Donnerstag, 18. April 2024

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Öffentlichkeitsarbeit für die Natur

Sein Arbeitsplatz ist circa 10.000 Hektar groß, Einsätze am Wochenende und am Feiertag sind relativ normal. Frank Grütz leitet die Naturwacht Saarland und ist von Beruf Ranger. Grütz sagt, seine Hauptaufgabe sei es, Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben und damit in der Bevölkerung für mehr Akzeptanz zu sorgen für die Vorgänge in der Natur.

Moderation: Kate Maleike | 27.05.2008
    Kate Maleike: Sie sehen jetzt auch schon aus wie ein Ranger, wie man sich den vorstellt. Sie haben einen Hut an und eine grüne Uniform. Das ist Ihre Dienstkleidung?

    Frank Grütz: Ja, das ist meine Dienstkleidung, einheitlich, dass wir draußen auch erkannt werden können.

    Maleike: Wie wird man denn eigentlich Ranger?

    Grütz: Zum Ersten brauchen Sie eine normale Ausbildung in einem so genannten "Grünen Beruf", das heißt zum Beispiel als Gärtner oder als Forstwirt. Und dann idealerweise eben mehrere Jahre an Berufserfahrung in diesen Berufen, darauf aufbauend dann die Weiterbildung zum staatlich geprüften Natur- und Landschaftspfleger. Und dann haben Sie eigentlich das Rüstzeug, dass Sie sich irgendwo bewerben können als Ranger.

    Maleike: Bei Ihnen war es ein bisschen anders, denn Sie sind ja eigentlich diplomierter Geograph.

    Grütz: Ja, ich bin von Haus aus Diplom-Geograph, habe in Trier Diplom-Geographie studiert und habe dann mehrere Jahre in Ingenieurbüros gearbeitet und habe mir dann irgendwann gesagt, also eigentlich wollte ich eher präventiv arbeiten. Ich habe immer nur irgendwo Pflaster draufgeklebt. So kam mir das jedenfalls vor. Und ich habe von heute auf morgen gekündigt, habe dann zwei Jahre in der Selbständigkeit gelebt, in dieser Zeit auch die Weiterbildung gemacht zum Natur- und Landschaftspfleger. Und dann kam eben die Entscheidung des Landes Saarland, eine hauptamtliche Naturwacht einzurichten. Und ich habe mich beworben, und ich bin genommen worden.

    Maleike: Da sind wir natürlich sehr froh darüber, sonst wären Sie ja heute gar nicht hier in Ihrem Ornat. Was macht denn eigentlich ein Ranger, was gehört zu Ihren Aufgaben?

    Grütz: Also die erste Hauptaufgabe von uns Rangern ist eigentlich, dass wir viel Öffentlichkeitsarbeit betreiben, damit für Akzeptanz sorgen in der Bevölkerung für die Vorgänge in der Natur, ganz salopp gesagt, für die Sensibilisierung für geschützte Pflanzen- und Tierarten.

    Maleike: Und wie unterscheidet sich Ihre Tätigkeit zum Beispiel von der eines Försters?

    Grütz: Wir sind noch in weiteren Bereichen tätig. Wir sind in den Bereichen tätig, dass wir auch in Abstimmung mit den anderen Behörden, mit dem Landesamt für Umweltschutz zum Beispiel, dass wir auch adäquate Pflegemaßnahmen in den Schutzgebieten koordinieren und auch teilweise selber durchführen. Wir machen sehr viele Führungen, um eben unserem Ziel der Aufklärung gerecht zu werden. Wir sorgen einfach für die Aufklärung der Bevölkerung.

    Maleike: Wissenschaftliches Arbeiten gehört aber auch dazu, oder?

    Grütz: Natürlich, wissenschaftliches Arbeiten in Abstimmung mit den Landesämtern gehört zu einem großen Teil zu unserer Arbeit. Wir untersuchen also die Verbreitungen geschützter Tier- und Pflanzenarten in unseren Untersuchungsgebieten und tragen die in Listen ein und melden das an die zuständigen Behörden auch weiter, die dann diese Meldungen auch teilweise, wenn es um Anhänge der FFH-Arten geht...

    Maleike: Was sind das?

    Grütz: Das sind zum Beispiel so bekannte Tiere wie Biber oder Fischotter, oder andere Arten wie Feuerfalter aus den Schmetterlingsbereichen, oder auch der Luchs oder der Wolf, der gehört auch dazu.

    Maleike: Rund um die Konferenz ist ja davon viel die Rede gewesen, dass viele Arten auch hier in Deutschland sterben. Sie sind seit 2005 Ranger, welche größte Veränderung können Sie in ihrem täglichen Gang durch Ihre Gebiete feststellen?

    Grütz: Wir haben schon festgestellt, dass wir in den letzten Jahren eine Zunahme der Tierarten haben, die normalerweise wegziehen würden zum überwintern, und die bleiben einfach da und nutzen eben das wärmere Klima aus, um in Deutschland zu überwintern, sind natürlich dann im Frühjahr früher an ihrem Brutgeschäft da und belegen dann eben auch wichtige Brutplätze, die dann zum Beispiel für den Kuckkuck, der weggezogen ist, negativ sind. Der kommt halt etwas später und findet dann keine Nester, wo er seine Eier unterschieben kann.

    Maleike: Aber da können wir ja vielleicht etwas tun, weil der Kuckkuck ist ja, glaube ich, auch der Vogel des Jahres in diesem Jahr, richtig? Habe ich doch noch gut in Erinnerung behalten. Sie haben mir im Vorgespräch erzählt, dass Ranger sein für Sie der absolute Traumberuf ist. Warum?

    Grütz: Ja, der absolute Traumberuf ist es für mich deswegen, weil ich sehr viel in der Natur unterwegs bin. Ich bekomme sehr viel mit, was draußen vor sich geht, wie die Zusammenhänge vor sich gehen, wie die Botanik mit der Bodenkunde, wie die Geologie mit dem Klima zusammenhängt. Und das ist ein sehr spannendes Feld für mich als Geograph, weil ich als Geograph so eine kleine Zusammenschau da machen kann. Und eins hängt vom anderen ab ganz einfach.

    Maleike: Wir haben über Signale gesprochen schon, die hier von Bonn, von der UNO-Naturschutzkonferenz ausgehen sollten. Welches wäre Ihr Wunsch?

    Grütz: Wir erhoffen uns ein Signal an die zuständigen Politiker und an die zuständigen Behörden, dass endlich begriffen wird, dass die Erhaltung und der Schutz der Artenvielfalt eigentlich das prioritäre Thema sein sollte und sein muss. Und entsprechend um diese Aufgaben, die damit zusammenhängen, zu erfüllen, müssen unseres Erachtens weitere Arbeitsplätze geschaffen werden im Naturschutz.

    Maleike: Denn es gibt bundesweit nur 550 von Ihnen. Das ist viel zu wenig, oder?

    Grütz: Das ist viel zu wenig für die immense Arbeit, die jeder von uns täglich leisten muss.

    Maleike: Jetzt haben wir mal gehört, was ein Ranger macht, vielleicht hat der ein oder andere ja Interesse, sich zum Beispiel nach einem Biologiestudium entsprechend weiterzubilden.