Donnerstag, 25. April 2024

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Orakel, Mystik und Tarot-Karten
Hex, hex als Hipstertrend

Einhörner, Hexen und Tarotkarten sind zurück. Sie zieren die Kleider auf den Laufstegen der Haute Couture und sind des Hipsters neuer Liebling. Das Metaphysische hat es aus seiner Esoterik-Ecke heraus geschafft und ist Mode- und Lifestyle-Trend. Ein Rückzug aus der digitalen Welt?

Von Ina Plodroch | 30.10.2017
    Die Tarot Karte für Kraft. Legen und lesen aus Tarot-Karten nach Arthur Edward Waite, aufgenommen am 24.08.2005.
    Das Okkulte liegt wieder im Trend (picture-alliance / dpa / Heiko Wolfraum)
    Normcore war gestern. Magie ist heute. Normcore, das sind weiße Turnschuhe, weißes Shirt, unförmige Jeans. Die New Yorker Agentur K-Hole hatte den Unisex Trend vor vier Jahren ausgerufen. Doch damit soll nun Schluss sein. Raus aus dem Straßenbild mit den weißbeschuhten Langweilern. "Magic" heißt jetzt das Zauberwort der Trendsetter. Und damit scheinen sie wieder recht zu haben.
    Auf YouTube teilen junge Mädchen Tipps wie: Hör auf dich selbst, hör auf spirituelle Tipps. Was sich bisher in Yoga-Esoterik-Shops versteckt hat, wird nun beliebt, sagt auch Alexandra Kruse. Sie ist das Einhorn Orakel.
    "Es geht darum, dass man Botschaften von den Einhörnern durch Karten empfängt, das ist ähnlich wie Tarot."
    Sie ist Stylistin und liebt das Metaphysische. Aus ihrem Leben als Stylistin und "Unicorn Lover" postet sie auf Instagram Fotos, zum Beispiel von der Tarot-Karte, die sie gerade gezogen hat. Damit ist sie momentan nicht die verrückteste Esoterikerin, sondern:
    "Irgendwie habe ich auch das Gefühl, junge Leute sind viel, viel offener für alles, was 'magic' ist."
    Auch große Designer setzen auf Magie
    Deshalb verkaufen hippe Kosmetikshops nun auch ein "Hautöl Luna", das in einer bestimmten Mondphase angerührt wurde und auf Blogs stehen Tipps für Erfolgselixiere. Die Esoterik von früher ist heute der "Holistic Lifestyle". Wen interessieren schon Fakten und Rationalität, wenn das Leben sowie schon so kompliziert geworden ist.
    "Das ist das Geheimnis vom magischen Gedankengut und im Moment habe ich das Gefühl, dass sich viele Leute wieder daran erinnern, was war, was kommt."
    Auch die großen Designer lieben das Übersinnliche.
    "Zum Beispiel die Frühjahr-/Sommerkollektion von Dior oder auch die jetzt die Herbst-/Winterkollektion von Alexander McQueen"
    Uta Christiane Bergemann ist Kunsthistorikerin der Akademie Mode und Design in Düsseldorf.
    "Bei Maria Grazia Chiuri, die als Chefdesigner für Dior arbeitet, da hat es eine ganze Reihe von Entwürfen gegeben, die dezidiert auch Stickereien - zum Beispiel der Gestirne - drauf hatten oder eben andere Symbole, die sich dezidiert mit Metaphysischem oder auch Surrealem beschäftigen."
    "Das ist ein Riesenhype"
    Uta-Christiane Bergemann überrascht es nicht, dass sich Fantasy, Magie, Esoterik in Mode und Lifestyle zeigen.
    "Das ist eigentlich ein Riesenhype, der ganz allgemein ist. Es gibt eben in diesem Fantasy-Bereich jetzt eine unendliche Welle, gerade für Teenies, von Fantasy-Büchern, Fantasy-Filmen, Fantasy-Computerspielen. Vielfach sind da die Protagonisten irgendwelche einfachen Mädchen oder Jungen, die aber entdecken, dass sie irgendwelche besonderen Fähigkeiten haben und dann die Welt damit retten."
    Ein Rückzuck in eine Fantasiewelt, in der die eigenen Gedanken etwas verändern können. Eine Antwort auf ein Gefühl der Machtlosigkeit? Das Ganze wirkt auch wie ein Entsagen aus der digitalen Welt – selbst wenn sich die "Witches of Instagram" auf der sozialen Fotoplattform in Szene setzen und ihre Taille und verschnörkelten Kleider im Nebel präsentieren. Eine Rückkehr zu Zeiten, in denen Aberglaube und Esoterik das einzige war, woran die Menschen glauben konnten.