Naturalismus und Realismus waren ihnen viel zu sehr an der sichtbaren Wirklichkeit orientiert. Deshalb kehrten die Künstler des Symbolismus am Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts zu einer Malerei zurück, die sich von der bloßen Darstellung der realen Umwelt wieder verabschiedete. Sie suchten nach einer tieferen Wirklichkeit und sahen die Landschaften, die Menschen und die Architekturen, die sie malten, nur als Symbole dieser anderen Welt. Zu den wichtigsten Vertretern dieser Kunstrichtung zählte der 1840 in Bordeaux geborene Franzose Odilon Redon. Eine umfangreiche Ausstellung im Kröller-Müller-Museum im niederländischen Otterlo versucht nun, seine Bilder doch wieder an die Wirklichkeit anzubinden: an eine ästhetische allerdings, an die Welt von Literatur und Musik.
Düstere Themen
Kuratorin Cornelia Homburg hat dafür fast 170 Werke zusammengetragen, von denen viele aus einer nicht genannten Privatsammlung stammen. Auch das Museum selbst besitzt eine größere Werkgruppe, die die deutschstämmige Museumsgründerin Helene Müller selbst angekauft hatte. In mehreren Kapiteln stellt die Ausstellung Bezüge zu den Schriftstellern und Komponisten dar, mit denen Redon befreundet war: Flaubert, Poe und Baudelaire – Ravel, Schumann und immer wieder Richard Wagner. Redon bediente sich ihrer mythologischen und bisweilen auch düsteren Themenvorgaben und setzte sie auf zwei unterschiedliche Arten um, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Er zeichnete in schwarzer Kreide und setzte viele Motive auch in schwarz-weißen Druckgrafiken kongenial um. Auf der anderen Seite entstanden aber auch großformatige Ölbilder und vor allem farbenstarke Pastelle, die Redon als meisterhaften Koloristen zeigen. Seine zahlreichen Pegasus-Darstellungen, ein neugieriger Zyklop oder die einsame Barke auf dem Meer stehen für die Bandbreite seiner Motive.
Zu viele Werke
Bei der Literatur gelingt die Verknüpfung mit Redons Kunst – nicht zuletzt deshalb, weil er auch Bücher illustrierte und Grafikfolgen zu Werken der Schriftsteller veröffentlichte, die er bewunderte. Bei der Musik gelingt die Argumentation in der Ausstellung nicht. Die Synästhesie, die das Ausstellungskonzept behauptet, erschließt sich aus den Werken nicht und wird auch nicht durch Wandtexte begründet. Dass Redon selbst auch Musiker war, genügt als Argument nicht. Der Musik, die in seinen Bildern steckt, nachzuspüren, wäre wahrscheinlich leichter gewesen, würde die Ausstellung weniger Werke zeigen. So fordern zu viele kleinteilige Zeichnungen und Grafiken zu viel Aufmerksamkeit fürs Detail und lassen leicht das große Ganze aus dem Blick verlieren. Eine Konzentration auf etwa zwei Drittel des gezeigten Materials hätte dem Projekt gut getan.