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Nibelungentreue zu FIFA-Präsident Joseph Blatter

Theo Zwanziger, der Präsident des Deutschen Fußballbundes (DFB), wird wegen seiner Nibelungen-Treue zum skandalumtosten FIFA-Präsidenten Joseph Blatter erneut scharf attackiert.

Von Jens Weinreich | 25.07.2011
    Anfang Juni, kurz nach dem FIFA-Kongress, den Zwanziger kritiklos absolvierte, rügte Uli Hoeneß den DFB-Boss. Nach dem Präsidenten des FC Bayern legte nun Karl-Heinz Rummenigge nach, Vorstandvorsitzender der FC Bayern München AG.

    In einem Interview mit der Zeitschrift "kicker" kritisierte Karl-Heinz-Rummenigge die Blatter-Treue des DFB-Präsidenten. Theo Zwanzigers Politik, "Blatter stets zu verteidigen, obwohl die ganze Welt weiß, wie es wirklich ist", sei nicht sehr klug. "Die FIFA ist ein Korruptionsstadel, dafür gibt es genug Beweise", sagte Rummenigge.

    Seine Aussage entspricht den Tatsachen, rund ein Dutzend Vorstandsmitglieder der FIFA hat sich schwerster Korruptionsvorwürfe zu erwehren. Die FIFA-Führung findet es beispielsweise völlig in Ordnung, dass der US-amerikanische Vorständler Chuck Blazer seit 20 Jahren zehn Prozent der Marketingeinnahmen seines nordamerikanischen Verbandes CONCACAF als so genannte "Kommission" erhält – allein in den letzten fünf Jahren kassierte Blazer 9,6 Millionen Dollar als Bonus.

    Rummenigge spricht nicht nur als Vorstandsvorsitzender des FC Bayern, sondern auch als Chef der Europäischen Klub-Vereinigung ECA.

    Anfang Juni, kurz nach dem FIFA-Kongress, als Zwanziger ins FIFA-Exkutivkomitee aufstieg, hatte Bayern-Präsident Uli Hoeneß Zwanziger gerügt, weil dieser auf dem Kongress nur Dankesworte an Blatter und keine Kritik geäußert hatte: "Wegschauen heißt auch akzeptieren", sagte Hoeneß. Der "ganze Saustall" FIFA gehöre ausgemistet. Kurz darauf hatte Zwanziger über seine bevorzugten Medien aus dem Hause Springer einen Runden Tisch angekündigt, der dann verschoben wurde, offenbar auch, um die Frauen-WM nicht mit ernsten Themen zu belasten.

    Nach Rummenigges Kritik meldete sich Zwanziger in seinem Leib- und Magenblatt "Bild" und erklärte, er sei "nicht der Blitzableiter der Bayern". Er habe das Gefühl, "die Bayern brauchen ein Feindbild". Früher sei das der DFB gewesen – heute die FIFA und Blatter.

    Als ob es hier um einen Konflikt zwischen dem FC Bayern und dem DFB ginge. Zwanziger behauptete außerdem, es bestehe die Chance, in der FIFA "etwas zu verändern". DFB-Generaldirektor Wolfgang Niersbach verstieg sich gar zur Behauptung, Rummenigges Kritik sei gänzlich "unangebracht".

    Kritik am seit Jahrzehnten währenden, beinahe flächendeckenden Korruptionssystem in der Spitze des Fußball-Weltverbandes ist unangebracht?

    Äußerungen wie die von Niersbach bestätigen Rummenigge und Hoeneß.

    Zu Zwanzigers Gunsten spricht, dass er der FC-Bayern-Ikone Franz Beckenbauer im FIFA-Exekutivkomitee nachfolgte. Beckenbauer hat nie den Eindruck erweckt, in der FIFA etwas verändern zu wollen. Nachdem Zwanziger nun mehrfach erklärt hatte, die WM 2022 in Katar müsse wegen zahlreiche Korruptionsvorwürfe auf den Prüfstand, holte der inzwischen auf Lebenszeit wegen Korruption gesperrte Mohamed Bin Hammam Rat bei einem Deutschen ein, wie ernst es Zwanziger wirklich meine:

    Nach Informationen des Deutschlandfunks traf sich Bin Hammam mit?
    Franz Beckenbauer.