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"Ob es Literatur ist, das entscheiden andere"

Ian Rankin gilt als ein Meister des Plottens. In seinem neuen Buch "Ein Reines Gewissen" tritt eine neue Hauptfigur in den Mittelpunkt: Malcolm Fox von der internen Ermittlung.

Ian Rankin im Gespräch mit Tanya Lieske | 03.06.2010
    Tanya Lieske. Ian Rankin, Ihr Ermittler John Rebus soll jetzt nach vielen gelösten Fällen in Ruhestand gehen, ist es wahr, dass der Chef der schottischen Polizei angeboten hat, das Dienstalter hoch zu setzen, damit Rebus weiter ermitteln kann?

    Ian Rankin: Fast. Es war ein Mitglied des Schottischen Parlaments. Die Abgeordnete ist ein Fan meiner Rebus-Krimis, und sie hat beim Justizminister angefragt, ob die Regierung sich vorstellen könnte, das Pensionsalter für Kriminalkommissare anzuheben. Aber der Justizminister hat gesagt, dass das leider nicht möglich sei. Trotzdem gab es viel Protestbriefe von Kommissaren in Schottland, die wirklich nicht noch fünf weitere Jahre arbeiten wollten, damit ein fiktiver Detektiv weiter seinen Job machen kann.

    Lieske. John Rebus, kettenrauchend, Whiskytrinker, ein ewiger Junggeselle, eher melancholisch, desillusioniert, etwas abgebrüht – eigentlich verkörpert er doch den Typus eines aussterbenden Kriminalbeamten. Findet man solche Leute wirklich noch?

    Ian Rankin: Rebus ist ein Dinosaurier! Der letzte einer Generation von Ermittlern, wie man sie in den 60er-, 70er- und auch noch in den 80er-Jahren kannte. Heute muss man einen Hochschulabschluss haben, wenn man Polizist werden will, man muss sich auf Computer verstehen, man muss immer alle Regeln einhalten. Rebus ist ja ein Anarchist, wenn es eine Regel gibt, muss er sie unterlaufen, er ist nicht der Typ, der sich heute im Polizeiwesen anpassen würde. Aber er ist schon in Ordnung. Der Chef der schottischen Polizei hat mir mal geschrieben, er hätte gerne einen Polizisten wie Rebus im Amt, denn es gibt immer Platz für einen Querschläger, der partout sein eigenes Ding durchziehen will. Darüber habe ich mich sehr gefreut, dass ein echter Chef so viel von Rebus hält.

    Lieske. Wenn man heute so smart und supergut ausgebildet sein muss, um zur schottischen Polizei zu gehen, dann bedeutet das doch auch, dass die Gesellschaft sich sehr verändert hat in den letzten 20 Jahren. Wie würden Sie das beschreiben?

    Ian Rankin: Es gab in der Tat viele Veränderungen, seit ich meinen ersten Rebus-Krimi geschrieben habe. Die wichtigste betrifft wohl die Ansprüche an die Selbstkontrolle der Polizei. Man kann als Ermittler die Gesetze nicht mehr ohne weiteres brechen. Früher konnte man einen Verdächtigen schon mal vermöbeln, eine Vernehmung war schließlich eine Vernehmung. Heute denkt man mehr an die Persönlichkeitsrechte, und die Medien und die Öffentlichkeit schauen den Polizisten sehr genau auf die Finger. Also können sie ihre Inkompetenz und ihre Fehler nicht mehr so einfach verbergen. Außerdem kommen die Polizeianwärter heute aus allen Teilen der Gesellschaft, es gibt Collegeabgänger und viele haben auch einen akademischen Titel. Es gibt weniger Typen wie Rebus, die einfach keine Alternative zur Polizei hatten, weil es keine Jobs gab.

    Mir liegt viel an gesellschaftlichen Veränderungen, ich wollte sie für Schottland und England in meinen Krimis festhalten, und ich fand immer, dass ein Polizist dafür eine gute Figur ist. Die Verbrechen sagen ja viel aus über das Land, in dem sie verübt werden. Und die Verbrechen in meinen Krimis verraten immer viel über die politischen und sozialen Themen, die gerade an der Tagesordnung sind.

    Lieske. Würden Sie sagen, dass Sie als Krimischriftsteller auch ein Stück ein soziales Gewissen darstellen und engagierte Literatur schreiben?

    Ian Rankin: Es gibt eine endlose Debatte darüber, ob Krimis überhaupt Literatur sind oder nicht. Ich denke, die besten Krimis widmen sich sozialen und moralischen Fragen, es geht um große Themen und große Gedanken. In den Händen eines guten Schriftstellers wird daraus Literatur. Aber sobald ein Kommissar auftaucht, ist es für viele Leute keine Literatur mehr. Es ist dann ein anderes Genre, ein Polizeiroman, ein Krimi, ein Ratespiel. Es ist alles, nur keine Literatur. Ich schreibe über den Bankencrash, die Einwanderungspolitik, internationale Beziehungen, Schmuggel, Prostitution, Drogen, große soziale Themen! Also schreibe ich ernste Bücher, aber ob es Literatur ist, das entscheiden andere, die Kritiker und die Dozenten und all jene, die die Literaturpreise vergeben. Das entscheiden nicht die Schriftsteller.

    Lieske. Sie haben fast zwei Jahrzehnte mit John Rebus gelebt, der die ganze Unterseite der Gesellschaft gesehen hat. Wie nah sind Sie dieser Figur und hat sie vielleicht sogar Ihr eigenes Leben verändert?

    Ian Rankin: Ich war 24 Jahre alt und saß an meiner Doktorarbeit über schottische Literatur, als ich John Rebus erfunden habe. Vom Leben hatte ich noch keine Ahnung und Edinburgh kannte ich auch kaum, ich lebte dort erst seit vier Jahren. Von der Polizei verstand ich auch nichts. Ich habe Rebus erfunden, weil ich mir so die Stadt erschließen wollte. Ein Ermittler hat Zugang zu allen Schichten von den Politikern über die Geschäftsleute bis hin zu den Arbeitslosen und Drogenabhängigen und den Kleinkriminellen. Eigentlich wollte ich über Edinburgh schreiben, den John Rebus kannte ich noch gar nicht, und wir hatten auch sehr wenige Gemeinsamkeiten. Aber jetzt habe ich zwei Jahrzehnte in seinem Kopf gelebt, und mit der Zeit verstand ich ihn immer besser und am Ende kannte ich ihn sogar.

    Aber ich mag ihn immer noch nicht, und ich glaube, er würde mich auch nicht mögen, er würde mich politisch zu liberal finden, und er würde sagen, dass ich nie einen einzigen Tag lang schwer gearbeitet habe, er würde auf mich und mein Leben herabschauen. Er würde es ein weiches Leben nennen, nicht ein hartes, so wie seins. Meine Bücher sind ein ständiger Dialog zwischen ihm und mir. Es gibt nicht nur Schwarz und Weiß, Gut und Böse. John Rebus ist so ein alttestamentarischer Typ, entweder steht man auf seiner Seite oder man ist der Feind. Ständig versuche ich ihn davon zu überzeugen, dass die Welt viel komplexer und komplizierter ist, als er denkt.

    Lieske. Ist er so etwas wie ihre dunkle Seite, Ihr Mr. Hyde? Man erinnert sich daran, dass Edinburgh natürlich auch die Geburtsstadt von Robert Louis Stevenson ist.

    Ian Rankin: Robert Louis Stevensons "Dr. Jekyll and Mr. Hyde” hat mich sehr beeinflusst. Auch wenn das Buch in London spielt, meint Stevenson eigentlich das Wesen der Stadt Edinburgh. Er spricht auch von den Leuten, die dort leben – eigentlich von dem Charakter der Schotten. All meinen Büchern liegt diese Annahme zugrunde, dass Menschen in sich die Fähigkeit tragen, Gutes zu tun oder Böses zu tun. Manchmal tut man das Böse mit Absicht, manchmal aus Ungeschick und immer aus vielen Gründen heraus. Die Stadt Edinburgh hat wirklich dieses Dunkle und Helle, man sieht es schon in der Architektur der Stadt. Da gibt es die Altstadt und die neue Stadt, die im späten 18. und im frühen 19. Jahrhundert gebaut wurde. Man wollte die Stadt rationalisieren und nicht so chaotisch lassen, wie es die alte Stadt war. Und Stevenson schreibt darüber, wie die Menschen in sich das Chaos tragen, aber auch die Vernunft. Ich finde das absolut faszinierend, und das Buch hat mich mehr beeinflusst als irgendein anderes, auch nicht Agatha Christie oder Raymond Chandler, es war Robert Louis Stevenson mit Jekyll and Hyde.

    Lieske. Sie haben John Rebus in den letzen Jahren eine jüngere Kollegin Shiobhan Clarke zur Seite gestellt, es war eine sichere Wette zu sagen, dass Shiobhan ihn auch beerben würde, jetzt überraschen sie uns mit einer ganz neuen Figur, Malcolm Fox, wo kam der denn plötzlich her?

    Ian Rankin: Nachdem ich Rebus in Rente geschickt habe, habe ich ein wenig mit verschiedenen Genres und Formen experimentiert. Ich habe eine Fortsetzungsgeschichte geschrieben für die "New York Times", einen Comic, ein Opernlibretto und ein Filmskript. Dann wurde es Zeit für einen neuen Roman. Ich wollte über die Finanzkrise schreiben, denn das Bankwesen ist sehr wichtig für Schottland, und fast schon existentiell für Edinburgh. Und wieder dachte ich, der Krimi ist der beste Weg, um dies zu untersuchen. Dann hat man mich einem Kriminalkommissar vorgestellt, der einst für die interne Beschwerdestelle der schottischen Polizei gearbeitet hat. Und ich war absolut fasziniert von dieser Art der Polizeiarbeit, die so ganz anders ist als das, was John Rebus tut. Rebus ist ein Anarchist, ein Elefant im Porzellanladen, fast schon so was wie ein Privatdetektiv in der Polizei. Aber wenn man für die Beschwerdestelle arbeitet muss man ein Teamplayer sein, man darf keine Regeln brechen, man ist fast schon so was wie ein Spion, denn man observiert die eigenen Kollegen.

    Man braucht eine andere Mentalität und bekommt einen ganz anderen Typ von Ermittler. Diese andere Mentalität hat mich interessiert, und so habe ich die beiden Teile zusammengefügt. Wenn ich über den Zusammenbruch der Wirtschaft aus der Perspektive einer Abteilung, die die inneren Angelegenheiten der Polizei überprüft, schreiben könnte, das würde ich am liebsten machen! Und in meiner ersten Fassung war Shiobhan dabei! Aber dann dachte ich, sie hat was Besseres verdient, wenn sie in einem Buch auftaucht, sollte sie die Hauptfigur sein. Also, das kann immer noch passieren, es kann ein Buch über Shiobhan geben und sogar über Rebus, der ist ja nicht weg, ich weiß ganz genau, was er jetzt tut, er arbeitet im selben Gebäude wie Malcolm Fox und untersucht ungelöste Fälle. Er ist zwar in Rente, aber im echten Leben würde er genau das tun. Da gibt es eine Abteilung mit vier Leuten, und die untersuchen die ungelösten Fälle. In Zukunft ist alles möglich, es könnte einen weiteren John Rebus Roman geben oder sogar einen über Malcolm Fox, der John Rebus überprüft.

    Lieske. Es gibt viele Unterschiede zwischen John Rebus und Malcolm Fox, aber auch viele Gemeinsamkeiten. Sie sind beide nicht frei von Fehlern, sie sind Einzelgänger, haben eine gescheiterte Ehe hinter sich, haben einen sehr ausgeprägten Begriff von moralischem Verhalten, sind das für Sie ideale Voraussetzungen für einen Ermittler?

    Ian Rankin: Für einen Krimiautor ist es sehr nützlich, wenn die Hauptfigur keine allzu engen Familienbande hat. Wenn man einen Ermittler hat, der um fünf Uhr nach Hause muss, um die Kinder von der Schule abzuholen, wenn er mit der Familie zu Abend essen muss, wenn er am Wochenende in der Supermarkt muss um einzukaufen, dann hat das mit dem Plot nichts zu tun, und es lenkt den Leser ab, und der wird ungeduldig. Ich will meine Ermittler lieber unbeschwert haben von einem sozialen Leben oder einem Familienleben, damit sie sich immer ganz auf den Fall konzentrieren können. Dadurch legt der Roman an Tempo zu, denn man muss die Handlung nicht immer runterfahren um zu zeigen, wie der Kommissar am Wochenende am Strand spazieren geht.

    Aber weil Malcolm Fox trotzdem ein ganz anderer Typ ist, fand ich, ich kann ihm schon eine Familie geben. Rebus hat im ersten Roman schon keine Eltern mehr, die sind vor geraumer Zeit gestorben, aber ich dachte, bei Malcolm Fox könnte doch ein Elternteil noch leben und er könnte ihm nahestehen. Und meine liebsten Passagen in meinem neuen Roman "Ein Reines Gewissen" spielen in dem Seniorenheim. In gewisser Weise hätte ich mich so gerne mit meinem eigenen Vater unterhalten, der ist gestorben, als ich 29 Jahre alt war, er hat also meinen Erfolg nicht mehr mitbekommen. Meine Mutter starb, als ich 19 war, auch sie hat nie erlebt, dass ich ein Schriftsteller bin, der von seinem Beruf leben kann. Ich habe mir da ein paar Wünsche erfüllt, ich würde gerne als reifer Mann, der Lebenserfahrung hat, mit meinem Vater reden, und konnte eine derartige Unterhaltung nie führen. So kommt es, dass im ersten Kapitel meines Buchs überhaupt nichts passiert!

    Meine Frau hat mich darauf aufmerksam gemacht, sie hat gesagt, Ian, du hast da einen Krimi geschrieben, bei dem im ersten Kapitel überhaupt nichts passiert, das ist sehr ungewöhnlich! Das ist etwas ganz anderes als bei Rebus. Aber es gibt weitere Unterschiede. Ich glaube zum Beispiel, dass Malcolm Fox in sich das Potenzial für eine Liebesgeschichte hat, er ist von Natur aus viel romantischer als Rebus und hätte gerne eine Partnerin in seinem Leben. Und er ist auch nicht so zynisch wie Rebus, er kann Edinburgh in einem ganz anderen Licht sehen. Für Rebus ist Edinburgh Schauplatz einer Serie von Verbrechen, die entweder gelöst sind oder die erst noch passieren. Malcolm Fox aber weiß, dass er in einer sehr kultivierten und zivilisierten und schönen Stadt lebt, und hoffentlich kann ich meinen Lesern diese Seite von Edinburgh noch nahebringen.

    Lieske. Sie selbst sind ein Familienmann, verheiratet, zwei Kinder, wie lässt sich das vereinbaren mit dem manchmal doch sehr hektischen Leben des Schriftstellers?

    Ian Rankin: Es ist wirklich schwer. Jetzt gerade hat mein Sohn Abiturprüfung, und ich bin nicht da, um ihn abzuhören und mit ihm zu üben. Ich kann ihn auch nicht begrüßen, wenn er heimkommt. Mein jüngerer Sohn ist sehr schwer behindert, und er braucht eine Begleitperson 24 Stunden am Tag. Nur weil ich so erfolgreich bin, können wir eine Pflegekraft vollzeit beschäftigen, sonst könnte ich überhaupt nicht verreisen, meine Frau und ich wären jetzt zuhause und würden uns um unseren Sohn kümmern.

    Es ist ein Balanceakt, denn selbst wenn ich zuhause bin und an einem Buch schreibe, bin ich nicht Teil des Familiengeschehens, ich schreibe alleine, und wenn das Buch fertig ist, bin ich auf Lesereise. Meine Frau sagt auch, dass ich abends geistesabwesend bin, weil ich immer noch in Gedanken weiter schreibe, ich bin nur zu 20 Prozent anwesend am Essenstisch, 80 Prozent von mir beschäftigen sich noch mit einem Problem, das ich lösen muss, oder mit der Frage, ob ich mich nach dem Essen noch mal an die Arbeit mache, oder ob ich es auf morgen verschiebe.

    Lieske. Ian Rankin, Sie gelten als ein Meister des Plottens. Wenn ich mir Ihr neues Buch anschaue, "Ein Reines Gewissen", da muss man mehr als zwei Dutzend Figuren im Auge behalten, der eigentliche Täter betritt den Plan erst im letzten Viertel des Buchs. Kommt es schon mal vor, dass die Polizei von Edinburgh bei Ihnen vorstellig wird und sagt, im echten Leben ist das alles viel banaler?

    Ian Rankin: Nein. Wenn Polizisten mich auf Lesungen ansprechen oder ich ihnen ein Buch signiere, dann sagen sie meistens, dass ihnen die Realitätsnähe meiner Romane zusagt. Natürlich ist nicht alles ganz akkurat, es passiert ganz selten, dass ein Kommissar am Tatort ist, wenn die Leiche gefunden wird, und dann in jeden einzelnen Schritt der Ermittlung einbezogen ist und dass er auch anwesen ist, wenn der Täter überführt wird. So passiert das nicht. Im echten Leben ist man ein ganz kleines Rädchen in einem ganz großen Getriebe. Aber genau das mögen die Polizisten, die meine Bücher lesen. Es gefällt ihnen, dass ich all den Kram weglasse, der sie in ihrem Berufsleben stört, den ganzen Papierkram, die fruchtlosen Verhöre, man muss an Türen klopfen und wird abgewiesen, man bewegt sich wochenlang nicht von der Stelle. Ich deute schon an, dass es das auch gibt, aber anderswo, meine Ermittler machen ständig Fortschritte. Egal, wo auf der Welt ich gerade lese, es gibt da immer einen Beamten im Publikum, und meistens sagen sie zwei Sachen: Sie sagen, meine Bücher sind realistisch, und sie sagen, wir hatten einen Typen wie Rebus, ich habe so jemanden gekannt. Das gefällt mir sehr, ich habe ihn mir ausgedacht, und trotzdem lebt er irgendwo da draußen.

    Lieske. Sie werden in diesem Jahr 50, Ihr Inspektor Malcolm Fox ist wieder Anfang 40, heißt das, wir dürfen uns auf weitere 20 Jahre Ian Rankin-Romane freuen?

    Ian Rankin: Nein. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Malcolm Fox so langlebig ist wie Rebus. Die Beschwerdestelle hat einen so kleinen Radius, dort werden interne Vorwürfe gegen Polizisten untersucht, da gibt es eine begrenzte Anzahl von Verbrechen, in die sie verwickelt sein können. Ich könnte mir vorstellen noch (zögert) drei oder vier Bücher zu schreiben, und dann könnte es an der Zeit sein, in Rente zu gehen. Als Schriftsteller muss man sich zurückziehen, wenn man merkt, dass man nachlässt. Es ist einfach physisch unmöglich, immer noch bessere und immer bessere Bücher zu schreiben. Es kommt die Zeit, in der man ein Plateau erreicht hat, und die Bücher sind so gut wie die davor, aber sie werden nicht mehr besser. Und dann geht es nach einer Weile bergab, man hat nichts Neues mehr zu sagen über die Welt, und ich hoffe, dass ich den Augenblick nicht verpasse. Dann ist es an der Zeit, aufzuhören. Wenn ich nur noch auf der Stelle trete und alte Ideen neu verpacke.

    Lieske. Danke für das Gespräch.