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Obama beim Kirchentag
Wie man eine Welt voller Hoffnung verteidigt

Auf dem Kirchentag in Berlin stellte das Publikum den ehemaligen US-Präsident Barack Obama und Bundeskanzlerin Angela Merkel zur Rede. Doch Merkel und Obama wussten Drohnenangriffe oder die Abschiebung von Flüchtlingen zu begründen. Obama wird am Abend in Baden-Baden der Deutsche Medienpreis verliehen.

Von Klaus Remme | 25.05.2017
    Bundeskanzlerin Angela Merkel und Ex-US-Präsident Barack Obama winken am 25. Mai 2017 in Berlin vor dem Brandenburger Tor beim Deutschem Evangelischem Kirchentag Besuchern zu.
    Ex-US-Präsident Barack Obama und Bundeskanzlerin Angela Merkel winken am 25. Mai 2017 in Berlin vor dem Brandenburger Tor beim Deutschem Evangelischem Kirchentag Besuchern zu. (picture alliance / Ralf Hirschberger)
    "Guten Tag, good to be back in Berlin."
    Berlin, das bleibt eine Art Heimspiel für den ehemaligen Präsidenten. Die Diskussion mit der Bundeskanzlerin war ein Gespräch über Religion, Politik und den persönlichen Glauben. Als Präsident zitierte Obama bei öffentlichen Auftritten häufig aus der Bibel, unvergessen sein gesungenes "Amazing Grace" nach einem Amoklauf in Charleston vor zwei Jahren. Als gläubiger Protestant sagte Obama in Berlin:
    "Auch Zweifel gehört zu meinem Glauben, wenn ich ausschließe, dass auch andere recht haben können, dann ist das logische Ergebnis häufig Gewalt."
    Es wurde schnell politisch und konkret. So musste Angela Merkel die konsequente Abschiebung abgelehnter Asylbewerber verteidigen:
    "Dieses Dilemma auszuhalten und hier eine richtige Entscheidung zu treffen, das kann ich für mich nur so auflösen, dass ich sage, wir müssen schnell entscheiden, wir dürfen die Menschen, die keine Erlaubnis haben, hier zu sein, nicht erst in die Gemeinden schicken und mit Ehrenamtlern so viel Arbeit investieren und dann schneller nach Hause schicken, das ist die bessere Variante."
    Obama: "Das Problem ist der Krieg, nicht die Drohnen"
    "Ja, ich weiß, dass ich mich damit nicht beliebt mache," fügte sie nach offener Kritik aus dem Publikum hinzu, "doch wir müssen denjenigen helfen, die unsere Hilfe tatsächlich benötigen". Merkel holte sich schnell Sympathien zurück, als der EKD Ratsvorsitzende Bedford-Strohm Barack Obama an Merkel vorbei befragen wollte:
    "Wenn ich jetzt den, jedenfalls lange Zeit mächtigsten Mann der Welt, neben mir sitzen habe. Merkel: Neben ihnen sitze ja erstmal ich."
    Barack Obama wurde mit dem Einsatz von Drohnen konfrontiert, die er im Kampf gegen Terroristen massiv eingesetzt hat. Sie sind zielgenauer als andere Waffen, rechtfertigte Obama den Einsatz:
    "Das Problem ist der Krieg, es sind nicht die Drohnen", so Obama, der die Notwendigkeit unterstrich, Terrorgruppen zu bekämpfen, die, so sagte er, "hier im Publikum eine Bombe hochgehen lassen würden".
    Mithilfe militärischer Macht die Jesiden im Irak gerettet
    Nach dem Spannungsfeld zwischen Macht, Moral und Militär gefragt, betonte Obama, natürlich wolle er nach wie vor eine atomwaffenfreie Welt, doch sei es bis dahin ein langer Weg, oft genug werde das US Militär gerufen, etwa beim Aufbau von Infrastruktur im Kampf gegen Ebola. Angela Merkel erinnerte an den Kampf der Amerikaner zum Schutz von Jesiden im Irak:
    "Das war genau der Moment, wo wir uns in der Großen Koalition zusammengesetzt haben und gesagt haben, können wir da eigentlich zugucken? Können wir eigentlich sagen, dass wir die Vereinigten Staaten haben und nichts tun? Wir tun auch heute nicht den Löwenanteil, aber wir tun wenigstens etwas und ich war dankbar, dass es militärische Fähigkeiten gab, die die Vernichtung des gesamten Volkes verhindert haben."
    Barack Obama wird am Abend in Baden-Baden der Deutsche Medienpreis verliehen, in der Jury-Begründung heißt es, er habe wie kein anderer Politiker die Vision einer Welt verkörpert, in der es Hoffnung gibt und Wandel zum Besseren möglich ist. Beim Kirchentag wurde er heute sicher auch als starker Kontrast zu seinem Nachfolger im Amt gefeiert.