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Ostelbien Dornburg
Ein Fußballverein auf Rechtsaußen

Etwa 20 Neonazis stürmen eine Disco in Magdeburg, zeigen den Hitlergruß und schlagen auf Gäste ein. Anschließend gehen sie in der Innenstadt auf vier Iraker los. Die Täter kommen offenbar aus dem Umfeld des Fußballvereines Ostelbien Dornburg.

Von Christoph Richter | 07.01.2015
    Es verdichten sich die Erkenntnisse, bestätigt ein Polizeisprecher gegenüber dem Deutschlandfunk, dass an den Überfällen in Magdeburg und Gommern mutmaßlich Spieler des Fußballclubs Ostelbien Dornburg beteiligt waren. Kein normaler Fußballverein. Denn Spieler und Trainer rekrutieren sich aus polizeibekannten Neonazis und vorbestraften rechten Hooligans der einst verbotenen BLUE WHITE STREET ELITE. Eine frühere Fan-Vereinigung des Regionalligisten 1. FC Magdeburg. 2011 hat der Verein Ostelbien Dornburg seine Spielberechtigung vor Gericht erstritten. Star der Mannschaft ist Dennis Wesemann. Seine Biografie liest sich wie ein Auszug aus einem Polizeibericht. Gefährliche Körperverletzung, Landfriedensbruch, Zeigen von Symbolen verbotener Organisationen. Jetzt wird ihm zur Last gelegt, eine Besucherin eines Fußballturniers in Gommern bei Magdeburg tätlich angegriffen und verletzt zu haben. Lutz Bengsch vom Landessportbund Sachsen-Anhalt:
    "Unbehagen gibt es da auf jeden Fall. Weil wir natürlich, seit dieser Verein um Aufnahme gebeten hat in den Landessportbund und den Fußballverband Sachsen-Anhalt, letztendlich immer ein Auge drauf hatten, was passiert da."
    Ein Ausschluss aus dem Ligabetrieb - wegen der mutmaßlichen Angriffe von Spielern des Vereins Ostelbien Dornburg auf vier Iraker in der Magdeburger Innenstadt - sei derzeit nicht im Gespräch, so Bengsch weiter. Die Überfälle machten aber deutlich, sagt die Berliner Sportsoziologin Laura Piotrowski von der Amadeu Antonio Stiftung, dass Sportvereine per se keine demokratischen Räume seien. Sie fordert vom Landessportbund Sachsen-Anhalt ein deutlicheres Engagement gegen Rechtsextremismus und Gewalt im Fußball. Aber auch die gegnerischen Mannschaften könnten ein Zeichen gegen den Verein Ostelbien Dornburg setzen, so Piotrowski weiter.
    "Es muss halt das Klima unangenehm gemacht werden, für solche Vereine. Die anderen Vereine könnten bei jedem Spiel Fahnen gegen Rechts aufhängen. Sie könnten in Sondertrikots spielen. Und da kann der DFB eine deutlichere Unterstützung auch leisten, sollte er auch leisten."
    Doch ob nach den Vorfällen sportrechtliche Sanktionen gegenüber dem Verein Ostelbien Dornburg ausgesprochen werden, dazu wollte sich der für den Sport zuständige CDU Innenminister Holger Stahlknecht nicht äußern. Er sagte lediglich, um gegen die gewaltbereite Fußballfan-Gruppe „Blue White Street Elite" ein Verbotsverfahren einzuleiten, seien aktuell weitere Erkenntnisse nötig.