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New York Fashion Week
Modenschau und #MeToo

Auch die New York Fashion Week steht unter dem Zeichen von #MeToo: Nachdem über die sexuelle Belästigung männlicher Models berichtet wurde, verspricht die Vereinigung "Model Alliance" ein sicheres und respektvolles Arbeitsumfeld - und richtet erstmals in der Geschichte der Modenschau private Umkleiden ein.

Von Kai Clement | 08.02.2018
    Ein Model auf dem Laufsteg für den Designer Abasi Rosborough währende der New York Mens Fashion week 2018
    New York Fashion Week: Die Schauen stehen nicht nur im Zeichen der Mode, sondern auch im Zeichen der #MeToo-Debatte. (imago stock&people)
    "Wir sind eine Gruppe von Heiden, Hexen und Voodoo-Praktizierenden. Wir versuchen, etwas für den Feminismus zu tun - und das Verkaufsgeschäft", so erklärt die Modenschau-Produzentin Kelly Cutrone der Zeitung "New York Post" ihre Voodoo-inspirierte Performance für drei Designer zum Auftakt der Fashion Week. Das beweist: New York kann auch seltsam. Das beweist aber auch: New Yorks Schaulaufen steht nicht nur im Zeichen der Mode, sondern auch im Zeichen der #MeToo-Debatte.
    Gerade rechtzeitig zur Fashion Week hat Modedesignerin Diane von Furstenberg als Chefin des Council of Fashion Designers of America alle Mitglieder angeschrieben: "Für ein unsicheres Arbeitsumfeld gibt es null Toleranz. Wir ermutigen jeden in der Modeindustrie, Missbrauch am Arbeitsplatz zu berichten."
    "Seine Hand unangemessen aufgezwungen"
    Genau das war Mitte Januar geschehen. In einer mehrseitigen, großangelegten Recherche berichtete "New York Times"-Journalist Jakob Bernstein über sexuelle Belästigung in der Modebranche: "Ich hatte einen Anruf von jemandem in der Modebranche bekommen. Die Vorwürfe gegen den Filmmogul Harvey Weinstein waren gerade rausgekommen."
    Bernstein portraitierte drei männliche Models, die Vorwürfe gegen Bruce Weber und Mario Testino erheben. Die Star-Fotografen weisen diese zurück. Model Josh Ardolf aber wiederholt sie kurz darauf in Whoopi Goldbergs Fernsehshow beim Sender ABC. Bei dem Foto-Shooting für die "Vogue" mit Bruce Weber sei er 20 Jahre alt gewesen, so Josh Ardolf. "Wir haben Atemübungen gemacht bei einem Foto-Shooting. Ich war dann nackt. Er wollte, dass ich seine Hand nehme und sie dorthin führe, wo ich Energie spürte. Das war für mich noch in Ordnung. Ich legte sie auf meine Schulter, meine Brust usw. - aber dann er mir seine Hand unangemessen aufgezwungen." "New York Times"-Journalist Jakob Bernstein findet es schockierend, wie sehr die Modebranche sexuellen Missbrauch leugnet und überspielt.
    "Die Model Alliance nimmt diese Bedenken ernst"
    Diesem Vorwurf versucht die Fashion Week nun entgegen zu treten. So soll es erstmals in der Geschichte der Show private Umkleidekabinen geben, teilt Sara Ziff von der "Model Alliance" schriftlich mit. "Models haben Bedenken geäußert angesichts von zudringlichen Fotografen und fehlender Privatheit, wenn sie sich hinter den Kulissen bei der New York Fashion Week umkleiden. Die Model Alliance nimmt diese Bedenken ernst."
    Mehr Türen und Vorhänge schaffen einen vor Blicken geschützten Raum, aber nicht zwangsläufig mehr Respekt und ein Ende des Machtmissbrauchs. Das gelte gerade in dieser Branche, so der "New York Times"-Journalist, die so sehr von Zurschaustellung von Körperlichkeit, Nacktheit und Attraktivität lebe. "Glaube ich, dass es immer noch vorkommt? Ja - die ganze Zeit! Beim Modeling geht es ja auch um 'Sex sells', anders als in einer Unternehmenskultur. Jeder versucht noch herauszufinden, was richtig ist."