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Online-Apotheken
Versandhandelsverbot mit rezeptpflichtigen Medikamenten geplant

Versandapotheken im Ausland sollen Medikamente günstiger anbieten können. Das hat der Europäische Gerichtshof in der vergangenen Woche entschieden. Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) will deshalb den Online-Versandhandel mit rezeptpflichtigen Medikamenten nun generell verbieten.

Von Stefan Maas | 28.10.2016
    Das rote Apotheken-Logo an einer Eingangstür, dahinter Regale mit Medikamenten.
    Nach dem EuGH-Urteil plant das Gesundheitsministerium einen Verbot des Versandhandels mit rezeptpflichtigen Medikamenten. (dpa/Ole Spata)
    Am Mittag teilte eine Sprecherin Gröhes in Berlin mit, der Minister plane, den Online-Versandhandel mit rezeptpflichtigen Arzneimitteln zu verbieten:
    "Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe hat schon letzte Woche darauf hingewiesen, dass er fest entschlossen ist, das notwendige und das mögliche zu tun, damit eine flächendeckende Arzneimittelversorgung auf hohem Niveau durch ortsnahe Apotheken weiterhin gesichert bleibt. Der Versandhandel kann die wohnortnahe Versorgung und Beratung nicht ersetzen."
    Wann der Gesetzentwurf fertig sein soll, sagte die Sprecherin nicht. Während der Apothekerverband (ABDA) das Verbot "notwendig und vernünftig" findet, ließ auch die Kritik nicht lange auf sich warten. Die Krankenkassen wollen das gekippte Rabattverbot im Versandhandel nutzen, um ihre Ausgaben zu senken.
    Der stellvertretende Vorstandsvorsitzende des Spitzenverbands der gesetzlichen Krankenkassen, Johann-Magnus von Stackelberg, sagte deshalb, im 21. Jahrhundert eine ganze Branche per Gesetz vom Online-Versandhandel ausschließen zu wollen, erscheine nicht zeitgemäß. Gerade der Versandhandel könne dazu beitragen, die Versorgung von Patienten auf dem Land zu verbessern.
    SPD kritisiert Pläne des CDU-Ministers
    Auch beim Koalitionspartner SPD kommt der Vorstoß des CDU-Ministers nicht gut an. Gesundheitsexperte und Fraktionsvize Karl Lauterbach warnt in der morgigen Ausgabe des "Tagesspiegel" vor Schnellschüssen. Statt den Versandhandel zu verbieten, müsse man die Beratungs- und Serviceleistungen in deutschen Apotheken besser bezahlen.
    DocMorris, Europas größte Versandapotheke hält das geplante Verbot für verfassungswidrig. Ein Verbot hätte auch europarechtliche Konsequenzen, sagte DocMorris-Chef Olaf Heinrich der "Rheinischen Post". Man werde die Pläne in Ruhe prüfen. Doch nicht nur der Gesundheitsminister will den Online-Handel mit verschreibungspflichtigen Medikamenten unterbinden. Bayern will voraussichtlich in der ersten Novemberhälfte eine entsprechende Bundesratsinitiative einbringen.