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"Nicht panisch verkaufen"

Die Börsen sind nach der Herabstufung der US-Kreditwürdigkeit zwar nicht im vollends freien Fall, aber die Abschläge sind deutlich. Viele private Anleger sind verunsichert, doch gerade jetzt gilt: keine Panik.

08.08.2011
    Susanne Kuhlmann: Zum befürchteten "Schwarzen Montag" ist es nicht gekommen. Nach der Herabstufung der Kreditwürdigkeit der USA durch die Ratingagentur Standard & Poor's haben die europäischen Börsen heute nur leicht im Minus eröffnet, auch der deutsche Aktienmarkt hält sich bisher besser als erwartet. Der Markt reagiert erleichtert auf Stützungsmaßnahmen den Europäischen Zentralbank und auch der Euro ist auf Erholungskurs. Brigitte Scholtes im Frankfurter Börsenstudio, den Kleinanlegern stecken die Verluste der vergangenen Woche ja noch gehörig in den Knochen, am Wochenende kam dann noch die Herabstufung der US-Bonität hinzu. Welche Auswirkung könnte sie auf die Geldanlagen der Deutschen haben?

    Brigitte Scholtes: Ja, diese Herabstufung der US-Bonität, Frau Kuhlmann, die betrifft schon deutsche Kleinanleger, allerdings nur mittelbar. Denn sie betrifft ja vor allen Dingen dann amerikanische Staatsanleihen, die sind in Lebensversicherungen und Rentenfonds enthalten, das heißt also, die Lebensversicherungen investieren in amerikanische Staatsanleihen auch, ebenso die Rentenfonds, da könnte also eine Herabstufung sich auswirken. Aber man muss sich auch immer klarmachen, es geht um eine Herabstufung, es geht nicht darum, dass die Amerikaner plötzlich pleite sind, sondern es geht nur darum, dass sie etwas höhere Zinsen zahlen müssten. Wenn man jetzt also rein optimistisch das betrachten würde, könnte man sogar sagen, die Amerikaner müssen nun leicht höhere Zinsen zahlen, das kommt natürlich auch mir zugute irgendwo mittelbar dann in den Lebensversicherungen. Das ist aber vielleicht ein bisschen zu kurz gesprungen oder zu optimistisch.

    Man kann grundsätzlich den Anlegern nur raten, informieren Sie sich, was ist in Ihren Rentenfonds, falls Sie an solchen Rentenfonds Anteile halten, was ist darin enthalten tatsächlich, inwieweit ist so ein Rentenfonds in amerikanischen Staatsanleihen investiert, welche anderen Anleihen hat er noch, welche anderen Rentenpapiere, sind da vielleicht auch Schwellenländer drin? Es sollte im Prinzip eine gute, gesunde Mischung sein mit relativ ausfallsicheren Produkten. Allerdings, so eine kleine Beimischung an etwas unsicheren Papieren – also nicht vollkommen ausfallsgefährdet, um Gottes willen! –, die hilft natürlich auch dann der Verzinsung wieder. Bei den Lebensversicherungen, um das dann noch abzuschließen, ist es so, dass die eigentlich nur zu einem relativ geringen Prozentsatz in Staatsanleihen insgesamt investiert sind. Das ist weniger als ... Ja, den genauen Anteil an amerikanischen Staatsanleihen weiß ich nicht, aber zumindest bei den Europeripherieländern, da haben die Lebensversicherungen nur zu weniger als einem Prozent investiert, da brauchen die Anleger also weniger Sorge zu haben.

    Kuhlmann: Ja, Sie sagen, man soll also noch mal genau nachsehen, wie die Fonds, die man hat, gemischt sind. Sollte man sonst noch auf irgendeine Art reagieren?

    Scholtes: Man sollte vor allen Dingen mit Umsicht reagieren, nicht panisch verkaufen, denn das macht überhaupt keinen Sinn. Es gibt ja den berühmten Spruch, Hin und Her macht Taschen leer, das kostet eigentlich nur Gebühren. Man sollte sich wirklich mal in Ruhe hinsetzen und überlegen, habe ich jetzt, in welcher Weise habe ich mein Geld aufgeteilt. Dann muss man natürlich auch immer überlegen, wie riskant möchte ich mein Geld investieren, und dann schauen, investiere ich einen gewissen kleineren Teil in Aktien, eben in Versicherungen, in Rentenpapiere und natürlich auch in Rohstoffe, aber das alles nur mit großer Umsicht, um zu schauen, um dann nicht zu schnell Geld zu verlieren, zu schnell falsche Entscheidungen zu treffen. Es rät sich ... Man sollte vielleicht im Moment Leuten, die Geld flüssig haben, raten, es ganz sicher erst einmal kurzfristig in Tagesgeld anzulegen oder, wenn Sie es ein bisschen länger entbehren können, in Festgelder, da sind Sie sicher, dass Sie auf jeden Fall eine gewisse Verzinsung bekommen und bis zu einer gewissen Summe ist dieses ja dann auch garantiert vom Staat beziehungsweise auch noch von den Einlagesicherungen der verschiedenen Banken.

    Kuhlmann: Erst mal Ruhe bewahren! Brigitte Scholtes erläuterte, was die Herabstufung der Kreditwürdigkeit der USA für Anleger und Besitzer von Lebensversicherung bedeutet. Ihnen vielen Dank nach Frankfurt!

    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.