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Olivenöl
Gemeinsam gegen schädliches Abwasser

Eine neue Produktionstechnik bei der Olivenöl-Produktion im Westjordanland bringt zwar bessere Erträge. Doch die Methode hat einen Nachteil: Es fallen große Mengen Abwasser an, die keine Kläranlage bewältigen kann. Ein gemeinsames Forschungsprojekt von Deutschen, Israelis und Palästinensern soll Abhilfe schaffen.

Von Anke Petermann | 08.12.2014
    Feldforschung zum Abwasser aus der Olivenöl-Produktion in Israel: Markus Kurtz, Doktorand am Institut für Umweltwissenschaften der Universität Koblenz-Landau, AG Umwelt- und Bodenchemie, forscht im israelischen Gilat zum Abwasser aus der Olivenöl-Produktion
    Markus Kurtz, Doktorand am Institut für Umweltwissenschaften der Universität Koblenz-Landau, AG Umwelt- und Bodenchemie, forscht im israelischen Gilat zum Abwasser aus der Olivenöl-Produktion (Uni Koblenz Landau / Dörte Diehl)
    Oliven zermatschen, das Öl aus einem Matsch-Kuchen pressen und mit den festen, Wärme entwickelnden Abfallstoffen heizen, so sah in Israel und Palästina lange die kleinbäuerliche Produktion aus. Allerdings war diese Methode wenig ertragreich.
    Begeistert stiegen daher Familienbetriebe vor etwa einem Jahrzehnt auf eine neue um. Dabei werden zerkleinerte Oliven mit Wasser verrührt und geschleudert. Aus den Zentrifugen werden Öl, Abwasser und Feststoffe getrennt abgeleitet. Pro Tonne Olivenöl fallen 500 bis 1.500 Liter Abwasser an. Das ist so sauer, dass es auch die Mikroorganismen in Kläranlagen außer Gefecht setzt, deshalb nehmen diese es nicht an. Nisreen Tamimi, palästinensische Doktorandin am Institut für Umweltwissenschaften der Universität Koblenz-Landau, ist soeben aus dem Westjordanland nach Landau zurückgekehrt, um dort Bodenproben auszuwerten.
    "In Palästina ist das Ölmühlen-Abwasser ein großes Problem, es wird in die Wadis, die Trockentäler, und die Felder abgelassen, und zwar ohne Behandlung und ohne dass dafür irgendwelche Umweltvorschriften greifen."
    Polyphenole im Abwasser vergiften die Böden
    "Wenn man an die Mündungen der Wadis geht, im Winter, dann sieht man relativ oft, dass da das ganze Abwasser eben ausgewaschen wird, und das kann schon mal zu einem Fischsterben in der Gegend führen", ergänzt Teamleiterin Gabriele Schaumann, Professorin für Umwelt- und Bodenchemie an der Universität Koblenz-Landau. Die Bitterstoffe im Abwasser, Polyphenole in hohen Konzentrationen, vergifteten die Böden.
    Markus Kurtz forscht als Doktorand am Landauer Institut für Umweltwissenschaften in Israel.
    "Also, wir haben das ein paar Mal gesehen, dass die Abwässer da auch einfach auf die Felder aufgebracht werden. Wir haben da Stellen gesehen, wo sich richtig dicke Krusten von diesem Abwasser gebildet haben."
    Es klingt grotesk: Olivenmühlen-Abwasser macht Böden wasserabweisend, das konnte das trilaterale Team um Gabriele Schaumann nachweisen. Ein Effekt mit verheerender Wirkung, so Schaumann: "Wenn ich ein Land habe, das in zwei Drittel seiner Zeit trocken ist, und es regnet einmal, und das Wasser kann dort nicht versickern, wo es hinregnet, sondern es läuft einfach ab, dann geht das wenige Wasser auch noch verloren."
    Auf den richtigen Zeitpunkt kommt es an
    "Jetzt versuchen wir, den positiven Dünge-Effekt des Abwassers zu maximieren und den negativen toxischen Effekt durch die Schadstoffe und die wasserabweisende Schicht zu minimieren. Und zwar, indem wir mit dem Zeitpunkt des Ausbringens experimentieren. In der Hoffnung, dass wir den günstigsten Zeitpunkt finden", meint Nisreen Tamimi.
    Als bester Zeitpunkt kristallisiert sich das späte Frühjahr heraus. Weil dann nämlich die Bodenorganismen die giftigen Substanzen effektiver abbauen als im Winter, die Sonne aber noch nicht so stark ist, dass der wasserabweisende Effekt entsteht. Und weil das Kalium im Abwasser bestmögliche Düngewirkung entfaltet.
    Mit dieser vorläufigen Erkenntnis liefert das trilaterale Forschungsteam erste Ansätze für eine kostengünstige Übergangslösung, die greifen könnte, bis sich auch Familienbetriebe in Israel und Palästina die neue wassersparende, umweltverträgliche Produktionstechnologie leisten können, die in der Olivenöl-Industrie inzwischen Standard ist. Dabei bleibt Oliventrester als Abfallprodukt zurück, der getrocknet und pulverisiert wieder Energie liefern kann. In den größeren spanischen und italienischen Betrieben hat diese Technik schon Einzug gefunden, weiß Gabriele Schaumann:
    "In Ländern, die sich das nicht so leisten können, oder wo diese Produktion stärker auf Familienbetriebe oder Dorfbetriebe ausgelegt ist, dort hat man weiter das Problem, weil die nicht so leicht umstellen können. Also, ich weiß, dass Griechenland die gleichen Probleme hat wie Israel und Palästina, und von Tunesien weiß ich es auch. Ich schätze, dass Marokko gleiche Probleme hat."
    Auch diese Länder könnten also von den Erkenntnissen des DFG-Projekts profitieren.