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Ost-Ukraine
Separatisten melden 35 Tote

Nach der Präsidentschaftswahl in der Ukraine gehen die Kämpfe im Osten des Landes unvermindert weiter. Nach inoffiziellen Angaben der prorussischen Aktivisten sind in Donezk Dutzende Separatisten getötet worden.

Von Sabine Adler | 27.05.2014
    Ein seperatistischer Kämpfer bringt sich am 26.05.2014 während der Kämpfe auf dem Flughafen Donezk in Sicherheit. Ukrainische Truppen und moskautreue Kräfte lieferten sich Auseinandersetzungen auf dem Flughafen der Industriemetropole rund 600 Kilometer südöstlich der Hauptstadt Kiew.
    Ein seperatistischer Kämpfer bringt sich während der Kämpfe auf dem Flughafen Donezk in Sicherheit. (picture alliance / dpa / Jan A. Nicolas)
    Schwere Kämpfe liefern sich die Regierungstruppen mit den prorussischen Milizen, die am Montagvormittag den Flughafen von Donezk besetzt haben. Maschinen durften nicht mehr starten und landen, stattdessen kreisten Hubschrauber. Auch in ihrer Hochburg Slawjansk, wo am Samstag ein Journalist und sein Übersetzer sowie Fahrer umgekommen waren, gab es gestern immer wieder Schusswechsel.
    Wer gehofft hatte, dass die Separatisten nach den massiven Drohgebärden am Wahltag eine Pause einlegen, sah sich getäuscht. Den gewalttätigen Anhängern der sogenannten Volksrepubliken ist es trotz ihrer flächendeckenden Blockaden der Wahlbüros in Donezk und Lugansk dennoch nicht gelungen, die internationale Anerkennung der Präsidentschaftswahl zu verhindern, denn die Abstimmung wurde von der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa als frei und fair bewertet.
    Poroschenko will bald nach Donezk reisen
    Der Bundestagsabgeordnete Karl Lamers, war einer der Kurzzeitbeobachter in Kiew. "Die waren wirklich frei und fair, internationalen Standards entsprechen und des wäre furchtbar, wenn man Separatisten die Chance gäbe, ein ganzes Land in Geiselhaft zu nehmen, deswegen war und ist es wichtig, dass die Wahlen durchgeführt wurden. Und ich finde das toll, dass der Präsident gesagt hat: Meine erste Reise führt mich in den Donbass. Das heißt, er wird sich um diese Menschen kümmern, vielleicht gerade um die, die bisher daran gehindert wurden, sich frei entscheiden zu können, und ich bin überzeugt, dass das ein starkes Votum für eine einige und geeinte Ukraine war."
    Der bereits im ersten Wahlgang siegreiche Unternehmer Petro Poroschenko wird angesichts der gewaltsamen Auseinandersetzungen in Donezk mit seiner Reise warten müssen. Der Flughafen war am Abend unter Kontrolle, bei Kämpfen am Bahnhof gab es Tote und Verletzte, das Viertel ist evakuiert worden. Nach inoffiziellen Angaben der Separatisten wurden in Donezk mindestens 35 Menschen getötet. Ein Lastwagen mit verletzten Kämpfern sei von regierungstreuen Truppen beschossen worden, als er vom Flughafen in ein Krankenhaus unterwegs gewesen sei, teilte der Separatisten-Anführer Pawel Gubarew mit. Der selbst ernannte Gouverneur der nicht anerkannten "Volksrepublik Donezk" sprach in einer Mitteilung von 15 Verletzten. Die Gesundheitsbehörden bestätigten lediglich, dass es Tote und Verletzte bei Kämpfen in der Millionenstadt gegeben habe.
    Pro-russische Aktivisten laden Waffen auf einen Truck, nachdem sie sich Gefechte mit ukrainischen Soldaten vor Donetsk geliefert haben.
    Pro-russische Aktivisten laden Waffen auf einen Truck, nachdem sie sich Gefechte mit ukrainischen Soldaten vor Donetsk geliefert haben. (dpa / picture alliance / Roman Pilipey)
    Der sogenannte Regierungschef der Lugansker Volksrepublik will Poroschenko nur dann empfangen, ließ Bolotow erklären, wenn sich der ukrainische Präsident als Staatsgast ankündigt. Die Präsidentschaftswahl erkennen die Separatisten nicht an, mit Poroschenko reden würden sie nur, wenn es um den Austausch von Geiseln und den Abzug der wie sie es sagen ukrainischen Besatzungsstreitkräfte ginge.
    Präsident fordert effektivere Anti-Terror-Operationen
    Poroschenko gibt sich entschlossen. Er redet nur mit Personen, die die Waffen niedergelegt haben und setzt weiter auf die Anti-Terror-Operation. "Ich unterstützte sie, aber ich fordere ein anderes Format. Sie muss kürzer sein, effektiver. Die Einheiten müssen viel besser ausgestattet werden. Kein ukrainischer Soldat darf künftig mehr nackt, barfüßig und hungrig sein müssen. Eine Anti-Terror-Operation darf nicht mehr zwei bis drei Tage dauern, sondern höchstens einige Stunden."
    Poroschenkos erster Auslandsbesuch soll Polen gelten, das seit Jahren an der Seite der Ukraine steht, ihr Anwalt in Europa ist. Für ein Treffen mit dem russischen Präsidenten Putin ist offen, ein Termin in der ersten Juni-Hälfte kursiert. Der russische Außenminister Sergej Lawrow erklärte Dialogbereitschaft und kritisierte zugleich den Einsatz der ukrainischen Sicherheitskräfte in der östlichen Region. Vor den Reisen und treffen steht jedoch erst einmal die Inthronisierung des Unternehmers, Ex-Außen- und Ex-Wirtschaftsministers. Wenn die Zentrale Wahlkommission das amtliche Endergebnis vorlegt, dafür hat sie noch acht Tage Zeit, muss in den darauffolgenden Fünf Tagen die Vereidigung stattfinden. Ginge es schnell, könnte Übergangspräsident Alexander Turtschinow schon nächste Woche den Sessel räumen.