Ortserkundungen

Auf Eierschalen balancieren: Die schottische Volksrepublik Eigg

Von Hannelore Hippe · 19.08.2014
Die schottische Insel Eigg am nordwestlichen Zipfel Europas ist malerisch, windumtost und ziemlich unbedeutend. Dennoch sorgte sie vor fast 20 Jahren für internationale Schlagzeilen. Die wenigen Bewohner hatten sich über die Jahrhunderte in blutigen Clankriegen mehrmals fast komplett ausgerottet.
Die letzte Dezimierung jedoch leisteten die historischen Umstände: keine Arbeitsplätze, keine Schulen, die meisten Eigger emigrierten aufs Festland. Das war vor 40 Jahren. Der neue "Laird" der Hebrideninsel, ein exzentrischer englischer Geschäftsmann, warb per Zeitungsannonce engagierte Menschen an, die sich auf der Insel selbst verwirklichen sollten.
Trotz bester Vorsätze aller Beteiligten ging diese Rechnung nicht auf. Die "Hippies" rotteten sich zusammen und setzten den Inselbesitzer ab, was einer kleinen Revolution gleichkam, denn damit fiel auch das uralte schottische Feudalrecht, das immer noch galt. Die 89 Bewohner sammelten im brandneuen Internet Geld in aller Welt, um ihr Eigg Land endlich selbst zu kaufen und zu besitzen.
1997 rief man die "freie Volksrepublik Eigg" aus, so betitelten zumindest die britischen Zeitungen das Ereignis. Was ist seitdem geschehen? Wie hat die Insel überlebt? Man liest von Möchtegern-Insulanern, die von den Rebellen Verhören unterzogen werden, bevor sie zuziehen dürfen. Alternativer Tourismus und erneuerbare Energien sollen der Insel helfen, doch ist der Erfolg bisher sehr bescheiden geblieben.