditionellen Lehmziegel-Bauten der Pueblo-Indianer.

Von Stefanie Peyk | 03.01.2014
    Taos Pueblo, eine uralte Indianer-Siedlung im heißen und trockenen Südwesten der USA. Donnergrollen in der Ferne kündigt lang ersehnten Regen an. Aspen, der Fremdenführer hier und selbst ein Pueblo-Indianer, zeigt auf eine ockerfarbene Mauer aus den für Neumexiko typischen Lehmziegeln.
    "Für diese Ziegel braucht man vor allem Lehmsand, wie es ihn hier rund ums Dorf gibt. Diesen Sand müssen Sie sieben und dann mit Wasser und Stroh mischen. Die Mischung kommt in eine Ziegel-Form aus Holz. Dann trocknen die Ziegel drei bis vier Tage lang in der Sonne, sie werden nicht gebacken oder gebrannt. Lehm-Häuser sind im Sommer innen kühl. Im Winter, mit einem Feuer, bleibt die Wärme im Haus."
    Auch Santa Fe, die Hauptstadt von Neumexiko, ist bekannt für ihre Lehm-Bauten. Der Architekt Mark Chalom baut viel und gern mit Lehm.
    "Lehm ist ein sehr schwerer dichter Baustoff. Wie Beton kann er sehr gut Energie aufnehmen und speichern. Wir haben Glück, dass es in Neu Mexiko so viel Lehm gibt."
    Im Wüstenklima von Neumexiko können dicke Lehm-Mauern – aber auch dicke Mauern aus Beton - die Klimaanlage überflüssig machen, indem sie die Hitze des Tages und die Kälte der Nacht jeweils erst stark verzögert an die Innenräume weiterleiten – so wirken die Mauern tagsüber kühlend, nachts geben sie nach innen Wärme ab – manchmal mehr als genug.
    "Wir haben Kunden, die um zwei Uhr nachts anfangen, die Bettdecken wegzustrampeln."
    Natürlich muss auch die Ausrichtung des Hauses stimmen, genau wie die Aufteilung der Räume.
    "Auf die Nordseite des Hauses kommen Schränke, Bäder, Werkstätten, Wirtschaftsräume, die als Kältepuffer wirken – so haben’s auch schon die Anasazi –Indianer vor Tausenden Jahren gemacht. Mit den richtigen Baustoffen und der richtigen Ausrichtung zur Sonne kann man bis zu 85 Prozent des Wärme- und Kältebedarfs des Hauses abdecken."
    Das machen sich auch andere Architekten zunutze.
    Mitten im kargen Nirgendwo von Neumexiko liegt eine Siedlung mit mehr als siebzig sogenannten „Earthships“: farbenfrohen, in Erdhügel eingelassenen Bauten mit großen Fensterfronten – eine Mischung aus Hundertwasser-Haus und Hobbit-Höhle, garniert mit Solaranlagen und kleinen Windrädern. Das Video im Besucherzentrum erklärt es so:
    "Ein Earthship ist ein Passiv-Haus aus natürlichen und recycelten Baustoffen. Es ist unabhängig von öffentlichen Netzen – den Strom liefern Sonne und Wind, das Wasser liefern Regen und Schnee. Das Schmutzwasser wird gefiltert und im eigenen Gewächshaus zur Bewässerung eingesetzt."
    Recycling wird bei den Earthships großgeschrieben. In manche Wände sind die Böden farbiger Glasflaschen eingebaut. Die Nordwände der Häuser bestehen aus alten Autoreifen, die mit Lehm gefüllt und verputzt sind, erklärt Daniel Dynan von der Earthship Initiative.
    "Wir holen uns die Autoreifen von Müllhalden oder vom Auto-Verschrotter. Die Schrotthändler lieben uns, weil sie sonst für die Entsorgung der Reifen zahlen müssten."
    Die massiven Lehmwände halten die Temperatur in den Häusern recht stabil. Über gezielte Verschattung der großen Glasfronten lässt sich regulieren, wie sehr die Sonne das Innere aufheizt.
    Jedes Earthship hat seinen eigenen Wintergarten, in dem auch Nutzpflanzen wachsen.
    "Wir haben Trauben, wir haben Zitronen und Limetten, da drüben wachsen Bananen. Und dann kann man natürlich auch Tomaten und so was anbauen."
    In einem Fischbecken werden Tilapia für den Eigenbedarf gezüchtet. In den Earthships gilt das Motto: Je unabhängiger, desto besser – the American dream!