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NHL-Ehrungen für Leon Draisaitl
Von den Haie-Bambini zum globalen Eishockeystar

Bei den Kölner Haien fing alles an: Leon Draisaitl hat sich von den Bambinis dort bis zum Topsocrer in Nordamerikas Profiliga NHL hochgearbeitet. Dafür wurde er jetzt mit dem Titel zum "wertvollsten Spieler" belohnt. Seine Kollegen wählten ihn außerdem zu einem "herausragenden Akteur".

Von Heiko Oldörp | 22.09.2020
Leon Draisaitl im NHL-Spiel seiner Edmonton Oilers gegen die Winnipeg Jets am 11. März 2020 (Rogers Place in Edmonton)
Leon Draisaitl im Spiel seiner Edmonton Oilers gegen die Winnipeg Jets im März 2020 - vor der Corona-Pause. (imago images / Icon SMI)
In der Stunde seines bislang größten Erfolges dachte Leon Draisaitl an seine Anfänge zurück. An die Eishalle in der Gummersbacher Straße in Köln-Deutz, wo er einst bei den Bambini der Kölner Haie mit dem Schlittschuh laufen begann.
"Der KEC ist schon immer eine Herzensangelegenheit gewesen - und das wird sich auch niemals ändern. Ich glaube, dass ich da einfach das Eishockey spielen gelernt habe. Die ganz einfachen Dinge, wie Schlittschuh laufen, die kleinen Sachen. Ja, ich bin einfach mit dem KEC groß geworden."
Und jetzt gehört Draisaitl sogar zu den ganz Großen weltweit in seinem Sport. Der Stürmer der Edmonton Oilers war erst mit 110 Punkten bereits Topscorer der Hauptrunde in Nordamerikas Profiliga NHL geworden. Nun kam eine Art Ritterschlag hinzu. Von den Sportjournalisten ist er zum "most valuable player", gekürt worden, also zum "wertvollsten Spieler". Und seine Kollegen wählten Draisaitl zudem zum "herausragenden Akteur". Diese Auszeichnung hatte für Draisaitl einen besondereren Wert.
Eishockey-WM 2019: der deutsche Nationalspieler Leon Draisaitl beim Spiel gegen Finnland.
Eishockey-WM 2019: der deutsche Nationalspieler Leon Draisaitl beim Spiel gegen Finnland. (www.imago-images.de)
"Stolz, dass meine Mitspieler und Gegenspieler mich gewählt haben"
"Ich glaube, dass als Spieler jede Trophäe sehr, sehr speziell ist und man freut sich natürlich über jede Trophäe. Trotzdem, von den Mitspielern, Gegenspielern gewählt zu werden, ist natürlich, glaube ich, für uns Sportler immer das Schönste. Das sind die Jungs, gegen die du jeden Tag spielst. Dadrauf bin ich eigentlich am meisten stolz, dass meine Mitspieler und Gegenspieler mich gewählt haben."
Die kostbaren Trophäen werden normalerweise jeden Sommer in Las Vegas überreicht - im Rahmen einer großen Gala. Aufgrund von Corona fiel das diesmal aus. Draisaitl erfuhr im Urlaub auf Mallorca von seinen Ehrungen - durch einen Videoanruf von Eishockey-Legende Wayne Gretzky.
"Well deserved, congratulations Leon."
"Thank you, Wayne."
Draisaitl ist zwar erst 24 Jahre alt, aber durch seine Auftritte, Tore und Aktionen in der stärksten Eishockeyliga der Welt bereits seit einiger Zeit das globale Gesicht des deutschen Eishockeys. Sehr zur Freude von Verbandspräsident Franz Reindl.
"Wenn du solch einen Spieler hast, wie den Leon - er repräsentiert unseren Sport. Und er hat die mediale Präsenz wie kein anderer. Das ist ja klar und das ist doch super."
DEL mit finanziellen Problemen
Allerdings werden durch Draisaitl’s Auszeichnungen die aktuellen Probleme in der heimischen Liga etwas überdeckt. Der DEL fehlen aufgrund der Coronakrise nach eigenen Angaben rund 60 Millionen Euro, um in die neue Saison starten zu können. Auch Draisaitl macht sich Sorgen.
"Dadurch, dass das Eishockey halt in Deutschland nicht gerade die finanziellen Möglichkeiten hat, das jetzt einfach so zu kompensieren, glaube ich, braucht das deutsche Eishockey einfach enorme Hilfe. Natürlich geht es in erster Linie um die Gesundheit von Menschen. Das muss auch so bleiben. Aber, ich glaube, wenn man da ein gutes Hygienekonzept in den verschiedenen Hallen darstellen kann, dann wär’s natürlich sehr, sehr schade, wenn das deutsche Eishockey diese Saison nicht spielen könnte."
Auch in der NHL gibt es viele Fragezeichen. Derzeit ist noch unklar, wann die neue Saison beginnt. Draisaitl bereitet sich trotzdem auf Mallorca mit einem Privattrainer vor. In wenigen Tagen fliegt er nach Köln und will, wenn möglich, bei den Haien mittrainieren. Dort, wo für ihn einst alles begann.