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"NOlympia" bringt Bürgerbegehren gegen Spiele in Garmisch ein

Das Kunstwort "NOlympia" steht übertragen für "Keine Spiele", und heute wird das entsprechende Bürgerbegehren des Netzwerks auf den Weg gebracht. Sprecher Axel Döring begründet das Olympia-Nein mit den Umwelteingriffen und: dem Risikofaktor Klima.

22.02.2011
    Gerwald Herter: In einer Woche werden sie vom Internationalen Olympischen Komitee Besuch bekommen, die Stadt München und auch die Gemeinde Garmisch-Partenkirchen. Allerdings haben sie jetzt ein weiteres Problem. Nach dem Ende der Ski-WM in Garmisch werden Olympia-Gegner heute ein Bürgerbegehren auf den Weg bringen. Ziel ist es, die Rechtswirksamkeit aller, von Garmisch-Partenkirchen eingegangenen Verträge zu prüfen und die Beteiligung des Ortes an den Winterspielen 2018 so zu verhindern.
    Jetzt bin ich telefonisch mit Axel Doering verbunden, Sprecher des Netzwerks "NOlympia" in Garmisch. Dort sitzt er für die SPD im Kreistag, er ist Kreisvorsitzender des Bundes Naturschutz und Förster. Herr Doering, guten Morgen und grüß Gott!

    Axel Doering: Guten Morgen!

    Herter: Herr Doering, die Olympischen Winterspiele sollen 2018 aus Ihrer Sicht ohne die Beteiligung Ihres Heimatorts Garmisch ausgetragen werden. Wollen Sie Olympische Spiele am liebsten gleich abschaffen?

    Doering: Das kommt auf das IOC an. Also ganz grundsätzlich sind Olympische Spiele Friedensspiele und können ganz eine schöne Sache sein. Wenn sie aber immer mehr aufgebläht werden, wenn sie immer mehr Platz brauchen, wenn sie immer mehr Events haben, wenn sie immer mehr Eingriff in die Natur benötigen und das alles in der Zeit des Klimawandels, dann muss sich das IOC überlegen, ob man so weitermachen will, oder ob man sie modernisieren will, und wenn man sie modernisiert, nach Möglichkeit immer am gleichen Ort macht. Dann ist das vielleicht eine ganz schöne Sache. So wie es jetzt bei uns gefordert ist nicht.

    Herter: Immer am gleichen Ort. Käme da nicht auch ein Ort am Fuße der Zugspitze infrage, des höchsten Berges in Deutschland?

    Doering: Also über diesen Ort möchte ich jetzt nicht entscheiden. Aber wenn es immer am selben Ort ist, dann sind nicht immer neue Zerstörungen alle vier Jahre an einem anderen Ort der Fall. Garmisch-Partenkirchen, denke ich, würde nicht infrage kommen. Garmisch-Partenkirchen liegt auf 700 Meter Meereshöhe und da gehen auch die Ski-Abfahrten runter und es wird immer wärmer und damit für Freilandspiele immer ungeeigneter.

    Herter: Nun galt die Ski-Weltmeisterschaft als eine Art Testlauf für Olympia 2018. Sie haben der Ski-WM eine überraschend große Akzeptanz zugebilligt in einem Interview. Hält Ihre Begeisterung jetzt nach der Ski-WM an?

    Doering: Nein! Das ist so, dass die Bevölkerung hier durchaus dem Sport aufgeschlossen ist, aber diese Ski-WM hat mehrere Dinge gezeigt, dass viele der Erwartungen nicht erfüllt worden sind. Es waren Zimmer leer, es war in den Geschäften nicht sehr viel los, es gab also kurzzeitig Rambazamba und ein paar Meter weiter war es leer. In Garmisch-Partenkirchen hat man in der Fußgängerzone stundenweise keinen Platz mehr gefunden, in Partenkirchen waren 30 Leute. Dann ist es so, dass viele dieser Erwartungen aus meiner Sicht nicht erfüllt wurden, und klimatisch war es ein Ritt auf des Messers Schneide. Hätte es ein bisschen geregnet, hätte es nicht funktioniert, hätten sie etwas länger gedauert, hätte es sein können, dass es nicht funktioniert hätte, wäre es ein paar Tage vorher gewesen, drei Wochen vorher, hätte man es auch nicht durchführen können. Also das Klima ist durchaus eine Unbekannte, und zwar eine sehr riskante Unbekannte für diese Spiele.

    Herter: Das gilt aber für viele Ski-Orte in den Alpen. Sie haben sich sehr viel Zeit gelassen, obwohl Sie das Klima in Garmisch-Partenkirchen bestens kennen, mit diesem Bürgerbegehren. Kommt das nicht zu spät?

    Doering: Ich denke nicht, dass es zu spät kommt, denn es ist so, wir wollen ja jetzt die Rechtswirksamkeit der Verträge überprüfen, und das ist natürlich auch die Tücke dieses gesamten Bürgerbegehrens gewesen. Von Anfang an haben nämlich die Bewerber sich bemüht, dass sie Verträge abgeschlossen haben, die ein Bürgerbegehren erschweren oder aus ihrer Sicht auch unmöglich gemacht haben, denn du darfst mit einem Bürgerbegehren nicht zum Vertragsbruch aufrufen und wenn du dir gegenseitig, in diesem Fall dann diese Bewerber von Bund, Land, über die Stadt und auch unsere Gemeinde sich gegenseitig alles garantieren, dass Olympische Winterspiele in ihren Orten stattfinden, dann rufst du mit einer ganz einfachen Frage, sind sie dafür, dass Garmisch-Partenkirchen alles rechtlich Mögliche tut, um aus der Bewerbung auszusteigen, schon zum Vertragsbruch auf, und das ist unzulässig.

    Herter: Also juristisch kompliziert. Deswegen dieser Weg?

    Doering: Das ist juristisch äußerst kompliziert. Deswegen dieser Weg, deswegen auch diese Fragestellung, die von vielen Leuten als kompliziert bezeichnet wird, und wir empfinden das auch so, dass es kompliziert ist. Auf der anderen Seite ist es so: Es kommt nicht zu spät, denn Verträge wie der Host City Vertrag, der wirklich ein Knebelungsvertrag gegenüber den Ausrichterorten ist, die sind nach unserer Meinung nicht rechtsgültig, und das sind sie auch, wenn Garmisch-Partenkirchen und München 2018 tatsächlich den Zuschlag erhalten sollte.

    Herter: Bringen Sie das Bürgerbegehren jetzt ein, weil Sie sehen, immer mehr Landwirte arrangieren sich jetzt doch mit den Olympia-Veranstaltern?

    Doering: Wir hätten es gerne früher eingebracht, aber das eine ist, dass wir tatsächlich persönlich auch Probleme haben mit unserer Zeit. Die meisten von uns gehören ja auch noch zur arbeitenden Bevölkerung und werden dafür nicht bezahlt. Und das andere ist, dass wir schon jetzt gesehen haben, auch in dieser Weltmeisterschaft, dass es also keine Umstimmungen gegeben hat, dass diese Weltmeisterschaft durchaus gut organisiert war, dass sie Glück mit dem Wetter hatten, dass aber unsere Gründe gegen Olympia dadurch nicht entkräftet wurden.

    Herter: Das war Axel Doering von NOlympia. Zusammen mit anderen bringt er heute ein Bürgerbegehren gegen Olympia 2018 in Garmisch-Partenkirchen auf den Weg. Herr Doering, vielen Dank für das Gespräch.

    Doering: Bitte schön!