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Vor 350 Jahren geboren
François Couperin - der Begründer der Kammermusik

Er hieß mit Fug und Recht "Der Große": der französische Barockmeister François Couperin war als Organist, Cembalist und Hofkomponist von Louis XIV. einer der größten Musiker seiner Zeit. Seine rund 250 Cembalostücke "Pièces de clavecin" machten ebenso Schule wie seine Konzerte "pour la chambre du Roi".

Von Michael Stegemann  | 10.11.2018
    portrait de François Couperin (1668-1733), dit Couperin le Grand, compositeur et claveciniste français. !AUFNAHMEDATUM GESCHÄTZT! PUBLICATIONxINxGERxSUIxAUTxHUNxONLY AFC0015 Portrait de Franois 1668 1733 DIT Le Grand Et franais date estimated PUBLICATIONxINxGERxSUIxAUTxHUNxONLY AFC0015
    Mit 25 wurde François Couperin Organist des "Sonnenkönigs" Louis XIV. in Versailles (imago images / Leemage)
    "L’Épineuse", "Die Stachlige". Sie haben fast alle so merkwürdige Titel, die rund 250 Stücke des wohl größten "Clavecinisten", wie man die Cembalo-Komponisten in Frankreich nennt: François Couperin "le Grand", der am 10. November 1668 in Paris geboren wurde. Der schon zu seinen Lebzeiten gebräuchliche Beiname "der Große" war gleichermaßen verdient wie notwendig: Die Couperins bildeten eine ähnlich weit verzweigte Musiker-Dynastie wie die Bachs. Sein Onkel Louis wurde sein großes Vorbild; und wie dieser waren auch sein Vater Charles und François – ein anderer Onkel – hoch angesehene Organisten und François’ erste Lehrer. Schon als Kind versah er Orgeldienste an der Pariser Église Saint-Gervais, bevor er mit 17 dort Titularorganist wurde.
    François Couperin war nie zur Schule gegangen
    Die wenigen Zeugnisse, die es über ihn als Person gibt, beschreiben Couperin als sehr zurückhaltend, schüchtern und fast linkisch. Er hatte nie eine Schule besucht und trotz seiner musikalischen Meisterschaft zeit seines Lebens eine gewisse Mühe mit dem Lesen und Schreiben, wenn es nicht um Noten ging. Hinzu kam eine eher fragile Gesundheit.
    Auch über sein Privatleben ist so gut wie nichts Sicheres bekannt; Couperin war offenbar schon früh verheiratet und hatte mehrere Kinder. Das Cembalostück "La Couperinète" könnte das musikalische Porträt seiner Frau oder einer seiner Töchter sein.
    Musiklehrer der Prinzessinnen und Prinzen
    Mit 25 wurde Couperin Organist des "Sonnenkönigs" Louis XIV. in Versailles und war als "maître de clavecin des enfants de France" auch Musiklehrer der Prinzessinnen und Prinzen. Der musikbegeisterte König schätzte ihn so sehr, dass er ihn bald – Anlass für Neid und Intrigen vieler Kollegen – auch zum Kirchenkapellmeister ernannte, der unter anderem "Leçons de ténèbres" zu liefern hatte, die Klagelieder-Motetten für die Karwoche.
    1713 veröffentlichte Couperin das erste Buch seiner "Pièces de clavecin", dem bis 1730 drei weitere mit insgesamt 27 "ordres" genannten Suiten folgen sollten. In den letzten Jahren des "Sonnenkönigs" gehörte Couperin zum engsten musikalischen Zirkel des Hofes; jeden Sonntag veranstaltete er in den königlichen Privatgemächern in Versailles Konzerte mit unterschiedlich besetzten Instrumentalwerken, in denen er den italienischen und den französischen Stil kunstvoll miteinander verknüpfte. Diese "Concerts Royaux pour la Chambre du Roy" waren die Geburtsstunde der Kammermusik.
    Nach dem Tod des "Sonnenkönigs" 1715 blieb Couperin zwar im Dienst seines Nachfolgers Ludwig XV., zog sich aber mehr und mehr vom Versailler Hof zurück – der Intrigen überdrüssig, aber wohl auch aus gesundheitlichen Gründen. Auch sein Organistenamt an Saint-Gervais gab er 1723 auf und kümmerte sich in den letzten Jahren vor allem um die Herausgabe seiner Werke, bevor er am 11. September 1733 in Paris starb.
    "Da keiner mehr als ich komponiert hat, hoffe ich, dass meine Familie in meinen Ordres etwas finden wird, das ihnen Anlass gibt, mich zu vermissen. Aber wer weiß, ob derlei nach dem Tod noch eine Rolle spielt."