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OECD-Bericht
Deutschland sollte mehr für nachhaltiges Wachstum tun

Niedrige Arbeitslosigkeit, hohe Lohnsteigerungen, stabile Binnennachfrage: Die wirtschaftliche Dynamik hierzulande ist laut der Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) nach wie vor gut. Allerdings müsste Deutschland mehr investieren - in die Umsetzung neuer Technologien, aber auch in Weiterbildung.

Von Theo Geers | 12.06.2018
    12.06.2018, Berlin: Angel Gurria, OECD-Generalsekretär, spricht bei der Vorstellung des OECD-Wirtschaftsberichts für Deutschland.
    Angel Gurria, OECD-Generalsekretär, bei der Vorstellung des OECD-Wirtschaftsberichts 2018 für Deutschland (picture alliance / dpa / Michael Kappeler)
    Die OECD bleibt optimistisch für Deutschland. Niedrige Arbeitslosigkeit, hohe Reallohnsteigerungen, eine stabile Binnennachfrage – an all dem ändern auch die Sorgen vor einem weltweiten Handelskonflikt oder eher verhaltene Wachstumsdaten aus den ersten Monaten des Jahres erst einmal nichts, sagt OECD-Generalsekretär Angel Gurria:
    "Wir denken nicht, das die Zahlen des 1. Quartals schon den Wechsel signalisieren in diesem Jahr. Wir denken, der Weg ist ein bisschen rauher, holpriger geworden, aber die Dynamik ist immer noch gut."
    Dunkle Wolken am Horizont
    Die deutsche Wirtschaft wachse deshalb bis ins nächste Jahr hinein mit mehr als zwei Prozent. Das Deckt sich mit dem Bild, das auch IWF-Chefin Christine Lagarde gestern Abend nach dem alljährlichen Treffen der Kanzlerin mit den Präsidenten der führenden internationalen Wirtschaftsorganisationen gezeichnet hatte:
    "Die Sonne scheint immer noch, nicht nur hier in Berlin, sondern auch insgesamt in der Weltwirtschaft. Unsere Voraussagen für das weltweite Wachstum sind unverändert 3,9 Prozent für dieses Jahr und 3,9 Prozent für nächstes Jahr. Aber die Wolken, die schon vor sechs Monaten am Horizont aufgetaucht sind, werden immer dunkler, vor allen Dingen seit dem letzten Wochenende", so Christine Lagarde in Anspielung auf den Eklat beim G7-Gipfel in Kanada.
    Konkrete Auswirkungen haben die dunklen Wolken am Wirtschaftshimmel derzeit noch nicht. Allerdings: Die OECD mahnt auch. Deutschland müsse mehr tun, damit das Wachstum hierzulande nachhaltig bleibe und mehr Menschen am Aufschwung teilhaben.
    Klimafreundliches Wachstum erforderlich
    "Was ist mit Fähigkeiten, Kenntnissen, Qualifikationen?" fragt OECD-Ched Gurria rhetorisch, wenn 17 Prozent aller Arbeitsplätze in Deutschland sind in den nächsten 10 Jahren durch Automatisierung bedroht und sogar 37 Prozent durch neue disruptive Technologien, die heutige Unternehmens- und Geschäftsmodelle vollständig vom Markt verdrängen werden.
    Um das aufzufangen soll Deutschland seine gute Haushaltslage einsetzen und hierfür hat die OECD einen ganzen Strauß an Empfehlungen: Deutschland müsse neue Technologien schneller umsetzen, dem Wachstum auch eine klimaverträglichere Richtung geben, wobei vor allem der Verkehrssektor mehr zum Klimaschutz beitragen muss.
    Es gilt aber auch, den Unternehmergeist – vor allem bei Frauen – fördern, hierfür mehr hochwertige und bezahlbare Kinderbetreuungs- und Ganztagsschulangebote anzubieten und schließlich das lebenslange Lernen fördern. Vor allem Arbeitnehmer mit geringen oder mittleren Qualifikationen benötigten bessere Weiterbildungsangebote