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Offshore-Windenergie
Testfeld Alpha Ventus liefert seit vier Jahren Strom

Technik. - 2003 entstand in der Nordsee 45 km vor Borkum eine erste Windenergie-Forschungsplattform. Zwei weitere folgten. Erst sechs Jahre später wurde dann der erste Offshore-Windpark gebaut – Alpha Ventus. Ein Testfeld mit zwölf Anlagen, die im ersten Jahr von reichlich Kinderkrankheiten geplagt wurden. Seitdem laufen sie problemlos.

Von Monika Seynsche | 19.06.2014
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    Das Offshore-Windenergie-Testfeld Alpha Ventus vor der Küste von Borkum. (dpa/picture alliance)
    "Durch den etwas verzögerten Netzanschluss auch bei Alpha Ventus ist das erst so richtig im Sommer 2010 dann in den Betrieb gegangen, in den sogenannten Regelbetrieb, wie die Genehmigungsbehörden das nennen und seit der Zeit läuft der Park eigentlich sehr stabil und sehr konstant. Wir waren 2012 sehr erfreut, dass wir, ich glaube 15 Prozent mehr Erträge hatten, der Park produziert ungefähr 267 Gigawattstunden und leistet deutlich mehr als unsere Erwartungen uns mitgegeben hatten. "
    Irina Lucke ist Geschäftsführerin der EWE Offshore Service & Solutions GmbH, jenes Unternehmens also, dass sich seit 2010 um den Betrieb des Windparks Alpha Ventus kümmert.
    "Der Park läuft einfach weiter und weiter und macht uns hoffentlich auch weiterhin viel Freude."
    Alpha Ventus hat reichlich staatliche Unterstützung bekommen, zwei verschiedene Hersteller haben hier ihre Anlagen ins Meer gestellt und Wissenschaftler bergeweise Daten gesammelt. Koordiniert wurde die Begleitforschung vom Fraunhofer Institut für Windenergie und Energiesystemtechnik in Bremerhaven. Bernhard Lange leitet dort den Bereich Windparkplanung und -betrieb. Viele Erkenntnisse aus dem Testfeld seien mittlerweile in die Entwicklung neuer Anlagen eingeflossen, sagt er.
    "Ein ganz einfaches Beispiel jetzt im Bereich der Tragstrukturen, das heisst, zwischen der Anlage und dem Fundament am Boden: Dort gab es eine Weiterentwicklung dieser Tripodtragstruktur, die dort in Alpha Ventus gebaut worden ist. Es gibt auch eine generelle Weiterentwicklung dahingehend, dass man jetzt auch andere Tragstrukturen verwendet also wieder auf Monopiles also einfache praktisch Türme geht, die bis zum Meeresgrund reichen."
    Der Bau und auch die Installation dieser Monopiles sei wesentlich einfacher als die zuvor genutzten dreibeinigen Tripods. Allerdings waren die Ingenieure bis vor kurzem davon überzeugt, dass die einfachen Türme der Monopiles nur in flachem Wasser stabil stehen können. Deshalb kamen sie beim Bau des Windpark Alpha Ventus in etwa 30 Meter Wassertiefe nicht zum Einsatz.
    Bernhard Lange: "Ja da hat sich technologisch etwas weiterentwickelt, die Monopiles sind sehr sehr groß, die jetzt gebaut werden, die konnte man damals nicht wirklich installieren. Das kann man heute, es gibt die entsprechenden Installationsschiffe. Man kann jetzt installieren und von der Kostenseite her scheinen die relativ gesehen, auch günstiger zu sein, so dass im Moment der Trend eher dahin geht."
    Im Windpark Alpha Ventus drehen sich Anlagen mit einer Nennleistung von jeweils fünf Megawatt. Mittlerweile aber gibt es schon größere Anlagen und auch sie müssten auf See getestet werden.
    Lange: "So ein Größenwachstum ist nicht so einfach, wie man sich das vielleicht vorstellt, dass man einfach eine Anlage ein bisschen aufpustet und dann funktioniert sie genauso, sondern dadurch, dass die Größe sich verändert, verändern sich die Verhältnisse von überstrichener Fläche zu Durchmesser der Rotorblätter und des Turmes und dadurch werden die Kräfte noch einmal wesentlich größer und man muss mit neuen Materialien arbeiten, das heisst, da ist auch eine ganze Menge Innovation da drin."
    Bernhard Lange untersucht zurzeit, in welchem Rahmen zukünftig Windenergieforschung auf hoher See möglich ist. Nötig ist sie, um neue Entwicklungen voranzutreiben, Prototypen zu testen und die Kosten der Windenergie zu senken.
    "Wenn ein Offshore Windpark gebaut wird, ist der in der Regel groß, also 80 Anlagen sind schon normal. Wenn da jetzt ein Windparkbetreiber eine Anlage auswählt, dann wird er keinen Prototypen wählen, das ist ganz klar. Andererseits brauchen wir aber Innovation. Das heisst, die Prototypen müssen irgendwann auch mal draußen gezeigt werden und da muss man so kleine Standorte haben, wo man mal ein, zwei, drei, vier, fünf Anlagen aufstellen kann, um mal zu demonstrieren und auch zu lernen wie es denn wirklich funktioniert."
    Statt einem ganzen, ausschließlich für Testzwecke gebauten Windpark wie Alpha Ventus, schweben Bernhard Lange dabei einzelne Testwindräder vor, die in kommerziellen Windparks dazu gebaut werden könnten. Sie würden von der Netzanbindung sowie den Installations- und Wartungsteams profitieren, die sowieso vor Ort sind und könnten so relativ günstig neue wissenschaftliche Erkenntnisse liefern.