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New York
Kein Zugang zur Ausstellung im UNO-Hauptsitz

In New York in einem Konferenzgebäude der Vereinten Nationen wird die Ausstellung "Our Mother’s House" gezeigt. Es geht um die Rechte der Frauen im Nahen Osten und um den Schutz von kulturellem Erbe. Ob sich die Ausstellung lohnt, kann DLF-Autorin Sacha Verna aber nicht berichten. Sie durfte keinen Blick auf die Exponate werfen - aus Sicherheitsgründen.

Von Sacha Verna | 20.11.2015
    Das Hauptquartier der Vereinten Nationen am East River in New York.
    Das Hauptquartier der Vereinten Nationen am East River in New York. (picture alliance / dpa - Chris Melzer)
    In einem Konferenzgebäude am Hauptsitz der Vereinten Nationen in New York ist zurzeit eine Ausstellung zu sehen. Sie trägt den Titel "Our Mother's House", "Das Haus unserer Mutter" und bildet den Auftakt einer Initiative mit dem Ziel, die Rechte der Frauen im Nahen Osten zu fördern und das kulturelle Erbe zu schützen. Die Initiatoren sind die Ständige Vertretung Saudi Arabiens an der UNO und zwei Organisationen, die sich der Völkerverständigung widmen.
    In der Ankündigung hieß es, es würden Arbeiten von Handwerkerinnen gezeigt, die in einer Provinz im Südwesten Saudi Arabiens seit Jahrhunderten Häuser bemalen. Man hoffe auf die Medien, um die Öffentlichkeit auf diese wichtige Tradition und auf die Anliegen und die Anstrengungen der Initiatoren generell aufmerksam zu machen. Das klang interessant, das Anliegen berechtigt.
    Zutritt zum UNO-Gebäude in New York erhält man nur mit einer Genehmigung. Eine Genehmigung erhält nur, wer mit diversen Formularen in diversen Büros vorstellig geworden ist. Aber selbst ein UNO-Presseausweis und ein Termin mit dem Kurator vor Ort genügen nicht, um Zugang zu "Our Mother's Haus", zum "Haus unserer Mutter" - also zur Ausstellung selbst zu erlangen. Man darf über die Ausstellung lesen, man darf über sie sprechen - nur sehen darf man sie nicht. Und das an einem Ort, der vielleicht wie kein zweiter den Anspruch hat, für Demokratie, Transparenz und Verständigung zu stehen. Der Grund liegt nicht in den Anschlägen von Paris, denn der Versuch, auf die entsprechende Etage im Hochhaus am East River zu gelangen, scheiterte schon vorher - und das gleich mehrfach.
    Die Bürokratie, so lautete die Erklärung. Sicherheitsvorschriften. Bitte Geburtsort und -datum, Geschlecht, Größe, Gewicht und Augenfarbe angeben, sowie den genauen Grund für den Besuch der Ausstellung. Der allerdings lässt sich nur schwer benennen, wenn man nichts kennt außer einem Pressetext, und nichts gesehen hat. Dann, nachdem der Termin mit dem Kurator mehrfach verschoben worden ist, die Nachricht, der saudische Außenminister weile gerade beim Gipfel der G-20 in der Türkei. Ohne ihn ginge aber gar nichts. Es braucht die Unterschrift Ministers höchstpersönlich, damit eine Mitarbeiterin des öffentlich-rechtlichen deutschen Rundfunks die Ausstellung sehen darf, die Frauenrechte fördern und das kulturelle Erbe im Nahen Osten schützen soll.
    In einem Konferenzgebäude am Hauptsitz der Vereinten Nationen in New York ist zurzeit eine Ausstellung mit einem ehrenhaften Anliegen zu sehen, die aber offenbar niemand sehen soll. Außer vielleicht der saudische Außenminister, falls er einmal vorbeikommt. Unsere Rezension muss aus diesen Gründen leider entfallen. Aus Sicherheitsgründen.