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Onkel Toms Hütte steht auch in Paris

Sklaven werden mit Gewalt ausgebeutet und nicht bezahlt - diese Definition trifft nicht nur auf die Dritte Welt zu. Auch in den USA und Europa, in Frankreich und auch in Deutschland werden Menschen als Sklaven gehalten. Seit die Vereinten Nationen vor 50 Jahren ein Abkommen gegen Sklaverei beschlossen haben, hat sich daran nicht viel geändert.

Von Michael Kleff | 02.09.2006
    "Es gibt keinen Grund zum Feiern. Ich betrachte das Ganze einmal aus rein nationaler Sicht. Die Amerikaner preisen sich gerne als das Land der Freien. Dabei ist das in weiten Bereichen nicht mehr als ein Mythos. Wir haben Sklaverei nicht nur unterstützt, sondern auch oft gefördert. Wir wären nicht in dieser Situation, wenn es nicht genug Menschen in Amerika gäbe, die andere Menschen als Sklaven kaufen. So ist es auch in Norwegen, Dänemark, England, Irland, Schottland oder Israel. In allen diesen Ländern und in noch vielen anderen mehr - in Japan, in China - gibt es Sklaverei und Sklavenhändler. Nein, es gibt keinen Anlass zum Feiern, sondern nur zu großer Sorge."

    Obwohl die Sklaverei offiziell längst abgeschafft ist und das Wort nach vergangenen Zeiten klingt - für den amerikanischen Historiker und Autor Ron Soodalter ist dieses Übel immer noch gesellschaftliche Realität. Auch 50 Jahre nach der Verabschiedung eines Zusatz-Abkommens der Vereinten Nationen über die Abschaffung von Sklaverei und Sklavenhandel.

    Die Menschenrechtsorganisation Terre des Hommes schätzt, dass heute mehr als zwölf Millionen Menschen als Sklaven anzusehen sind. Die in London ansässige Nichtregierungsorganisation "Anti-Slavery International", die älteste Menschenrechtsorganisation der Welt - 1839 für den Feldzug gegen den Sklavenhandel über den Atlantik gegründet - nennt sogar eine Zahl von bis zu 27 Millionen Menschen: davon überwiegend Kinder und Jugendliche.

    Die erste internationale Vereinbarung gegen die Sklaverei wurde 1815 unterschrieben, als die Staaten des Wiener Kongresses beschlossen, den Sklavenhandel abzuschaffen. Viel nutzen sollte es allerdings nicht. Und selbst als im September 1926 die 44 Staaten des Völkerbundes in Genf ein neues Übereinkommen gegen die Sklaverei unterzeichneten, bedeutete auch das keineswegs ihr Ende. Dabei hatten sich die Unterzeichnerstaaten verpflichtet:

    -den Sklavenhandel zu verhindern und zu unterdrücken;

    -in zunehmendem Maße und sobald als möglich auf die vollständige Abschaffung der Sklaverei in allen ihren Formen hinzuarbeiten.


    Für Kevin Bales, den Direktor der amerikanischen Nichtregierungsorganisation "Free The Slaves" und Mitglied der UN-Arbeitsgruppe über Formen zeitgenössischer Sklaverei, ist im Nachhinein das Völkerbund-Papier eigentlich nicht viel mehr als die Rechtfertigung kolonialer Praktiken vieler europäischer Länder.

    "Man verurteilte die Sklaverei in ganz genereller Form. Aber alle möglichen Varianten von Zwangsarbeit waren nicht eingeschlossen. Die meisten europäischen Kolonialmächte ließen sich in der Vereinbarung von 1926 eine Hintertür offen: Auf der einen Seite verurteilten sie die Sklaverei. Auf der anderen stellten sie sicher, dass auch weiterhin unbezahlte Arbeit in ihren afrikanischen oder asiatischen Kolonien möglich blieb."

    I948 machte die internationale Gemeinschaft einen weiteren Anlauf, die Sklaverei explizit zu verbieten. Artikel 4 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrecht besagt:

    Niemand darf in Sklaverei oder Leibeigenschaft gehalten werden; Sklaverei und Sklavenhandel in allen ihren Formen sind verboten.

    Diese Verpflichtung änderte ebenso wenig daran, dass weiterhin Millionen Menschen weltweit in Unfreiheit lebten, wie das nur sechs Jahre später, am 4. September 1956, von 40 Staaten auf einer Konferenz der Vereinten Nationen in Genf beschlossene Zusatzübereinkommen über die Abschaffung von Sklaverei - übrigens bei Stimmenthaltung der USA. Als einen der Gründe, warum auch diese drei Tage später von der internationalen Staatengemeinschaft unterzeichnete Vereinbarung über 30 Jahre lang fast wirkungslos blieb, nennt Kevin Bales den Kalten Krieg.

    "Wer alt genug ist, wird sich daran erinnern, dass für die Politiker der Vereinigten Staaten und der westlichen Welt alle Menschen in den kommunistischen Ländern Sklaven waren. In den Reden und Schriften der Politiker hinter dem so genannten Eisernen Vorhang klang es nicht anders: Für sie konnte es Sklaverei nur in kapitalistischen Ländern geben. Dieser ideologische Streit hatte zur Folge, dass Sklaverei immer nur beim Feind gesehen wurde, nie bei sich selbst."

    Sklaverei gab es schon in vorgeschichtlicher Zeit. Aber erst der griechische Stadtstadt machte aus Menschen eine Ware - eine Art "lebendes Eigentum", wie Aristoteles es formulierte. Gewalt, durch die ein Sklave festgehalten wird, die fehlende Möglichkeit, sein Leben selber zu bestimmen sowie auf Dauer vom Sklavenhalter abzuhängen - all dies sind weitere Merkmale, die auch bei der modernen, zeitgenössischen Sklaverei mit ihren vielen Gesichtern anzutreffen sind. Noch nie in der Geschichte der Menschheit waren Sklaven jedoch so billig wie heute, weiß Ron Soodalter:

    "Zu Zeiten der Plantagen-Wirtschaft, Mitte des 19. Jahrhunderts, kostete ein Sklave nach heutiger Berechnung zwischen 40.000 und 50.000 Dollar. Heute kann man einen Sklaven für wenige hundert Dollar kaufen. Wenn er zusammenbricht oder krank wird, entledigst du dich seiner einfach. Genauso, wenn sich eine Prostituierte mit Aids infiziert. Es ist billiger, eine neue zu bekommen, als sie behandeln zu lassen."

    Vor allem Armut treibt die Menschen heute in die Arme von Sklavenhaltern. Je größer die Armut, desto größer sei auch die Zahl potentieller Arbeitssklaven als - zynisch formuliert - jederzeit ersetzbare Wegwerfware, meint Kevin Bales:

    "Die Menschen in vielen Teilen der Welt sind verzweifelt - sie brauchen Geld, um ihre Kinder zu ernähren und um Medizin für ihre Familie zu kaufen. In welcher Not auch immer sie sich befinden - oft gegen besseres Wissen liefern sie sich Menschen aus, die ihnen Arbeit und Geld versprechen. Wenn sie dann weit weg von ihrem Zuhause sind, kann man sie leicht zu Sklaven machen. Entweder wegen ihres illegalen Status in einem fremden Land oder weil sie die Sprache nicht beherrschen und gar nicht wissen, was mit ihnen passiert. Diese Menschen werden nicht mit einem Netz eingefangen. Es sind Lügen und falsche Versprechungen, die sie zu Sklaven machen."

    Beim Stichwort "Sklaverei" haben viele Menschen nur klischeehafte Vorstellungen. Sie denken an "Onkel Toms Hütte" und die schwarzen Baumwollarbeiter, die unter der Knute gewalttätiger weißer Plantagenaufseher hatten schuften müssen. Das gehört der Vergangenheit an. Die gängigen Formen, mit denen Menschen heutzutage in Unfreiheit gehalten werden, heißen Menschenhandel, Zwangsarbeit und Schuldknechtschaft. Der Mechanismus der Schuldknechtschaft sieht laut der einschlägigen Fachliteratur so aus:

    Zur Rückzahlung eines Darlehens werden Schuldknechte zur Arbeit gezwungen. Sie erhalten einen sehr geringen Lohn, wovon noch Kosten für Unterkunft und Verpflegung abgezogen werden. Durch Wucherzinsen wächst der Schuldenberg, der oft von den Eltern auf die Kinder übertragen wird.

    Eine Praxis, die beispielsweise in der Landwirtschaft Südasiens weit verbreitet ist. Um ein kleines Stück Land zu erwerben, verkaufen arme Familien ihre Arbeitskraft. Oft unterschreiben sie betrügerische Arbeitsverträge. Skrupellose Mittelsmänner bieten illegalen Wanderarbeitern in einer weit entfernten Stadt oder in einem anderen Land einen Arbeitsplatz an, der sich dann als Zwangsarbeit entpuppt. Die meisten Zwangsarbeiter gibt es nach Angaben der Internationalen Arbeitsorganisation ILO in Indien, Bangladesh und Pakistan. Sklaven werden aber auch auf Zuckerrohrfeldern in der Karibik, Baumwollfeldern in Ägypten, Tomatenfeldern in Italien und selbst auf Zitrusfrucht-Plantagen in Florida oder Kalifornien ausgebeutet.

    Ebenso werden weltweit Hausangestellte wie Sklaven gehalten - eingesperrt, gequält, sexuell ausgebeutet und missbraucht. Selbst in Industrieländern machen solche Fälle immer wieder Schlagzeilen, wie das Schicksal von Seba zeigt:

    "Als ich noch ein kleines Mädchen war, ist eine Frau gekommen, die meine Familie gekannt hat, und hat sie gefragt, ob sie mich mit nach Paris nehmen kann, damit ich mich dort um ihre Kinder kümmere. Sie hat meiner Großmutter erzählt, dass sie mich auf eine Schule schicken und dass ich Französisch lernen würde. Aber als ich nach Paris kam, hat sie mich nicht in die Schule geschickt. Den ganzen Tag lang habe ich arbeiten müssen. ... Ich habe geputzt, gekocht, mich um die Kinder gekümmert und das Baby gebadet und gefüttert. Jeden Tag habe ich schon vor 7 Uhr morgens angefangen; ungefähr um 11 Uhr abends war ich fertig; einen freien Tag habe ich nie gehabt."

    Das ist die Geschichte der Haussklavin Seba aus Mali, Erst vor wenigen Jahren hat man sie befreit. Ein Nachbar hatte das Geräusch von Schlägen gehört und daraufhin die Polizei sowie das französische Komitee gegen moderne Sklaverei benachrichtigt. Den hinzugezogenen Ärzten war sofort klar, dass man Seba gefoltert hatte. Die junge Frau ist kein Einzelfall. Bei "Free The Slaves" spricht man von 3.000 Haushaltssklavinnen allein im Raum Paris. Auch Deutschland ist laut Kevin Bales nicht unbedingt eine Ausnahme:

    "Ich bin mir nicht ganz sicher, was Deutschland betrifft. Ich gehe aber von einigen Tausend aus. Möglicherweise sind es auch einige Zehntausend Menschen, die als Sklaven in Deutschland leben. Das lässt sich in Ländern wie Deutschland oder auch den USA nur sehr schwer beziffern, weil die meisten Sklaven durch Menschenschmuggel ins Land kommen. Sie werden versteckt und arbeiten als Haussklaven, Prostituierte oder in Ausbeuterbetrieben natürlich ohne Bezahlung."

    In den USA wurde die Sklaverei 1865 offiziell verboten. Das Ende von Zwangsarbeit und Rassendiskriminierung bedeutete dies allerdings nicht. Beides gibt es heute noch. Menschenhandel gehöre sogar zum Alltag in den Vereinigten Staaten, behauptet Sklavereiforscher Ron Soodalter:

    "Die Größenordnung des Menschenhandels in diesem Land entspricht der Zahl der Mordfälle - etwa 17.000 im Jahr. Die Aufklärungsrate bei Mord beträgt durchschnittlich 70 bis 80 Prozent. Beim Menschenhandel reden wir von weniger als einem Prozent. Präsident George Bush hat auf einer Pressekonferenz davon gesprochen, man mache große Fortschritte auf diesem Gebiet. Das ist eine Verdrehung der Tatsachen. Wir machen überhaupt keine Fortschritte."

    Menschenhandel ist in den USA seit dem Jahr 2000 ein Offizial-Delikt, bei dem die Bundesbehörden gesetzlich verpflichtet sind, zu ermitteln. Darüber hinaus gibt es noch zahlreiche weitere Anti-Sklaverei-Paragraphen in den einzelnen Bundesstaaten. Gesetze gebe es also genug, um moderne Sklavenhändler im Land zu verfolgen, meint Ron Soodalter. Aber:

    "Es mangelt an Ausbildung, Geld und Personal. Die Behörden wissen nicht, wonach sie eigentlich suchen sollen. So sieht etwa ein Polizist in einer zwölf- oder dreizehnjährigen Prostituierten nur die Hure, die er festnimmt. Auf diese Weise wird das Mädchen gleich drei Mal zum Opfer: wenn es versklavt wird, dann, wenn sie von ihrem Kunden vergewaltigt wird und schließlich, wenn sie verhaftet wird und ins Gefängnis kommt. Für das System ist es eine Prostituierte und kein Opfer von Menschenhandel."

    Dass nur wenige als Sklaven gehaltene Menschen vor ihren Peinigern fliehen, hat viele Gründe. Dazu zählen etwa die Angst vor der Polizei und den Einwanderungsbehörden ebenso wie mangelnde Orts- und Sprachkenntnisse. Ron Soodalter:

    "Eine Frau erzählte, dass sie drei Jahre lang nur drei Straßenecken vom Büro einer Wohltätigkeitseinrichtung der katholischen Kirche lebte. Wo ihr am Ende geholfen wurde. Sie hatte nichts davon gewusst und dort hatte man keine Ahnung, dass sie sozusagen um die Ecke als Sklavin versteckt gehalten worden war. Das ist Sklaverei in einer geradezu diabolischen Form. Menschenhändler schüchtern ihr Opfer damit ein, dass sie seine Familie in der Heimat bestrafen werden, wenn es wegläuft oder dass sie drohen, dessen Familienmitglieder oder gar das Opfer selbst zu ermorden, wenn es vor Behörden aussagt. Diese Menschen wissen nicht, was sie tun, wohin sie sich wenden können oder was sie erwartet. Sie haben die Wahl zwischen einem Teufel, den sie kennen und einem, den sie nicht kennen."

    Auch bei der Konsumgüter-Produktion werden Sklavenarbeiter eingesetzt. Die meisten von ihnen leben in Asien und Afrika. Kindersklaven etwa plagen sich auf Kakao-Plantagen ab. Sie knüpfen Teppiche oder nähen Fußbälle zusammen. Frauen bearbeiten unter unglaublichen Bedingungen in Fabriken Textilien für den europäischen Markt, die später in den Regalen unserer Supermärkte landen.

    "Baumwolle, Kaffee, Schokolade, Kakao und Zucker - auch Tantulum, ein Mineral, das für Handys gebraucht wird - bei allen diesen Produkten spielt Sklaverei eine Rolle. Auf dem Weltmarkt macht der Anteil dieser Waren jedoch nur ein Prozent aus. Wenn wir also ein Hemd kaufen und nur ein paar Nähte darin sind Sklavenarbeit oder wir kaufen ein Kilo Kaffee und nur zwei, drei Bohnen sind von Sklaven gepflückt worden, dann lässt es sich einfach damit leben."

    Kevin Bales und "Free The Slaves" beziffern den jährlichen Gewinn, den Sklaven erwirtschaften, auf etwa 13 Milliarden Dollar. Aber selbst wenn man den von der ILO auf mehr als über 30 Milliarden Dollar geschätzten Profit skrupelloser Geschäftemacher zugrunde legt, ist auch diese Zahl weltwirtschaftlich gesehen immer noch ein relativ kleiner Betrag.

    Der indirekt erarbeitete Wert allerdings liegt in manchen Ländern um vieles höher. So ist beispielsweise in Brasilien die von Sklavenarbeitern gebrannte Holzkohle unerlässlich für die dortige Stahlproduktion. Ein Großteil dieses Stahls wird anschließend zu Autos, Autoteilen und anderen Metallfabrikaten verarbeitet, die immerhin ein Viertel des brasilianischen Exports ausmachen. Sklaverei verringert somit die Lohnkosten einer Fabrik, die sich wiederum in geringeren Preisen beziehungsweise höheren Gewinnen für europäische oder US-amerikanische Einzelhändler auswirken. Kurz: Sklaverei ist ein internationaler Wirtschaftsfaktor. - Spätestens hier aber lasse sich im Kampf gegen die Sklaverei ansetzen, findet Kevin Bales:

    "Es gibt keine Anti-Sklaverei-Inspektoren der Vereinten Nationen. Wenn die UN tun würde, was sie eigentlich müsste, dann gäbe es ein Team von Inspektoren, die in die einzelnen Ländern reisen würden, um dort sicherzustellen, dass diese ihren Verpflichtungen nachkommen, die sie mit der Unterschrift unter die Konvention gegen Sklaverei eingegangenen sind. Allein das würde schon viel dazu beitragen, die fortbestehende Sklaverei zu überwinden."

    Striktes Anwenden der bestehenden Gesetze ist ebenso unumgänglich notwendig wie Ausbildung und soziale Absicherung gegen Altersarmut und Krankheit. Die ist der beste Schutz gegen Menschenhändler, die Arbeitssuchende mit Versprechungen von gut bezahlten Jobs im Ausland anlocken und sie dann versklaven. Die EU-Kommission hat dazu im vergangenen Mai eine Entschließung verabschiedet, deren Kernstück lautet:

    Allen Frauen und Männern soll eine echte Chance eröffnet werden, Zugang zu einer Arbeit zu erhalten, die den Anforderungen Freiheit, Sicherheit, Gerechtigkeit und Menschenwürde genügt.

    Kevin Bales, der weltweit als führender Experte zum Thema Sklaverei gilt, glaubt, das schon mit dem Einsatz von nur einer Milliarde Dollar jährlich die Grundlagen dafür geschaffen werden könnten, rund 90 Prozent der herrschenden sklavenähnlichen Bedingungen zu beseitigen.

    "Keine Volkswirtschaft und kein Industriezweig würde zusammenbrechen. Nur einige kriminelle Geschäftsleute würden davon getroffen. Und eine Milliarde Dollar ist wirklich Kleingeld, wenn man daran denkt, dass die Vereinigten Staaten jeden Tag mehrere Milliarden für den Krieg im Irak ausgeben."

    Die öffentlichen Skandale in den neunziger Jahren um Kinderarbeit in Ausbeuterbetrieben der so genannten Dritten Welt, die für bekannte Marken wie Nike und Gap Schuhe und Kleidung herstellen mussten, haben gezeigt, dass eine gut informierte Öffentlichkeit Druck sowohl auf Geschäftsleute als auch auf Politiker ausüben kann.

    Hier, so Kevin Bales, Direktor der Nichtregierungsorganisation "Free The Slaves", gelte es anzusetzen, wenn internationale Vereinbarungen, wie das vor 50 Jahren beschlossene Zusatzübereinkommen der Vereinten Nationen über die Abschaffung der Sklaverei nicht auch in Zukunft wirkungslos bleiben sollen:

    "Bei der Sklaverei geht es darum, dass ein Mensch einen anderen mit Gewalt ausbeutet und ihn nicht bezahlt. Das ist eine Tatsache, die wir als allein gültige Definition benutzen sollten. Dann könnte niemand mehr behaupten, in seinem Land gebe es keine Sklaverei, weil dort Sklaverei und Sklavenhaltung formal gesetzeswidrig seien. Wir müssen diesen Dunstschleier durchdringen - gleichgültig, ob die Verhältnisse mit religiöser, kultureller, rechtlicher oder finanzieller Rhetorik begründet werden. Diese Verpackung einer Beziehung, wo ein Mensch Sklave und der andere Herr ist, müssen wir entlarven. Wir müssen Sklaverei als das erkennen, was sie wirklich ist."