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Online-Handel boomt
Topseller sind Bücher und Textilien

Die Reallöhne sind gestiegen, das Öl und damit das Tanken sensationell billig. Die Verbraucher haben mehr Geld im Portemonnaie und können sich mehr leisten. Wenn Kaufkraft und Kauflaune steigen - auch das ist der Fall - dann sollte das zu Ende gehende Weihnachtsgeschäft davon profitieren. Das stimmt zumindest für den Online-Handel.

Von Felix Lincke | 23.12.2014
    Zwei kleine Plastikfiguren mit Einkaufswagen stehen vor einem iPhone, auf dem der virtuelle Einkaufswagen dargestellt ist.
    Der Online-Handel kann um rund 18 Prozent zulegen. (dpa / picture alliance / Sven Hoppe)
    Für den klassischen Einzelhandel, wird es immer schwieriger, selbst um die Weihnachtszeit ein gutes Geschäft zu machen. Das Weihnachtsgeschäft beginnt im November und reicht sogar weit bis ins Neue Jahr hineinreicht, weil viele Geschenke umgetauscht und Gutscheine oder Geldgeschenke erst einmal eingelöst werden müssen.
    Einzelhandel hat es immer schwerer
    Gutscheine, werden aber oft nicht mit Waren, sondern mit Dienstleistungen eingelöst, wie etwa ein Erlebniswochenende zu zweit. Das hat dann mit Einzelhandel nichts mehr zu tun. Darauf weist Wolfgang Adlwarth von der Nürnberger Gesellschaft für Konsumforschung GfK hin:
    "Die Verbraucher schenken immer häufiger Gutscheine, damit der Beschenkte seine Auswahl selber treffen kann. Die Topseller sind nach wie vor Bücher und Textilien."
    Warme Bekleidung als Ladenhüter
    Für Wintertextilien war es bisher zu warm, sodass die im November und Dezember noch liegen geblieben sind, und für Wintersportartikel fehlte bislang der Schnee. Der häufige Regen führte offenbar dazu, dass diesmal weniger Kunden in den Innenstädten waren als man erwartet hatte. Der Handelsverband Deutschland HDE meldet Zuwächse vor allem bei Elektronik, Spielwaren, Möbeln und Einrichtungsgegenständen. Für das gesamte Weihnachtsgeschäft sagt der HDE einen Umsatz von 85,5 Milliarden Euro voraus, das wäre lediglich ein Zuwachs von 1,2 Prozent.
    Online-Handel wächst um 18 Prozent
    Der Online-Handel konnte dagegen im November und Dezember voraussichtlich um 18 Prozent zulegen, also etwa 15 mal so stark. Nicht nur bei den Topsellern Büchern und Textilien findet hier also ein Verdrängungswettbewerb statt. Den stationären Handel mit den Ladengeschäften zwingt das zum Reagieren, kleinere Geschäfte und Leerstände können die Folge sein. Professor Gerrit Heinemann; Leiter des "eWeb Research Centers" an der Hochschule Niederrhein:
    "Entweder schaffe ich es als Händler, meine Kosten anzupassen, oder ich muss den Laden verkleinern. Oder ich muss vielleicht ganz neue Arten von Geschäften erfinden, die vielleicht mit ganz anderen Kostenstrukturen möglich sind, beispielsweise in Form von Showrooms, wo ich gar kein Personal mehr habe, oder vielleicht auch mit reduzierten Mieten."
    Mobiler Preisvergleich im Geschäft
    Heinemann sieht die größten Veränderungen auf Klein- und Mittelzentren zukommen. In den Bestlagen der Großstädte werde es dagegen nicht zu Leerständen kommen, die alten Flächen würden hier neu genutzt. Zu den Pflichten vieler stationärer Händler gehört sicher ein zusätzlicher Internetauftritt, doch nur 30 Prozent von ihnen sind tatsächlich schon online. Bestes Beispiel ist der mobile Preisvergleich unterwegs im Geschäft, wenn Kunden mit Smartphone oder Tablet den Barcode der Waren scannen und sofort mit den Preisen anderer Anbieter im Internet vergleichen. Stefan Wilhelm ist Fachhändler für Foto-Artikel:
    "Das ist natürlich klar, dass die Leute mit dem Smartphone hier reinkommen. Das haben wir schon oft gehabt – übrigens: Ganz besonders oft die Touristen – und nachschauen, ja was kostet es denn bei uns, und was kostet es denn hier? Damit müssen wir leben."
    Wilhelm verlangt von seinen Kunden eine Beratungspauschale von 25,00 Euro. Er will damit vermeiden, dass in seinem Geschäft nur die Beratung stattfindet, und der Kauf dann später im Internet, wo rund um die Uhr der Preiskampf tobt.