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Nikolaus Harnoncourt
Anekdoten und Musikgeschichte

Mit dem Concentus Musicus in Wien leistete der österreichische Dirigent Nikolaus Harnoncourt Pionierarbeit in Sachen historische Aufführungspraxis. Seine Erinnerungen an die frühen Jahre des Orchesters sind nun posthum erschienen: ein kurzweiliges und spannendes Buch.

Von Christoph Vratz | 27.11.2017
    Der Dirigent Nikolaus Harnoncourt
    Der österreichischer Dirigent, Cellist und Musikschriftsteller Nikolaus Harnoncourt verstarb 2016. (picture alliance /dpa /epa Keystone Sigi Tischler)
    "Ein besonderes Kapitel waren die Konzertreisen", erinnert sich Nikolaus Harnoncourt. Wenn die Wiener Symphoniker auf Tour gingen, dann mit einer "VW-Bus-Kolonne" und Dirigent Herbert von Karajan "mit einem Sportwagen von Mercedes. Einer durfte mitfahren, der saß dann abends bleich und grün im Orchester, wir lachten - und zum lautesten Lacher: 'Sie fahren morgen mit mir.'"
    Es ist ein Buch der Anekdoten – und ein Beitrag zur Musikgeschichte. Der junge Cellist Nikolaus Harnoncourt verdient sich bei den Wiener Symphonikern die ersten musikalischen Sporen und gründet dann aus Frust und Neugierde ein Ensemble, das Alte Musik möglichst authentisch aufführen möchte.
    So entsteht der "Concentus Musicus", mit dem Harnoncourt von Monteverdi bis Beethoven etliche maßstabsetzende Aufnahmen vorgelegt hat. Jetzt sind die Erinnerungen an diese frühen Jahre erschienen - ein Buch, das von Harnoncourts präziser und von Humor geprägter Sprache lebt und das rückblickend die Bewegung um historisch informierte Aufführungen als eine Abenteuerreise darstellt. Das ist kurzweilig, spannend und Pointen sicher.
    Nikolaus Harnoncourt: "Wir sind eine Entdeckergemeinschaft. Aufzeichnungen zur Entstehung des Concentus Musicus"
    Herausgegeben von Alice Harnoncourt, Residenz Verlag, 24 Euro.