Samstag, 20. April 2024

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Orgeln in Russland
Neue Huldigung der Königin

Orgel und Russland? Auf den ersten Blick wirkt allein die Kombination dieser Begriffe eher seltsam. Dabei scheinen sich beide in einem andauernden Liebestaumel zu befinden: Von Kaliningrad bis Wladiwostok wird eine Konzertorgel nach der anderen gebaut und die Orgellehrgänge an den Musikhochschulen sind restlos ausgebucht.

Von Anastassia Boutsko | 25.04.2017
    Die neue, 2008 geweihte Hauptorgel im Königsberger Dom, dem heutigen Kaliningrad, am 22.01.2010 gilt mit ihren 122 Registern als größte Orgel Russlands. Gebaut wurde sie von der deutschen Orgelbaufirma Schuke (Potsdam), die äußere Gestalt des Prospekts lehnt sich an das barocke Original von Josua Mosengel an (im Krieg verbrannt), technisches Vorbild ist die neue Orgel im Erfurter Dom. Foto: Thoralf Plath dpa |
    Imposanter Neubau: die Orgel im Dom zu Kaliningrad (dpa)
    Die Liebe des russischen Publikums zu den Orgelklängen ist fast so unermesslich wie das Land selbst. Auch wenn die Orgel - wie auch sonst alle Instrumente - in der orthodoxen Kirche unerwünscht und damit nur in den Konzertsälen zu hören ist, hat sie in Russland eine lange und abwechslungsreiche Geschichte: Iwan der Schreckliche und Peter der Erste holten sie an ihre Höfe, vor der Oktoberrevolution erlebte die russische Orgelschule ihre Blütezeit. Die Jahrzehnte danach und insbesondere der Zweite Weltkrieg bedeuteten einen Einbruch. Die Wiederbelebung der Orgeltradition in den späten 50er-Jahren war die Heldentat einiger Weniger.