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Ostern
Papst Franziskus verurteilt religiösen Fundamentalismus

Beim Kreuzweg in Rom hat Papst Franziskus Terrorismus und religiösen Fundamentalismus verurteilt. Zugleich forderte er die Menschen auf, Flüchtlingen vor Krieg und Terror nicht gleichgültig gegenüber zu stehen. Eine weitere Kritik richtete sich an Personen in den eigenen Reihen.

Von Tilmann Kleinjung | 26.03.2016
    Der Kreuzweg am Kolosseum ist ein besonders stimmungsvoller Moment der römischen Osterfeierlichkeiten. Doch um daran teilnehmen zu können, mussten die Gläubigen in diesem Jahr besonders viel Geduld aufbringen und gleich zwei Sicherheitskontrollen passieren. Nach den Anschlägen von Brüssel überschattet die Angst vor dem Terror dieses Osterfest in Rom. Zahlreiche Beamte sicherten die Gegend rund um das antike Bauwerk im Zentrum der Stadt. Im Einsatz waren auch Sprengstoffspezialisten und Spürhunde. Papst Franziskus formulierte zum Abschluss der Feier ein Gebet, das auch eine Anklage gegen Terrorismus und religiösen Fundamentalismus enthielt.
    "Anhänger mancher Religionen schänden den Namen Gottes und benutzen ihn dazu, ihre unerhörte Gewalt zu rechtfertigen."
    Deutliche Worte gegen Terroristen
    Auch wenn das durch antike Quellen nicht belegt ist, steht das Kolosseum in Rom als Sinnbild für die Märtyrer des frühen Christentums, für Menschen, die wegen ihres Glaubens getötet wurden. Dass Christen immer noch und besonders heute verfolgt werden, war eines der zentralen Motive der Feier am Kolosseum. Christen aus Syrien trugen das Kreuz auf einer Station des Kreuzwegs. Und der Papst geißelte, ohne die Terrormiliz IS namentlich zu nennen, deren Verbrechen gegen Christen.
    "O Kreuz Christi, auch heute noch sehen wir dich aufgerichtet in unseren Schwestern und Brüdern, die getötet, lebendig verbrannt werden, deren Kehlen durchgeschnitten, die geköpft werden mit barbarischen Schwertern und unter feigem Stillschweigen."
    Zu Beginn der Osterfeierlichkeiten hatte Papst Franziskus am Gründonnerstag ein Aufnahmezentrum für Asylbewerber in der Nähe von Rom besucht und, in Erinnerung an das letzte Abendmahl Jesu, Flüchtlingen die Füße gewaschen und mit ihnen gemeinsam Eucharistie gefeiert. Am Karfreitag mahnte der Papst, Menschen, "die erschöpft und verängstigt vor Kriegen und Gewalt fliehen", nicht gleichgültig gegenüber zu stehen.
    "Das Mittelmeer und die Ägäis sind zu einem unersättlichen Friedhof geworden, ein Bild unseres abgestumpften und betäubten Gewissens."
    Papst verurteilt Verbrechen von Priestern
    Auch der Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche wurde bei diesem Kreuzweg zur Sprache gebracht. In einem der Texte, die die einzelnen Stationen des Leidenswegs Jesu begleiten, wurde an die "Wunden, der in ihrer Intimität geschändeten Kinder" erinnert. Und in seinem Abschlussgebet verurteilte Papst Franziskus Priester, die sich an Minderjährigen vergangen haben.
    "O Kreuz Christi, auch heute noch sehen wir dich in den untreuen Dienern, die sogar die Unschuldigen ihrer Würde berauben, anstatt die eigenen eitlen Ambitionen abzulegen."
    Ostern im Zeichen des Terrors. Der Papst lässt sich davon offenbar wenig beeindrucken. Italienische Medien hatten bereits die Nachricht verbreitet, im Vatikan seien Polizeieinheiten Italiens zur Terrorabwehr stationiert worden. Vatikansprecher Lombardi dementierte die Nachricht und fügte hinzu, Papst Franziskus werde sein Programm an den Ostertagen wie geplant absolvieren. Ihm liege sehr an einem sicheren Ablauf der Zeremonien und an einer unbeschwerten Teilnahme der Gläubigen.