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Obama in Berlin
Ein letztes Mal Präsidenten-Dinner im Adlon

Berlin ist für die nächsten Tage Hochsicherheitszone: Barack Obama ist zu seinem letzten Deutschland-Besuch als US-Präsident in der Hauptstadt eingetroffen. Bereits heute Abend kommt er mit Angela Merkel zu einem informellen Treffen zusammen, sie gelten als Vertraute. Doch die Reise ist auch politisch ein Abschiedsbesuch.

Von Klaus Remme | 16.11.2016
    Barack Obama wird von einer Ehrengarde am Flughafen Berlin-Tegel begrüßt
    Barack Obama am Flughafen Tegel (TOBIAS SCHWARZ / AFP)
    Als er das erste Mal kam, war er noch gar nicht im Amt, diesmal ist er zwar noch Präsident, doch seine Politik ist schon abgewählt. Dazwischen liegen acht Amtsjahre, in denen Barack Obama und Angela Merkel politisch und persönlich zueinander fanden. Zum Abschied also noch einmal Berlin. Sicherheitsstufe 1+. Wenn die Air Force One in Tegel steht, bedeutet das insbesondere für Berlin Mitte, Absperrungen, Polizeiverstärkung, Sicherheitskontrollen. Obama wird im Hotel Adlon übernachten. Das offizielle Programm beginnt morgen, Regierungssprecher Steffen Seibert fügte heute hinzu:
    "Was ich ihnen noch sagen kann ist, dass es heute Abend schon eine erste Begegnung der Bundeskanzlerin mit Präsident Obama geben wird, eine informelle Begegnung."
    Und wer da nun auf Überraschungen in irgendeiner Berliner Szenekneipe hofft, der wird wohl enttäuscht. Auf die Frage, wo die beiden sich denn zum Abendessen treffen, hieß es:
    "Da der morgige Tag, der bilaterale Tag im Bundeskanzleramt stattfindet, ist es heute Abend so, dass die Bundeskanzlerin zum Präsidenten kommt."
    Informelles Abendessen im Adlon
    Also ins Adlon, also mitten rein in die Sicherheitszone vor dem Brandenburger Tor. Jubelnde Massen wären aber wohl ohnehin nicht zu erwarten und das liegt nicht an diesem trüben Novemberwetter. Eine aktuelle Umfrage des Allensbach Instituts zeigt den zunehmend kritischen Blick der Deutschen auf die USA. Auf die Frage, welches Land der beste Freund Deutschlands sei, wurden die USA nur von 18 Prozent genannt. Tiefere Werte gab es allenfalls mal zu Zeiten des Irak-Kriegs. Morgen haben Merkel und Obama Gelegenheit, über diese Entwicklung zu reden, sicher wird auch der Wahlsieg Donald Trumps eine Rolle spielen.
    Obama warnt vor Entfremdung der Bevölkerung
    Obama kommt aus Griechenland, wo er eine Grundsatzrede hielt und die westlichen Demokratien warnte: Wachsende Ungleichheit und unvermeidbar zunehmende grenzüberschreitende Entwicklungen führen in Teilen der Bevölkerung zu Entfremdung, so Obama und zum Vorwurf einer Elitenbildung, die mit dem Alltag der Menschen nichts mehr zu tun hat:
    "In a world of widening inequality there is a growing suspicion or even disdain for elites and institutions that seem remote from daily lives of ordinary people."
    Obama kann inzwischen ein Lied davon singen, Angela Merkel hat ihren Wahlkampf, wenn sie denn antritt, noch vor sich. Nichts ist selbstverständlich oder garantiert, warnte Obama, ob in der Bürgerrechtsbewegung in den USA oder im europäischen Einigungsprozess, immer habe es auch Rückschläge gegeben, jede Generation müsse sich Fortschritt selbst verdienen.
    "History does not move in a straight line, civil rights in America did not move in a straight line, the evolution of a unified Europa certainly has not moved in a straight line and progress is never guaranteed, progress has to be earned by every generation."
    Auch politisch ein Abschiedsbesuch
    Am Freitag kommen auch die Staats- und Regierungschefs aus Frankreich, Großbritannien, Italien und Spanien nach Berlin. Spätestens dann wird es auch um die Europa-Politik gehen. Ein Zurück zu nationalen Alleingängen kann es aus Sicht von Angela Merkel und Barack Obama nicht geben, heißt in einem gemeinsamen Artikel in der Wirtschaftswoche. Globalisierung müsse gestaltet werden, Freihandel und Klimaschutz gehören aus ihrer Sicht dazu. Aber auch politisch ist dies ein Abschiedsbesuch, die Amerikaner haben sich für Donald Trump und einen radikalen politischen Bruch entschieden.