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Noël-Kompositionen in der französischen Musik
Soleil, de toutes parts

Wohl kaum ein Fest hat die sonst eher starren Grenzen zwischen Volks- und Kunstmusik so zerfließen lassen, wie das Weihnachtsfest. Besonders in Frankreich bilden die "Noëls", die Weihnachtslieder, eine ganz eigene Gattung, die sich ungebrochener Beliebtheit erfreut.

Von Christoph Vratz | 27.12.2016
    Französische Krippenfiguren "Santons" stehen in einem Krippenladen in Paris
    So beliebt wie die Noëls: die Santons für die Weihnachtskrippe (imago / Philippe Lissac / Godong)
    Ihre Spuren ziehen sich quer durch die Jahrhunderte und durch die unterschiedlichsten Gattungen, ob Lied, Klavierstück, Motette oder Oratorium. Fest verankert in der Vokalmusik, etwa bei Charpentier, halten die "Noëls" schon im Barock auch Einzug in das sinfonische Repertoire wie beim Hofkomponisten Michel-Richard Delalande. Doch mit dem 19. Jahrhundert beginnt eine allmähliche Loslösung. So blickt Hector Berlioz in seiner Trilogie sacrée "L’enfance du Christ" über das eigentliche Weihnachtsgeschehen hinaus, und Olivier Messiaen macht 1944 aus den "Vingt regards sur l’enfant-Jésus" ein meditativ-philosophisches Traktat, das zu den bedeutendsten Klavierwerken im 20. Jahrhundert zählt.