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Olympische Spiele in Rio
"Zweifel, was Training der Polizisten und Soldaten angeht"

In dieser Woche haben Einsatzkräfte in Brasilien zehn mutmaßliche Terroristen festgenommen, die Anschläge während der Olympischen Spiele in Rio geplant haben sollen. Im DLF sagte der Journalist Carsten Upadek, dass die Brasilianer wenig Erfahrung mit dem Internationalen Terrorismus hätten. Die Kriminalität in den Vororten sei zudem besonders dramatisch.

Carsten Upadek im Gespräch mit Marina Schweizer | 23.07.2016
    Das brasilianische Militär zeigt auf einer Sicherheitsparade vor Olympia 2016 seine Macht.
    Das brasilianische Militär zeigt auf einer Sicherheitsparade vor Olympia 2016 seine Macht. (dpa / picture alliance / Fernando Bizerra Jr.)
    Nach den Angaben des Journalisten Carsten Upadek, der regelmßig für den Deutschlandfunk aus Brasilien berichtet, seien die mutmaßlichen Terroristen sehr dilettantisch vorgegangen."Bisher gibt es weder Hinweise auf mögliche Anschlagsziele noch wurde Material zum Bombenbau gefunden. Und eine direkte Verbindung zum Islamischen Staat gibt es laut den Ermittlern auch nicht. Brasiliens Justizminister nannte die Gruppe 'Amateure', die "absolut verrückt" gehandelt hätten.
    Die Operation der brasilischen Sicherheitskräfte sei auch als Botschaft an die eigene Bevölkerung und die Welt zu sehen: "Wir haben alles im Griff! Es besteht keine Gefahr!"
    Brasilianer haben keine Erfahrung mit Terrorismus
    Allerdings habe die Polizei-Aktion die Lage nicht beruhigt, sagte Upadek. Es gebe nach der Festnahme unbestätigte Berichte über 20.000 Hotel-Stornierungen und man könne quasi keine Personenschützer in Rio mehr engagieren, die seien alle schon unter Vertrag. Der Journalist berichtete weiter, dass "die Brasilianer einerseits keine Erfahrung mit Terrorismus habe, aber Gewalt gewohnt sind. Wir haben hier fast 60.000 Morde pro Jahr, 14 pro Tag im Staat Rio de Janeiro."
    Die Sicherheitsmaßnahmen während der Spiele werden enorm sein, berichtet Upadek im DLF. Die größte Gefahr könnte daher ehr durch einen geistig verwirrten Einzeltäter, denn Banden oder organisierte Terroristen ausgehen. Upadek sagte aber auch, dass er doch erhebliche Zweifel habe was Training der Polizisten und Soldaten und die Abstimmung innerhalb der Sicherheitskräfte angehe.
    In den Vororten ist die Lage verherrend
    Upadek zitierte einen Einwohner Rios, der sich eher von den eigenen Kriminellen in der Stadt bedroht fühle, als vom Terrorismus. "Das ist ein Krieg hier. Furchtbar! Und in den Vororten ist es noch schlimmer, die Hölle. Tote jeden Tag."
    Upadek bestätigte, dass die Kriminalität in den Vororten und Armenviertel erschreckend hoch sei und keineswegs unter Kontrolle ist. "Es gibt hier jeden Tag Schießereien, vor allem in den Vororten und in den etwa 1000 Armenvierteln. Drogenbanden liefern sich untereinander und mit der Polizei Kämpfe mit vielen Opfern. Aber die organisierten Kartelle dürften sich zumindest während Olympia ruhig verhalten - zum einen wegen der erdrückenden Polizeipräsenz. Zum anderen ist Olympia ja auch für den Drogenhandel ein Mega-Geschäft, einfach weil Rio voller Menschen ist."
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    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.