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Niederlage bei Milliardenauftrag
Sorge um Werft-Jobs im Norden

Nach dem Zuschlag für neues Kampfschiff an ein niederländisch geführtes Konsortium verlangt Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) ein Bekenntnis der Bundesregierung zum deutschen Marineschiffbau. Es geht um Tausende Jobs, etwa bei den Kieler Werften.

Von Johannes Kulms | 21.01.2020
Das deutsche U-Boot U-34 liegt 12.02.2015 zu Inspektionsarbeiten auf der Werft von ThyssenKrupp Marine Systems (TKMS) in Kiel.
Die ThyssenKrupp-Werft in Kiel - mit einem U-Boot des Typs U-34 (picture alliance / dpa / Carsten Rehder)
In Kiel ist weiterhin Wundenlecken angesagt. Seit dem 13. Januar ist bekannt, dass die hier ansässigen Werften German Naval Yards und TKMS - Abkürzung für Thyssen Krupp Marine Systems - leer ausgehen bei einem Projekt, das die Branche des Marineschiffbaus in der nächsten Zeit prägen könnte.
Vier neue Mehrzweckkampfschiffe will das Bundesverteidigungsministerium ordern, der Auftrag hat einen Gesamtwert von mehr als fünf Milliarden Euro. Doch den Zuschlag erhalten haben nicht die Kieler Schiffbauer für ihre gemeinsame Bewerbung. Sondern ein Konsortium unter niederländischer Führung. Denn anders als zuvor hatte Berlin den Auftrag europaweit ausgeschrieben.
IG Metall: 15.000 Arbeitsplätze betroffen
An diesem Dienstagmittag sind Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther und Wirtschaftsminister Bernd Buchholz mit Gewerkschaftsvertretern zum Krisengespräch zusammengekommen. Beim anschließenden Pressestatement hebt Günther hervor:
"Unser Interesse ist, das haben wir sehr deutlich gemacht als Landesregierung, ist dass wir diese Kernkompetenz erhalten, dass wir um diese Arbeitsplätze in Deutschland erhalten…"
Doch genau dieses Ziel wird aus Sicht des CDU-Politikers durch die Vergabe des Großauftrags an die niederländische Werftengruppe Damen untergraben. Auch wenn diese die Schiffe am Ende auf den zu ihr gehörenden Werften in Hamburg und Wolgast in Mecklenburg-Vorpommern bauen will. Und damit durchaus auch Jobs auf Werften und von Zulieferern gesichert werden. Aber eben nur bedingt in Kiel wie auch Daniel Friedrich weiß, der Bezirksleiter von IG Metall Küste. Doch Friedrich richtet ebenso wie Günther nach dem Treffen den Blick in die Zukunft.
Friedrich: "Ein Schiff zusammenschweißen, das können Sie fast auf jeder Werft der Welt. Die Frage ist, ob die Zukunftstechnologien auch in Deutschland mit Forschung und Entwicklung, Design, Konstruktion, gehalten werden, das ist unser Anspruch. Und da sollten wir jetzt so schnell wie möglich Klarheit reinkriegen, alleine im Norden sind 15.000 davon betroffen."
Appell an Berlin
Der Bau von Marineschiffen soll von der Bundesregierung zur Schlüsseltechnologie erklärt werden. Für dieses Ziel trommelt die Schleswig-Holsteinische Landesregierung schon lange. Das würde bedeuten, dass Aufträge nicht europaweit ausgeschrieben würden wie im Falle des Mehrzweckkampfschiffs 180. Sondern nur in der Bundesrepublik nach Bewerbern gesucht würde. Einen solchen Weg gingen im Übrigen auch die Armeen in Frankreich und Großbritannien hebt Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Buchholz hervor. Sein oberster Dienstherr Daniel Günther möchte an diesem Tag nicht als schlechter Verlierer neben Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern dastehen. Sondern als Mitglied der Nordländer die doch vor allem ein Interesse eint:
Günther: "Wir brauchen eine klare Ansage von Seiten der Bundesregierung, dass maritimer Schiffbau und insbesondere der Bau auch für unsere Bundeswehr aber natürlich auch für andere Nationen auch in Deutschland nicht nur gewollt ist, sondern explizit auch politisch unterstützt wird."
Womöglich ist dieser Appell bereits in Berlin angekommen. Das Bundeswirtschaftsministerium hat angekündigt dass das Kabinett den Schiffbau "zeitnah" als Schlüsseltechnologie festlegen wolle.
Die jüngst unterlegene Werft German Naval Yards will zumindest juristisch nochmal Dampf machen. Und rechtlich gegen die Vergabe des Prestigeauftrags an die Niederländer vorgehen. Ob sie so doch noch den Bau des Kriegsschiffs an die Kieler Förde holt ist allerdings offen.