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Olympiastützpunkt Hamburg
Missbrauchsvorwürfe gegen zwei Nachwuchssportler

Die 19 Olympiastützpunkte sind die Vorzeige-Kaderschmieden des deutschen Sports. Doch nun ist der Hamburger Olympiastützpunkt von einem Skandal um monatelange Misshandlung eines Nachwuchsathleten erschüttert worden. Zwei Spitzensportler sollen einen 14-Jährigen monatelang gequält haben.

Von Axel Schröder | 02.03.2017
    Das Bild zeigt das beleuchtete Schild mit der Aufschrift "Olympiastützpunkt" an der Eingangsdecke von unten fotografiert, am oberen Bildrand sieht man grauen bewölkten Himmel.
    Am Olympiastützpunkt Hamburg / Schleswig Holstein soll ein Jugendlicher monatelang gequält worden sein (Daniel Bockwoldt/dpa)
    Schon vor einem Jahr erfuhr die Leitung des Olympiastützpunkts Hamburg / Schleswig-Holstein von den monatelangen Mobbing-Attacken zweier Spitzensportler gegenüber einem 14-jährigen Nachwuchsathleten.
    Nach Angaben der Bild-Zeitung hatte der junge Badminton-Spieler der Internatsleitung nach langem Schweigen davon berichtet, wie seine 18 und 19 alten Peiniger sein Zimmer verwüstet, ihn sexuell erniedrigt, geschlagen, ihm Alkohol eingeflößt und in eine Kiste gesperrt hatten.
    Staatsanwaltschaft Hamburg leitet Ermittlungen ein
    Ingrid Unkelbach, die Leiterin des Olympiastützpunkts, möchte diese Schilderungen weder bestätigen noch dementieren. "Ich möchte mich zu den Vorwürfen nicht dezidiert äußern, weil es sich nach wie vor um ein schwebendes Verfahren handelt. Die Eltern des Opfers haben ja Strafanzeige erstattet gegen die beiden Beschuldigten. Das ist ein laufendes Verfahren."
    Die Hamburger Staatsanwaltschaft hat gegen die beiden Sportler Ermittlungsverfahren wegen gefährlicher Körperverletzung eingeleitet. Gegen einen der beiden wurde bereits Anklage erhoben. Ingrid Unkelbach betont, dass sofort gehandelt wurde, als die Vorwürfe auftauchten: "Als sich das Opfer uns gegenüber geöffnet hat, haben wir sofort Maßnahmen ergriffen und die Beschuldigten von dem Tag an suspendiert vom Internat und haben dann in Ruhe versucht, die Dinge aufzuklären."
    Präventionsprogramm gegen sexualisierte Gewalt
    Die beiden Beschuldigten hätten noch die Möglichkeit bekommen, ihre Zimmer im Internat zu räumen und hätten es danach nicht mehr betreten. Schon vor Bekanntwerden des Falls, so Ingrid Unkelbach, gab es am Sportinternat ein Präventionskonzept gegen sexualisierte Gewalt.
    "Das haben wir jetzt erweitert um Mobbing und Schikanierungen, haben Verhaltensstandards aufgelistet, um die Schüler einfach auch noch mal dafür zu sensibilisieren, was wir darunter verstehen. Und diese Verhaltensvorschriften werden inzwischen mit dem Internatsvertrag auch den neuen Schülern übergeben. Die müssen das gegenzeichnen, auch ihre Eltern, so dass da auch noch mal besonders drauf aufmerksam gemacht wird."
    Einen ähnlichen Fall hat es im Hamburger Sport-Internat bislang nicht gegeben, erklärt Ingrid Unkelbach. Hamburgs Sport-Staatsrat Christoph Holstein versprach heute, dass den Vorwürfen gegen die beiden Sportler gründlich nachgegangen wird. "Es ist unser großes Interesse, dass Eltern, die Kinder haben, die sich für den Leistungssport entschieden haben und die in ein Internat gehen, dass diese Eltern ein ganz gutes Gefühl dabei haben. Und deshalb ist es auch wichtig im Sinne der Kinder, der Eltern und auch im Interesse derjenigen, die an diesem Stützpunkt arbeiten, dass alles aufgeklärt wird!"