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Opus Dei
Umstrittene Priesterorganisation bekommt neuen Leiter

Die Priester- und Laienorganisation Opus Dei ("Werk Gottes") wählt seit heute einen neuen Leiter. Die Organisation zählt zu den einflussreichsten und zugleich konservativsten Gruppierungen in der katholischen Kirche. Was möchte Opus Dei erreichen? Warum ist die Organisation umstritten?

23.01.2017
    Eine Frau betet in der Kathedrale St. Nikolaus in Freiburg im römisch-katholischen Bistum Lausanne, Genf und Freiburg in der Schweiz. (aufgenommen 2013)
    Anhänger von Opus Dei sind zum täglichen Gebet verpflichtet. (imago/epd)
    Die Neuwahl wird nötig, weil der bisherige Leiter Javier Echevarría im Alter von 84 Jahren im Dezember gestorben ist. Am Wahlkongress nehmen den Angaben zufolge rund 150 Delegierte aus dem Verbreitungsgebiet des Opus Dei teil. Die Wahl ist durch den Papst zu bestätigen, der den Prälaten formell ernennt.
    Opus Dei gibt es seit 1928. Als der spanische Priester Josemaría Escrivá (1902-1975) Opus Dei in Madrid ins Leben rief, hatte er nach eigenen Angaben eine göttliche Eingebung. Er war überzeugt, dass jeder Mensch im Alltag mit dem Streben nach "christlicher Vollkommenheit" Gott begegnen könne. Heiligkeit sei deshalb nicht das Ungewöhnliche, sondern das Gewöhnliche für jeden Getauften.
    Die meisten Opus-Dei-Mitglieder sollen verheiratet sein. Mitarbeiter könnten aber auch aus anderen Konfessionen kommen und beispielsweise Muslime, Buddhisten oder gar Atheisten sein, heißt es in einer Info-Broschüre der Organisation.
    Glauben nach strikten Ritualen
    Die Mitglieder sind angehalten, ihr gesamtes Leben zu heiligen, so auch durch Askese. Die Angehörigen besuchen nach Angaben des Werkes täglich die Heilige Messe und verrichten verschiedene Übungen christlicher Frömmigkeit. Dazu zählt das persönliche Gebet und das Lesen für ein paar Minuten im Neuen Testament. Außerdem empfangen sie häufig das Beichtsakrament. Dazu kommen täglich das Rosenkranzgebet, die "Abtötung für den Vater" (üblicherweise ist das eine kalte Dusche), viele Stoßgebete und drei Ave Marias. Außerdem sollen die Anhänger ein Bild der Jungfrau Maria in der Brieftasche tragen.
    Für Kritik sorgten in der Vergangenheit unter anderem Bußpraktiken, die bewusst Schmerzen bereiten, oder auch das Prinzip unbedingten Gehorsams. Außerdem werden Opus Dei Elitedenken und sektenhafte Strukturen vorgeworfen. Das Wirken der Organisation widerspreche Werten wie Freiheit, Mündigkeit und Gleichberechtigung, heißt es von Kritikern.
    Größere Bekanntheit hat Opus Dei durch den Bestseller "Sakrileg" von Dan Brown erlangt. Dort wird die konservative Organisation allerdings in schwärzesten Farben gezeichnet.
    600 Anhänger in Deutschland
    Das Opus Dei ist seit 1982 eine sogenannte Personalprälatur. Damit ist die Gemeinschaft hierarchisch ähnlich organisiert wie ein Bistum, jedoch nicht an ein bestimmtes Territorium gebunden.
    Nach eigenen Angaben hat Opus Dei weltweit 90.000 Mitglieder in etwa 90 Ländern. Am beliebtesten ist die Organisation in Spanien. In Deutschland hängen ihr 600 Menschen an. Sie betreibt auch Universitäten, Krankenhäuser und Sozialstationen. An der Spitze steht ein Prälat, sprich der Leiter, mit Sitz in Rom, in Deutschland hat die Regionalleitung ihren Sitz in Köln.
    (fwa/cc)