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Online-Award und Gummibärchen

Als die diesjährige Preisträgerin des ARD-Online-Award am Sonntag feststand, hatten die Besucher des WDR-Funkhauses am Wallraffplatz fünf Tage lang den zehn von den ARD-Anstalten als beste Produktion des Jahres eingereichten Hörspielen gelauscht und hatten gemeinsam mit den Besuchern der ARD-Homepage Noten vergeben. Im Foyer des Funkhauses sind sie diesmal nicht auf Terminals gestoßen, wie sie im vergangenen Jahr zur mehrmaligen Stimmabgabe per Mausklick verlockten. Höchste Seriosität vielmehr verströmte die gute, alte Wahlurne, in die in diesem Jahr ein ganz altmodisch mit der Hand auszufüllender Stimmzettel zu werfen war. Die mit 1,69 beste Note erreichte Michaela Melians Hörspiel "Föhrenwald.

Von Agnieszka Lessmann | 10.12.2005
    Hörspiel ist, "wenn man nichts sieht". Dass es dennoch über die Phantasie alle Sinne anspricht, bewies der zweite Kinderhörspieltag, den der WDR im Zusammenhang mit den ARD-Hörspieltagen in Köln und erstmals auch in Dortmund veranstaltete. In den Studios luden Sammelsurien verschiedenster Sitzgelegenheiten zum gemeinsamen Anhören einer Auswahl ebenso unterschiedlicher Kinderhörspiele ein. Im würdig getäfelten Klaus-von-Bismarck-Saal fand die Live-Inszenierung von Erhard Schmieds Hörspiel "Bloss weg hier!" einen Rahmen, der zeigte, dass man das junge Publikum ernst nimmt.

    Im Kopf der beiden Viertklässler Laura und Dennis findet die Geschichte statt, die Thomas Werner auf einer mit wenigen Requisiten bestückten Bühne inszenierte. Auf eine Leinwand projezierte Fotos und Filme deuteten die verschiedenen Spielorte an. Während die beiden Kinder über ihrer Hausaufgabe brüten, eine besonders spannende Story zu erfinden, werden ihre Figuren plötzlich lebendiger als erwünscht.

    Wie im Hörspielstudio üblich spielten Andreas Pietschmann den Bankräuber Matt und Camilla Renschke seine Kompizin Eileen mit dem Manuskript in der Hand, wobei sie das jeweils zu Ende gespielte Blatt zum Erstaunen der jungen Zuschauer einfach zu Boden gleiten ließen. Am Bühnenrand fügten der Perkussionist und die Bläser von "Twintett" dem kriminalistisch-phantastischen Geschehen musikalische Akzente bei. Und auch der Geräuschemacher saß mit seinen diversen Requisiten auf der Bühne. Sinnlich lustvoll erfuhr das Publikum bei dieser Live-Inszenierung nicht nur, wie ein Hörspiel gemacht wird, sondern auch, dass, wer eine spannende Geschichte erfinden will, nicht allzu zimperlich mit seinen Figuren umgehen darf.

    Zum krönenden Abschluss gaben die Unsinkbaren Drei eine akustisch trickreich inszenierte Einführung ins piratengemäße Pläneschmieden und verteilten den erbeuteten Schatz in Gestalt von Gummibärchen ans begeisterte Publikum. Hörspiel kann man offenbar nicht nur sehen und anfassen, sondern auch essen - jedenfalls beim Kinderhörspieltag.