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Nicht verstauben lassen

Die Examensarbeit - das große Werk ganz zum Schluss - ist eine Strapaze. Schade eigentlich, dass die Abschlussarbeit dann bei vielen einfach im Regal verstaubt - denn es gibt auch andere Möglichkeiten.

Von Conny Raupold | 25.02.2010
    "Cool wäre halt, wenn man wirklich damit praktisch was anfangen könnte. Wenn halt Leute, wie Agenturen oder Unternehmen, sich dafür auch interessieren. Ich denke, dass in der heutigen Zeit oft so Bachelor- oder Diplomarbeiten vernachlässigt werden und nicht so wirklich Beachtung finden."

    Das sagt Daniel Foltin, er studiert angewandte Medienwirtschaft in Köln und er ist sich sicher: Seine Bachelorarbeit wird nicht im Schrank verrotten. Gerade schreibt er an seinem Abschlusswerk. Titel: "Trendsport als kommunikatives Instrument". Für den 24-Jährigen steht fest: Er möchte die Öffentlichkeit darauf aufmerksam machen:

    "Ich habe mich mit dem Bereich Trendsport und Marketing sehr lange auseinandergesetzt und würde mich schon als Experten bezeichnen und vielleicht besteht ja auch die Chance, dass Unternehmen, die zukünftig auch im Trendsport aktiv werden wollen, Leute wie mich brauchen. Da kann ich natürlich auch Abhilfe schaffen, da ich in dem Bereich Ahnung habe."

    Wie er seine Arbeit konkret nutzt, weiß Daniel Foltin noch nicht. Daniel Heer ist schon einen Schritt weiter. Er hat in Witten Wirtschaftswissenschaften studiert und seine Arbeit zum Thema "Wie Unternehmen auf Informationsmärkten erfolgreich sein können" letztes Jahr als Buch veröffentlicht

    "Es ist natürlich eine schöne Sache für den Lebenslauf. Da kann man sich gut mit verkaufen. Ist vielleicht auch mal was anderes als 'ich habe 10 Praktika', sondern 'ich habe auch mal was wissenschaftlich erreicht'."

    Für die Veröffentlichung hat der 27-Jährige mit dem Social Media Verlag zusammen gearbeitet. Mittlerweile gibt es deutschlandweit einige Verlage, die sich darauf spezialisiert haben, wissenschaftliche Veröffentlichungen von Studenten herauszugeben - meist kostenfrei. Theoretisch kann jede Arbeit veröffentlicht werden. In der Praxis gibt es aber schon Qualitätskriterien, erklärt der Kölner Informationswissenschaftler Frank Linde:

    "In der Regel ist es so, dass der Verlag dann schon fragt 'Wie ist die Arbeit denn bewertet worden?' Wenn das jetzt eine Drei oder eine Vier ist, bietet sich das nicht so an und dann wird der Verlag auch aus eigenem Interesse sagen 'möchte ich nicht'. Aber wenn die Arbeit gut bewertet wurde, dann ist das immer auch in beiderseitigem Interesse, so was zu tun."

    Ein anderer Weg, das in die eigene Arbeit investierte Wissen für die Nachwelt zu retten und anderen zugänglich zu machen, sind hochschuleigene Schriftenserver, sagt der Experte:

    "Jede Bibliothek hat einen eigenen Schriftenserver, wo die die Arbeit digital ablegen. Dann auch mit Titel und Schlagwörtern und auch in den Nationalbibliotheken melden. Sodass jemand, der zu dem Thema was sucht, die Chance hat, auf diese Diplomarbeit zu stoßen."

    Außerdem kann man natürlich die Arbeit auf einer eigenen Homepage veröffentlichen, eventuell einen Blog dazu schreiben oder sich an Diskussionsforen zum Thema beteiligen, sodass andere auf die Arbeit im Netz aufmerksam werden. Das ist das Hauptziel, was Studenten wie Daniel Heer, der schon sein Buch veröffentlicht hat, erreichen wollen: Aufmerksamkeit durch das eigene Wissen erlangen und dadurch berufliche Kontakte knüpfen. Denn reich, sagt er, wird man durch eine Veröffentlichung nicht.

    "Mir war von Anfang an klar, dass das jetzt kein Verkaufsseller war. Aber darum ging es mir auch nicht. Ist schon eine tolle Sache. Ich habe zwei Exemplare bekommen, eins hab ich verschenkt, eins steht im Regal und da steht halt der eigene Name drauf. Ist ganz nett."

    Und wenn sich durch dieses "nette Buch" dann tatsächlich irgendwann wichtige berufliche Kontakte ergeben, wie es sich Daniel Foltin erhofft, umso besser. Für den Kölner steht jedenfalls fest: Irgendwie werde ich meine Arbeit vermarkten und nicht verstauben lassen:

    "Viele Unternehmen haben noch keine Ahnung von Trendsport und Trendsportsponsoring und mit dieser Arbeit kann man den Unternehmen erste Schritte zeigen, wie man Trendsport als Marketinginstrument in der Kommunikationspolitik anwenden kann."

    Ob in Buchform, im Internet oder auf einem Hochschul-Schriftenserver - die Abschlussarbeit ist überall besser aufgehoben als nur im Regal, wo sie kein Mensch mehr liest.