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OPEC-Austritt
Ein kalkulierter Affront von Katar

Katar tritt nach 57 Jahren aus der OPEC aus und begründet das mit der Konzentration auf die Gasproduktion. Das Emirat ist in der OPEC zwar nur der elftgrößte Öllieferant, der Austritt offenbart allerdings die Zerstrittenheit des Organisation - die nun weiter geschwächt werden dürfte.

Von Martin Durm | 03.12.2018
    Woleknkratzer hochmodern
    In der Hauptstadt Doha wurde heute der Austritt aus der OPEC bekanntgegeben. (Anna Osius)
    Das ist ein Exit der besonderen Art: Nie zuvor ist ein ölproduzierendes Land aus dem exklusiven OPEC-Club ausgetreten. Das kleine, aber steinreiche Golfemirat Katar steigt nach 57jähriger Mitgliedschaft einfach so aus. Katars Staatsminister für Energie Saad Sherida al Kaabi hatte seinen großen Auftritt, als er das heute morgen kurz und bündig bekannt gab:"Der Staat Katar hat entschieden seine Mitgliedschaft in der Organisation erdölexportierender Länder OPEC zum Januar 2019 zurückzuziehen."
    Austritt bereits zum 1. Januar 2019
    Zum 1. Januar endet die Mitgliedschaft Katars in der OPEC. Die Nachricht kam überraschend, vor allem wenn man bedenkt, dass es kommenden Donnerstag ein OPEC-Treffen in Wien geben soll. Was die Rangordnung auf dem internationalen Ölmarkt angeht, dürfte die Organisation Katars Ausstieg verkraften. Das Emirat ist nur der elftgrößte Erdölproduzent. Von den 33 Milliarden Barrel, die die OPEC-Mitglieder täglich aus dem Erdboden pumpen und fracken, liefert Katar gerademal 600.000 Fass bei. Dennoch versetzt der Exit des Emirats der ohnehin schon geschwächten OPEC einen weiteren Schlag.
    Er offenbart nämlich die heillose Zerstrittenheit dieses Clubs. Der Austritt habe absolut nichts mit politischen Friktionen zu tun, gab Katars Staatsminister zu Protokoll: "Uns wurde klar, dass wir diesen Schritt gehen müssen, um unser ambitioniertes Ziel zu erreichen und Katar zu einem führenden Energieproduzenten zu machen."
    Trotz Blockade geht es Katar blendend
    Aber was er da sagt, ist im Grunde der kalkulierte Affront eines kleinen Emirats gegenüber dem großen Königreich Saudi-Arabien. Katar hat in den vergangenen Jahren gut nachbarschaftliche Beziehungen mit dem Iran angestrebt, diplomatische Beziehungen aufgenommen, Zusammenarbeit bei der Flüssiggas-Förderung mit Teheran vereinbart. Saudi-Arabien hingegen sieht im schiitischen Iran die eigentliche Gefahr für den die sunnitisch-islamische Welt. Es führt Stellvertreterkriege mit dem Iran in Syrien und im Jemen und ist dabei, unter saudischer Führung ein arabisches Bündnis gegen Teheran zu schließen. Dass Katar außenpolitisch ganz anders agiert, ist für Saudi-Arabiens Kronprinz Mohammed bin Salman eine unerträgliche Provokation. Deshalb hat er vor einem Jahr gemeinsam mit Bahrain und den Vereinigten Arabischen Emiraten eine Blockade gegen Katar verhängt.
    Die Isolation – so das Kalkül – werde die Kataris schon wieder auf Kurs bringen. Die Rechnung ist nicht aufgegangen: "Ich will nur daran erinnern, dass wir weltweit der größte Flüssiggasproduzent sind", sagte der Energieminister am Morgen. Katar geht es trotz der Blockade wirtschaftlich blendend; weitaus besser jedenfalls als Saudi-Arabien und den OPEC-Mitgliedern, die fast alle über zu niedrige Ölpreise klagen.