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Olympische Spiele
Lange Schlangen, ausverkaufte Imbissbuden

Es läuft noch nicht alles rund bei Olympia in Rio. Nach Berichten über große Verkehrsprobleme kommen andere logistische Schwierigkeiten hinzu: Besucher des Olympiaparks brauchten in den letzten Tagen jede Menge Geduld. Lange Anfahrzeiten, freiwillige Helfer ohne Englischkenntnisse und Imbissstände, denen schon am Nachmittag das Essen ausgegangen ist.

Von Carsten Upadek | 09.08.2016
    Viele Besucher stehen vor den Olympischen Ringen im Olympiapark Barra in Rio de Janeiro.
    Zuschauer bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro (picture alliance / dpa / Felix Kästle)
    Familie Lorenz aus Berlin wusste gestern auf dem Weg zum Mannschaftsfinale Turnen im Olympiapark schon, was sie erwartet: "Wir haben heute nur noch eine Stunde und zehn Minuten gebraucht von unserer Heimatstation aus bis hier," erzählt Michaela Lorenz. "Das letzte Mal haben wir zwei Stunden gebraucht. Man muss wissen wie’s geht."
    Denn die zahlreichen Volunteers in ihren bunten Olympia-Outfits seien auch keine große Hilfe auf dem Weg durch die Acht-Millionen-Einwohner-Stadt Rio de Janeiro, ergänzt Michaelas Mann Heiko: "Ja, man kann die ansprechen und sie sind auch alle sehr freundlich, mit dem Sprechen hapert es eben, weil die meisten sprechen kein Englisch."
    Das haben die Lorenz am Tag vorher herausgefunden auf dem Weg zum Olympiapark, um Tennis zu sehen. Mit etwas Portugiesisch hätten sie vielleicht erfahren, dass sie eine extra Olympia-Fahrkarte benötigen, um alle öffentlichen Verkehrsmittel nehmen zu können. "Wir hatten erst nur einfache Fahrkarten und mussten an jeder Station wieder raus und neue Fahrkarten kaufen", so Heiko Lorenz.
    Nationalgarde übernimmt Eingangskontrollen
    An diesem Tag bilden sich zumindest am Eingang keine langen Schlangen. Auch das war in den ersten Tagen anders. Kurzfristig übernahm die Nationalgarde die Eingangskontrollen, weil eine private Firma nicht genug Leute anheuern konnte.
    Die Soldaten waren dann am Samstag zu spät auf ihren Posten, was zu Verzögerungen bis Sonntagabend führte und schließlich gestern zu Änderungen, sagt Mario Andrada, Sprecher des Olympia-Organisationskomitees: "Das größte Problem war der Eingang zum Park. Wir hatten Schwierigkeiten mit den Schlangen und den Sicherheitschecks. Und jede Verspätung zu Beginn führt zu weiteren Verzögerungen, in der Zubereitung des Essens, der Verteilung auf die Imbisse, das wird dann zu einem Schneeball."
    Der so genannte Schneeball sorgte dafür, dass die Besucher stundenlang in Warteschlangen vor den Kiosken standen. Nach der Erfahrung ist Michaela Lorenz nun darauf gefasst und sie will nun auch immer erst erkunden, ob sie mit Karte oder in bar zu zahlen hat: "Na, wenn man ein Bier haben möchte, dauert mal eine Stunde. Da ich kein Bargeld hatte, habe ich den jungen Mann hinter mir angesprochen und schlussendlich hatten wir unser Bier." Solidarität unter Olympia-Gästen sozusagen. "Also gegessen haben wir nichts. Die Schlange war so lang, dass wir dann gesagt haben, da stellen wir uns nicht auch noch an."
    Der Plan: Kleineres Angebot statt Versorgungsengpass
    Damit es von nun an schneller geht, übernimmt jetzt die brasilianische Post die Lieferung Essen und Getränken und stellt 100 Angestellte für die Logistik ab. Außerdem kündigte Organisationskomitee-Sprecher Andrada an, das Menu-Angebot zu verringern: "Wir haben das Menu ein wenig verändert um das Angebot von heißen Sachen, dann benötigt man nicht die Öfen, die immer aufhalten."
    Familie Lorenz aus Berlin lässt sich von den Verzögerungen aber nicht die Stimmung verderben, auch der 21jährige Sohn Fred sagt: "Ich glaube, man muss sich dann einfach auch den Leuten hier ein bisschen anpassen."
    Dabei sollten die Lorenz aber nicht trödeln, denn die letzte Metro zurück in die Innenstadt fährt 1 Uhr nachts – wenn also die letzten Wettbewerbe kaum vorbei sind. Selbst die freiwilligen Helfer schimpfen hinter den Kulissen, dass sie kaum nach Hause kommen.