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Ostermesse in Rom
"Die Welt ist voll von Menschen, die an Leib und Seele leiden"

Nach den Terroranschlägen von Brüssel fand die Osterpredigt auf dem Petersplatz in Rom unter verstärkten Sicherheitsvorkehrungen statt. Die Osterbotschaft des Papstes war eine Botschaft des Friedens: Franziskus rief die Menschen zur Versöhnung mit Gott und den Nächsten auf. Mit deutlichen Worten prangerte er Terror und eine "geldgierige Ausbeutung" der Erde an.

Von Tilmann Kleinjung, Rom | 27.03.2016
    Papst Franziskus spendet am Ostersonntag den Segen "Urbi et Orbi" vom Petersdom im Rom aus.
    Papst Franziskus spendet am Ostersonntag den Segen "Urbi et Orbi" vom Petersdom im Rom aus. (AFP - Alberto Pizzoli)
    Osterwetter in Rom. Bei strahlendem Sonnenschein hat Papst Franziskus heute mit Tausenden Gläubigen die Ostermesse auf dem Petersplatz gefeiert. Zum Abschluss dieses Gottesdienstes spendete der Papst von der Loggia des Petersdoms den Segen Urbi et Orbi, der Stadt und dem Erdkreis.
    Nach den Terroranschlägen von Brüssel fanden die Osterfeierlichkeiten in diesem Jahr unter noch einmal verstärkten Sicherheitsvorkehrungen statt. Auch in Italien gibt es offenbar Verbindungen zu den Attentätern von Brüssel und Paris. Die italienische Polizei nahm gestern in Salerno einen Algerier fest, der im Verdacht steht, Terroristen mit falschen Papieren ausgestattet zu haben.
    Ermunterung zu Nähe mit den Opfern
    Ein Osterfest überschattet von Terror und Krieg. Und die Osterbotschaft des Papstes ist eine Friedensbotschaft.
    "Jesus ermuntere uns an diesem Osterfest zur Nähe mit den Opfern des Terrors, einer blinden und grausamen Form der Gewalt die nicht aufhört, in vielen Teilen der Welt unschuldiges Blut zu vergießen, wie zum Beispiel bei den jüngsten Attentaten in Belgien, in der Türkei, in Nigeria, im Tschad, in Kamerun, in der Elfenbeinküste und im Irak."
    Bei der traditionellen Kreuzwegprozession am Karfreitag hatte Papst Franziskus Terrorismus und religiösen Fundamentalismus scharf verurteilt und gleichzeitig Waffenhändler angeklagt, "die den Glutofen der Kriege mit dem unschuldigen Blut der Brüder und Schwestern beschicken".
    In seiner Osterbotschaft erinnert er an die Opfer der Kriege: "Die Welt ist voll von Menschen, die an Leib und Seele leiden", sagt der Papst und nennt an erster Stelle den Krieg in Syrien.
    "Der auferstandene Christus möge dem geschätzten Syrien Wege der Hoffnung aufzeigen, einem Land, das von einem langen Konflikt zerrissen ist und von einer ganzen Reihe von Zerstörung, Tod, Missachtung von Menschenrechten und Zermürbung des gesellschaftlichen Zusammenlebens. Der Kraft des auferstandenen Herrn vertrauen wir die im Augenblick stattfindenden Gespräche an, auf dass mit gutem Willen und der Zusammenarbeit aller die Früchte des Friedens eingesammelt werden können und mit dem Aufbau einer geschwisterlichen Gesellschaft begonnen werden kann, einer Gesellschaft, die die Würde und Rechte aller Bürger respektiert."
    Aufruf für ein friedliches Miteinander
    Syrien und der Irak, die Ukraine, Jemen und Libyen. Die Liste der von Krieg und Gewalt geplagten Länder ist lang. Der Papst erwähnt sie alle, auch die Konflikte, die in Vergessenheit geraten sind: in Mozambique oder im Südsudan. Die Osterbotschaft besiege die "Härte der Herzen", fordert der Papst und appelliert besonders an die Bewohner des Heiligen Landes, an Israelis und Palästinenser.
    "Das Bild des neuen Menschen, das auf dem Antlitz Jesu erstrahlt, fördere im Heiligen Land das Zusammenleben zwischen Israelis und Palästinensern, wie auch die geduldige Bereitschaft und den täglichen Einsatz für einen gerechten und anhaltenden Frieden durch direkte und ehrliche Verhandlungen."
    Ein Papst, der Zeichen setzt
    Papst Franziskus setzt Zeichen. Am Gründonnerstag hatte er ein Aufnahmezentrum für Asylbewerber in der Nähe von Rom besucht und dort Flüchtlingen die Füße gewaschen, wie es die katholische Tradition an diesem Tag vorsieht. Heute fordert der Papst die Christen auf, "Menschen, die auf der Suche nach einer besseren Zukunft sind", nicht zu vergessen.
    "Eine immer größer werdende Anzahl von Migranten und Flüchtlingen - unter ihnen viele Kinder – fliehen vor Krieg, Hunger, Armut und sozialer Ungerechtigkeit. Diese unsere Schwestern und Brüder begegnen auf ihrem Weg oft genug dem Tod oder der Ablehnung durch diejenigen, die ihnen Gastfreundschaft und Hilfe bieten könnten."
    Und an die Weltgemeinschaft appellierte der Papst, eine Politik zu entwerfen, die den Opfern von Konflikten und anderen Notlagen helfen und sie schützen kann – "vor allem die Schwächsten und die aus ethnischen und religiösen Gründen Verfolgten".