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Nicht beachtete Sensation vor 30 Jahren
Planeten entdeckt – und widerrufen

Den ersten Planeten um einen fremden Stern haben die kanadischen Astronomen Gordon Walker und Bruce Campbell entdeckt – und zwar lange bevor der Exoplanetenboom Mitte der 90er-Jahre seinen Anfang nahm.

Von Dirk Lorenzen | 23.06.2017
    Der Stern Gamma Cephei steht nachts etwas rechts des Polarsterns: dort haben Walker und Campbell den ersten Exoplaneten entdeckt.
    Der Stern Gamma Cephei steht nachts etwas rechts des Polarsterns: dort haben Walker und Campbell den ersten Exoplaneten entdeckt. (Stellarium)
    Walker und Campbell sind die Pioniere der Radialgeschwindigkeitsmethode. Sie haben gemessen, ob sich im Licht der Sterne die dunklen Spektrallinien minimal verschieben. Dies zeigt, dass ein Stern hin- und herpendelt, weil ihn ein Planet umkreist.
    Damals waren Forscher überzeugt, Planetensysteme seien immer in etwa so wie das unsrige. Demnach müsste man viele Jahre lang beobachten, um einen Planeten wie Jupiter zu entdecken, der zwölf Jahre für eine Runde um die Sonne braucht.
    Walker und Campbell bekamen daher pro Jahr nur sehr wenige Nächte Beobachtungszeit am damals besten kanadischen Teleskop zugeteilt. Zudem war es schwer, Mittel für ein so langfristiges Projekt zu bekommen. Nach sieben Jahren Datennahme zeigte sich tatsächlich die Signatur eines Planeten – und die Forscher präsentierten ihre Daten sehr zurückhaltend auf einer Tagung.
    Heute unvorstellbar: Walker und Campbell bekamen am Canada-France-Hawaii-Teleskop auf dem Mauna Kea nur sehr wenig Beobachtungszeit für ihr Exoplaneten-Projekt.
    Heute unvorstellbar: Walker und Campbell bekamen am Canada-France-Hawaii-Teleskop auf dem Mauna Kea nur sehr wenig Beobachtungszeit für ihr Exoplaneten-Projekt. (CFHT)
    Heute ist kaum mehr vorstellbar, dass in den achtziger Jahren die meisten Kollegen die Arbeiten von Walker und Campbell entweder gleichgültig oder mit größter Skepsis zur Kenntnis genommen haben. Niemand kam auf die Idee, die Beobachtungen zu überprüfen.
    Später ließen sich die Kanadier von dem Hinweis eines Kollegen entmutigen, das vermeintliche Signal eines Planeten gehe wohl nur auf Aktivitäten auf der Sternoberfläche zurück.
    Sie widerriefen ihre Entdeckung und stellten die Arbeit ein. 2003 haben andere Astronomen den Fund bestätigt.