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Niedersachsen
Kompetenzzentrum für Grüne Schifffahrt nimmt Arbeit auf

In Niedersachsen soll ein neues Green-Shipping-Kompetenzzentrum den Umweltschutz in der Schifffahrt und in den Häfen voranbringen. Vor allem kleine und mittelständische Unternehmen aus der maritimen Branche soll das Zentrum bei der Entwicklung und dem Einsatz innovativer Konzepte rund um die umweltfreundliche Schifffahrt unterstützen.

Von Alexander Meister | 25.08.2015
    "Leinen los!", heißt es im Außenhafen von Emden, wenn die Nordseefähre "MS Ostfriesland" in Richtung Borkum startet. Seit diesem Sommer ist sie das erste und nach wie vor einzige Schiff in Deutschland, das mit dem umweltschonenden Flüssigerdgas LNG fährt. Für Kapitän Gerhard Conradi war die Umstellung vom teuren Schiffsdiesel auf den Betrieb mit preisweitem Erdgas, verbunden mit einem verbesserten Propellerantrieb, zunächst nicht ganz leicht.
    "Ja, ganz neu lernen muss man unseren Beruf natürlich dafür nicht. Aber es ist schon so, dass vieles neu ist und vieles ungewohnt und sehr viel Technik reingekommen ist, die wir vorher natürlich nicht hatten, dass wir natürlich auch eine gewisse Zeit lang brauchten, um uns mit dieser ganzen Materie doch vertraut zu machen."
    Für den Nationalpark Wattenmeer rechnet sich die 6,5 Millionen teure Umrüstung auf den Betrieb mit Erdgas bereits. Denn der neue Antrieb arbeitet viel sauberer als ein klassischer Dieselmotor, erklärt Bernhard Brons, Vorstand der Reederei AG Ems in Emden:
    "Die neue Situation ist, dass wir bei Schwefel- und Stickoxiden 90, 95 Prozent Einsparungen haben. Wir haben beim CO2 eine Einsparung von über 20 Prozent. Und wir haben - und das ist das Allerwichtigste - bei den Feinstäuben, da sind wir quasi von hundert auf null."
    Mehr Schiffe mit sauberem Antrieb
    Geht es nach dem Willen der Landesregierung in Niedersachsen, sollen zukünftig viel mehr Schiffe mit sauberen Antrieben durch die Weltmeere schippern. Dabei helfen soll ein Green-Shipping-Kompetenzzentrum, das jetzt in Elsfleth und Leer an den Start geht. Das soll einerseits die Schifffahrtsindustrie mit der Forschung vernetzen. Aber vor allem auch die Unternehmen bei der Suche nach sauberen Schiffsantrieben beraten, sagt Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies.
    "Unternehmen werden kommen und sagen: Was bedeutet das Antriebssystem für mich? Hilft mir das? Kann ich damit etwas machen? Also keine eigenen Entwicklungen, sondern eher die Vernetzung und die Zurverfügungstellung der notwendigen Mittel."
    Reedern, Fischern, Werften und Zulieferbetrieben will die Landesregierung mit dem Green-Shipping-Kompetenzzentrum nicht allein saubere Schiffsantriebe wie Erdgasmotoren näherbringen, sondern beispielsweise auch eine umweltschonende Stromversorgung von Schiffen in den Häfen oder eine sichere Technologie an Bord, die das Risiko von Havarien minimieren soll.
    Die Säule Forschung aufbauen
    Tragende Säulen des Kompetenzzentrums sind zwei Netzwerke der Schifffahrtsbranche: MARIKO und der Maritime Cluster Norddeutschland sowie die Fachhochschulen in Elsfleth und Leer.
    Marcus Bentin, Professor für Schiffstechnik an der Hochschule Emden-Leer, hofft jetzt auf bessere Forschungsbedingungen.
    "Die Forschungsressourcen sind ein wenig beschränkt an Fachhochschulen. Im Prinzip dürfen die Professoren sieben Prozent ihrer Arbeitszeit mit Forschung verbringen. Und in dem Zuge haben wir uns natürlich gefreut und setzen auch viel Hoffnung in ein Green-Shipping-Kompetenz-Center, dass wir dort die Säule Forschung, mit entsprechenden Mitteln ausgestattet, interessante Themen bearbeiten können."
    Kontrollen sind notwendig
    Beim NABU, dem Naturschutzbund Deutschland, Landesverband Niedersachsen, gibt man indes zu bedenken, dass Forschung, Entwicklung und Netzwerkarbeit nur ein erster Schritt sein können, um die grüne Schifffahrt flächendeckend zu verwirklichen. Mindestens genauso wichtig sei es, zu überprüfen, ob die geltenden Vorschriften zum Umweltschutz in der Branche tatsächlich eingehalten werden.