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Nutri-Score
Bunte Farben für eine bewusstere Ernährung

Der Nutri-Score ist eine Farbskala von grün über gelb bis rot. Verbraucher sollen so erkennen können, wie gesund das jeweilige Lebensmittel ist. In einer Umfrage trat dieses Modell gegen das vom Bundesernährungsministerium entwickelte Logo "Wegweiser Ernährung" an – mit eindeutigem Ergebnis.

Von Philip Banse | 14.08.2019
Der Nutri-Score informiert mit verschiedenen Farbflächen über die Inhaltsstoffe
Der Nutri-Score informiert mit verschiedenen Farbflächen über die Inhaltsstoffe (picture alliance / Photononstop / Philippe Turpin)
Die am meisten diskutierten Modelle zur Lebensmittelkennzeichnung sind der Nutri-Score und der "Wegweiser Ernährung". Der Nutri-Score wird in Frankreich eingesetzt und ist ein waagerechter Balken mit 5 Kästchen: Ganz links das dunkelgrüne A, das kennzeichnet ein gutes, ausgewogenes Lebensmittel mit viel Ballaststoffen und Vitaminen und wenig Zucker und Salz. Über B, C, D wird’s immer röter bis zum roten E, das heißt: Hier isst Du viel Fett, Salz oder Zucker und wenig anderes.
Ganz anders sieht der "Wegweiser Ernährung" aus, ein Modell das das Bundesernährungsministerium vorgestellt. Es besteht aus mehreren beschrifteten Sechsecken mit Zahlen. Es ist in einem gräulichen Farbton gehalten. Ob das Lebensmittel eher gesund ist oder nicht, wird mit kleinen Sternchen angezeigt. Die große Mehrheit der Menschen in Deutschland findet diesen gräulichen "Wegweiser Ernährung" verwirrend und kompliziert.
Ampelartiger Nutri-Score ist verständlich
Das ist ein Ergebnis einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa im Auftrag diverser Stiftungen und Nicht-Regierungsorganisationen. Den farbigen, ampelartigen Nutri-Score dagegen fanden drei Viertel der Menschen verständlich. Die große Mehrheit sagte, der Nutri-Score erleichtere die Auswahl gesunder Lebensmittel.
"Dieser direkte Vergleich führt zu einem eindeutigen Ergebnis: Verbraucher verstehen diese Farbampel viel, viel leichter als das System, was hier als "Wegweiser Ernährung" bezeichnet wird", sagt Hans Hauner, Professor für Ernährungsmedizin an der TU München und Vorsitzender der Deutschen Diabetes Stiftung, die die Umfrage mit in Auftrag gegeben hatte:
"Jeder fünfte Todesfall auch in Deutschland lässt sich auf eine schlechte Ernährung zurückführen und hier braucht der Verbraucher Unterstützung, die ihm die richtige Wahl wirklich leicht macht."
Luise Mölling von der Verbraucherschutzorganisation Foodwatch fügt hinzu:
"Spannend ist auch, dass diese Menschen, die besonders von Fehlernährung betroffen sind, also Menschen mit geringer formaler Bildung und Menschen mit starkem Übergewicht, den Nutri-Score noch besser bewertet haben als der Rest der Befragten. Also gerade diejenigen, die besonders betroffen sind von Fehlernährung und ihren Folgen, finden den Nutri-Score besser als ohnehin schon."
Nutri-Score Anmeldung gefordert
Die Lobby der Lebensmittelindustrie kritisiert, eine farbige, ampelartige Lebensmittel-Kennzeichnung sei zu vereinfachend, teile Lebensmittel in gute und schlechte Lebensmittel ein. Dem entgegnet der Ernährungswissenschaftler Hans Hauner:
"Diese Kritik ist nicht berechtigt. Denn beiden Nährwertkennzeichnungssystem liegen ja die gleichen Kriterien zugrunde. Nur es geht jetzt halt darum, was der Verbraucher versteht und da ist der Unterschied eindeutig. Die Kennzeichnung ist natürlich immer nur relativ grob möglich, das kann man nicht scharf abtrennen. Aber es stimmt eben auch nicht, dass, wie die Industrie immer sagt, alle Lebensmittel gesund sind. Das ist eben nicht der Fall. Manche sind besser, andere sind schlechter."
Foodwatch-Aktivistin fordert von der Bundesernährungsministerin Julia Klöckner, CDU, dass sie jetzt umgehend den Nutri-Score bei der EU anmeldet, damit auch in Deutschland Lebensmittel mit so einer farbigen Ampel gekennzeichnet werden müssen. Klöckners Ministerium sagt am Telefon, das Ministerium teste derzeit vier Kennzeichnungs-Varianten. Bis Ende September solle feststehen, welche Kennzeichnung Verbraucher am besten finden. Diese Kennzeichnung werde Julia Klöckner dann zur Pflicht machen.