Musical "König der Möwen"

Leben und Leid eines Plattenladenbesitzers

Andreas Dorau und Gereon Klug plus Möwe
Andreas Dorau und Gereon Klug plus Möwe © Tapete Records / Brigitta Jahn
Andreas Dorau und Gereon Klug im Gespräch mit Martin Böttcher  · 09.08.2018
Heute Abend feiert das neue Projekt des Indiepop-Sängers Andreas Dorau Premiere in Hamburg. Der "König der Möwen" ist ein "Theaterstück mit viel Musik" und erzählt die Geschichte eines Plattenladenbesitzers, der sich auf einen "faustischen Deal" einlässt.
Als Musical wird es von der Presse betitelt, aber die Macher von "König der Möwen" - Indiepop-Sänger Andreas Dorau und Autor Gereon Klug - machen gern einen weiten rhetorischen Bogen um Begriff und Genre. Und sprechen lieber von einem "Theaterstück mit viel Musik". Oder einer "musikalischen Dramödie". Sie sind "froh" darüber, dass in dem Stück nicht getanzt wird: "Das ist sehr schön!" Und dass keine Schauspielerinnen und Schauspieler "mit schrecklich ausgebildeten Stimmen" auftreten und singen, finden beide auch wichtig.

Schlager, Hip-Hop, Rock - und "Sicherheitsmusik"

Dennoch und trotz des außergewöhnlich schnell Assoziationen weckenden Titels beteuern Dorau und Klug standhaft, das Musical-Genre auf keinen Fall mit dem "König der Möwen" ironisieren zu wollen. Heute Abend hat das Stück in Hamburg Weltpremiere, im Rahmen des Kampnagel-Sommerfestivals. Auf der Bühne steht dann auch eine Band, die von Schlager über Hip-Hop bis zum Rock alle Stilrichtungen durchprobiert. Um endlich Erfolg zu haben.
"König der Möwen" erzählt die Geschichte des Hamburger Plattenladenbesitzers Hans, der mit seinem Job gerade so über die Runden kommt: "zum Leben zu wenig, zum Sterben zu viel". Eines Tages bekommt er von der Stadt Hamburg einen "faustischen Deal" vorgeschlagen. Hans fällt eine falsche Entscheidung, verlegt seinen Laden in die mondäne Hafen-City, die Sache endet für ihn als Desaster. Deswegen will Hans Hamburg anzünden und "in Schutt und Asche" legen - doch da kommt der "König der Möwen" und hilft. Begründung: Hans hat immer die Möwen gefüttert, und jetzt wollen die ihm was zurückgeben.
Die Geschichte zu entwerfen sei leicht gewesen, sagte Andreas Dorau dem Deutschlandfunk Kultur. Die Texte für die Songs der parallel am ultimativen Erfolgskonzept werkelnden Band waren für ihn nach eigenen Angaben hingegen ein "Kraftakt": Denn er habe gerade keine parodistischen Texte schreiben wollen. Er wollte Songs, die "man sich selber auch anhören würde". Und keine "billige Ironie".

Keine Silberzwiebeln aus der Provinz

Gereon Klug rechnet mit "keiner einzigen Busladung" voller Musical-Fans heute Abend. Schließlich werde "König der Möwen" auf Kampnagel aufgeführt. "Da ist die Gefahr, sich mit Silberzwiebeln aus der Provinz als Publikum herumschlagen zu müssen, eher gering", sagte Klug. Um zugleich zu versichern, dass er und Dorau die ältere Generation schätzen: "Alt sein ist nicht unmodern." Deswegen intoniere die Band auch einen Song mit dem Titel: "Wir haben alte Leute gern."
Die Band versuche eben auch, an die Senioren ranzukommen. Und weil die oft ängstlich sind, gibt es heute Abend auch "verlässliche Sicherheitsmusik". (ahe)
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