Freitag, 19. April 2024

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Offenbach Anthologie Vol. 2

Operetten-Aufnahmen von gestern, ja von vorgestern gar haben zuweilen auch einen gänzlich anderen Klang - wie das folgende Beispiel belegt: ·

Frank Kämpfer | 11.06.2000
    Musikbeispiel: Offenbach - ‘Nous venons, arrivons’ aus: "La vie parisienne"

    Paris bei Nacht: Wunschort verkehrter Hierarchien: Der Major ist in Wahrheit ein Schuster, der Admiral wird als Kellner erkannt. Die Comtesse ist eine Grisette und selbst der genervte Baron Gondremarck ist nicht mehr er selbst, wenn ihn die nächtliche Großstadt mit schnellen Reizen ergreift.

    "Pariser Leben", auf die Bühne gestellt, ist von anderer Natur als k.u.k. Wiener Gemütlichkeit. So jedenfalls verdeutlicht es jene historische Aufnahme aus dem Jahre 1931, die Jaques Offenbachs gleichnamiges Werk "La Vie Parisienne" als Theater-Produktion ihrer Zeit dokumentiert und die Stadt, den Moloch der Industrie, musikalisch zum Erlebnisort verlockender Genüsse zu verdoppeln vermag. Die gut 25-minütige Titelfolge, der das gehörte Beispiel entstammt, findet sich auf der CD Volume 2 einer vierteiligen Offenbach-Edition, die Stück um Stück im Laufe der letzten drei Jahre beim französischen Klassik-Label Disque Forlane herausgekommen ist. Disque Forlane remastert auch, allerdings Dokumente von Vorkriegs-Geschichte: Wie Werke Offenbachs , und zwar 22 Stück an der Zahl, in Aufnahmen zwischen 1906 und 1936 erklingen, das erzählt zunächst vom Fortschritt der Aufnahmetechnologie, das birgt zudem vitales Theater mit politischer Anspielungskraft, mit sinnlichem Spiel und zirzensischer Anarchie. Das parodistische Couplet auf die politische Impotenz Napoleon III. aus der "Großherzogin von Gerolstein", aufgenommen 1930 mit Livine Mertens, ist ein treffendes Beispiel dafür. ·

    Musikbeispiel: Offenbach - "Voici le sabre de mon pere" aus: La Grande Duchesse

    Hits aus Bühnenwerken von Jacques Offenbach - in historischen Aufnahmen dokumentiert in einer vierteiligen Edition bei den französischen Disques Forlane.