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Ökostromumlage wird vermutlich weiter steigen

Mit der Ökostromumlage finanzieren die Verbraucher die Differenz zwischen dem garantierten Abnahmepreise für Wind und Solarstrom und dem Börsenpreis. Es zeichnet sich ab, dass die Umlage wohl weiter steigen wird. Das liegt auch dran, dass die geförderte Energiemenge steigt.

Von Verena Herb | 08.08.2013
    Dass es zu einer Steigerung der Ökostromumlage kommen wird, davon gehen sämtliche Experten aus. Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" berichtet, eine Steigerung der EEG-Umlage um ein Drittel auf Werte von genau oder mehr als sieben Cent je Kilowattstunde sei wahrscheinlich – also um mehr als ein Cent. Patrick Graichen, Projektleiter der Berliner Denkfabrik Agora Energiewende:

    "Wir glauben, dass das nicht so weit hochgehen wird. Aber dass sie steigen wird ist keine Überraschung. Das wussten wir seit Monaten."

    Graichen prognostiziert eine Umlage von 6,24 Cent – 2013 zahlten die Haushalte knapp 5,3 Cent pro Kilowattstunde.

    Mit der Ökostromumlage finanzieren die Verbraucher die Differenz zwischen dem garantierten Abnahmepreise für Wind und Solarstrom und dem Börsenpreis. Die Umlage steigt aus zwei Gründen: Erstens, wenn die Menge der Energie, die gefördert wird – also gerade die Menge an Solarstrom - steigt. Zweitens wenn die höhere Ökostromproduktion ein Überangebot an Elektrizität schafft. Das lässt die Preise an der Strombörse sinken.

    Nun liegen die Börsenstrompreise bei einem weitaus niedrigeren Wert, als erwartet: Statt der für 2013 vorgesehenen 5,1 Cent pro Kilowattstunde gab es im Juni an der Börse im Schnitt nur 2,7 Cent für Ökostrom. Im Juli dann waren es zwar 3,7 Cent, aber immer noch weniger als prognostiziert.

    Und sinkt der Börsenstrompreis, steigt nun einmal die Umlage. Der sonnenreiche Juli sorgte zudem dafür, dass deutlich mehr Solarenergie produziert wurde, die zu garantierten Preisen von den Netzbetreibern abgenommen wird. Allein im letzten Monat zahlten die Netzbetreiber nach Angaben der "FAZ" 850 Millionen Euro mehr an die Produzenten von Ökostrom aus, als sie an Umlagen nach dem EEG und aus dem Verkauf des Stroms an der Börse erhielten. Unter dem Strich bleibe, so berichtet die Zeitung, ein Defizit von 1,75 Milliarden Euro. Das dürfte nach Schätzungen von Netzbetreibern Ende September noch weiter steigen und dann mehr als drei Milliarden Euro betragen. Und sich so wohl 2014 in den Rechnungen der Haushalte wiederspiegeln. Denn anders als die Umlagekosten werden die sinkenden Strompreise kaum an die Verbraucher weitergegeben:

    Dazu erklärt Holger Krawinkel, Energieexperte im Verbraucherzentrale Bundesverband gegenüber unserem Programm:

    "Es gibt ein Problem: dass sich die Stromversorger – auch die Stadtwerke – am Terminmarkt eindecken. Also ein, zwei, drei Jahre im Voraus. Und dadurch wird natürlich die Preissenkung erst später wirksam. Wir haben jetzt schon seit Jahren sinkende Strompreise an der Börse zu beobachten. Und deswegen gehe ich davon aus, wenn es genügend Wettbewerbsdruck gibt, also wenn auch die Verbraucher von zu teuren Anbietern weggehen, andere Anbieter suchen, dass dann diese Preiserhöhungsabsicht nicht umgesetzt werden kann."

    Während nach Meinung einiger Experten nicht erkennbar ist, dass der Börsenpreis 2014 steigen wird, sieht Patrick Graichen vom Thinktank Agora Energiewende das etwas anders:

    "Weil wir davon ausgehen, dass der Börsenstrompreis nicht noch weiter nach unten gehen kann, weil die Fundamentalfaktoren – Gaspreis, Kohlepreis, CO2-Preis – eigentlich bei minimalen Werten angekommen sind, ist das jetzt noch einmal ein großer Sprung nach oben auf irgendwo 6,2, 6,3 vielleicht 6,4 Cent und dann die nächsten Jahre erwarten wir eine konstante Entwicklung."

    Die Politik habe die Möglichkeit, den Anstieg abzumildern – findet Verbraucherschützer Holger Krawinkel:

    "Wir haben sehr große Altlasten. Insbesondere durch die Förderung der Solarenergie. Das macht ja etwa die Hälfte der Umlage aus. Ich denke, da muss man sich überlegen, ob es da nicht andere Finanzierungswege gibt. Und ich muss natürlich darauf achten, dass künftig preisgünstige erneuerbare Energien eingesetzt werden. Also zum Beispiel Windenergie an Land. Wenn das Offshore-Abenteuer weitergeht, mit allen Problemen, dann wird das für die Verbraucher auch noch mal sehr teuer werden."

    Die neue Umlage wird Anfang Oktober bekanntgegeben – ein paar Wochen nach der Bundestagswahl. Man kann also davon ausgehen, dass dieses Thema auch im Wahlkampf eine größere Rolle spielen wird.