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Ostspanien
Gegner und Befürworter streiten über geplante Uran-Mine

In der Nähe von Salamanca in Ostspanien soll Europas größte Uran-Mine entstehen. Doch noch ist unklar, ob das Projekt des australisch-britischen Betreibers Barkeley Energy realisiert werden kann. Gegner sehen Trinkwasser und Landwirtschaft in Gefahr. Andere wiederum sehen dem geplanten Großprojekt positiv entgegen.

Von Oliver Neuroth | 27.02.2018
    Mehr als 3.000 Demonstranten gegen die Uran-Mine in Salamanca, Spanien
    In Salamanca gingen einige Tausend Demonstranten gegen die Uran-Mine auf die Straße (imago/Agencia EFE)
    "Exakt in diesem Gebiet soll es losgehen. Hier wollen sie als erstes nach Uran graben, es wird die zentrale Abbau-Zone."
    Jorge Rodriguez hält mit seinen Jeep an einem kleinen Feldweg an und zeigt auf eine hügelige Wiese. Auf ihr stehen ein paar Bäume, das Gelände ist eingezäunt. Am Tor hängt hängt ein leuchtend gelbes Schild: "Prohibido el paso", "Einfahrt verboten". Jorge kämpft dafür, dass die Wiese unangetastet bleibt. Er ist Bürgermeister von Villavieja de Yeltes; das Uran-Abbaugebiet soll einen Teil seiner Gemeinde umfassen. Der sozialistische Politiker befürchtet Umweltschäden.

    "Die Luft wird verschmutzt durch Partikel, die bei den Abbauarbeiten freigesetzt werden. Außerdem wird das Grundwasser kontaminiert - dagegen kann man nichts tun. Ebenso ist Wasser an der Erdoberfläche in Gefahr."
    Jorge meint den Fluss Yeltes, nur wenige Meter entfernt; er liefert das Trinkwasser für sein Dorf. Der Bürgermeister beruft sich auf wissenschaftliche Untersuchungen, wonach die Gefahren durch einen Uran-Abbau eindeutig gegeben sind. Paul Atherley argumentiert mit anderen Gutachten. Er ist der Chef von Berkeley Energy, einem britisch-australischen Energie-Konzern, der die Uran-Mine betreiben will.
    "Nichts wird von der Mine freigesetzt. Wir haben umfassende Luft- und Vibrations-Tests gemacht. Jeder Test, den man sich nur vorstellen kann, wurde von unabhängigen Behörden geleitet. Die Befürchtungen sind unbegründet."
    Ein Projekt, das auch Vorteile hat
    Die spanische Regierung hat im Jahr 2012 die Rechte für den Uran-Abbau an Berkeley Energy vergeben. Seitdem laufen peu a peu die Vorbereitungen für das sogenannte "Salamanca-Projekt": Das Unternehmen hat ein Containerdorf aufgebaut, eine Art Außenposten der Firma vor Ort. Bagger sind angerückt und haben eine erste Grube ausgehoben. Der Tagebau soll 5.400 Hektar groß werden - das entspricht etwa der Fläche der Stadt Flensburg.
    "Uns liegen so gut wie alle Genehmigungen vor. Wir können in Kürze loslegen. Zu Beginn werden 70 Mitarbeiter beschäftigt sein, wenig später 150."
    Die Aussicht auf neue Jobs in der strukturschwachen Region nahe der portugiesischen Grenze lässt viele Bewohner der Dörfer zu Fans des Uran-Projekts werden. So zum Beispiel auch den Bürgermeister von Retortillo, dem zweiten Ort, auf dessen Territorium die Uran-Mine entstehen soll. Interviews gibt er nicht. Andere Befürworter des Tagebaus sprechen dagegen gerne über die möglichen Vorteile.
    "Auf mich wirkt das Projekt wirklich sehr gut. Hier wohnen ja nur wenige Menschen, es gibt kaum Arbeit. Klar, es kann immer etwas schief gehen. Aber das Ganze wird doch gut kontrolliert sein, denke ich zumindest."
    "Hier leben schon lange Menschen - und das Uran war immer im Boden, es gab nie Probleme. Was soll der Grund dafür sein, dass der Stoff plötzlich gefährlich ist und Leute gegen einen Abbau sind? Das verstehe ich nicht."
    Gegner machen regelmäßig mobil
    Die Gegner des Uran-Abbaus machen regelmäßig mobil und starten Demonstrationen in den betroffenen Dörfern oder - wie an diesem Wochenende - in der Provinzhauptstadt Salamanca.
    "Nein zur Mine, ja zum Leben". Unter diesem Motto sind am Samstag rund 5.000 Menschen durch die Stadt gezogen. Mit dabei auch Jorge Rodriguez, der Bürgermeister von Villavieja de Yeltes. Er könne die Argumente der Befürworter verstehen, sagt er, natürlich seien neue Jobs wichtig für die Region. Doch selbst wenn der Betrieb der Mine problemlos laufe - der Uran-Abbau sorge für ein schlechtes Image, gerade mit Blick auf die Landwirtschaft, von der Region lebe, und die Fleischindustrie.
    "Uns wird ein Stigma anhaften, dass in diesem Gebiet ein hochgefährlicher Stoff abgebaut wird. Unsere Rinder, unsere Schweine werden auf den Weiden aufgezogen, die neben der Mine liegen. Das sorgt für Misstrauen der Kundschaft, wogegen man nur sehr schwer wieder ankämpfen kann."
    Auch deshalb wollen die Gegner des Projekts weiter auf die Straße gehen. Die nächste Kundgebung ist schon für das kommende Wochenende angesetzt.